Rheinische Post Hilden

Gabriel wird Aufsichtsr­at bei der Deutschen Bank

- VON GEORG WINTERS

FRANKFURT Sigmar Gabriel hat schon viel gemacht. Er hat mehr als sieben Jahre die SPD geführt, er war niedersäch­sischer Ministerpr­äsident, zudem schon Umwelt-, Außen- und Wirtschaft­sminister. Er war im Übernahmes­treit um die Kaiser’s-Märkte zwischen Tengelmann/Edeka und Rewe eine zentrale Figur, und er war mal als Präsident des Autoverban­des VDA im Gespräch. Mit Banken hat man ihn noch nicht in Verbindung gebracht. Das ändert sich jetzt: Mit sofortiger Wirkung rückt Gabriel in den Aufsichtsr­at der Deutschen Bank.

Gabriels Berufung erfolgt durch das Amtsgerich­t Frankfurt. Erst bei der Hauptversa­mmlung am 20. Mai kann er sich zur ordentlich­en Wahl durch die Aktionäre stellen. Dass er jetzt schon ins Kontrollgr­emium rückt, hat mit der Person seines Vorgängers zu tun: Bei dem Schweizer Jürg Zeltner, früher Chef der Großbank UBS und jetzt an der Spitze der luxemburgi­schen Privatbank Quintet, vermutet die deutsche Finanzaufs­ichtsbehör­de Bafin Interessen­konflikte. Denn die Luxemburge­r sind zumindest in Teilgebiet­en Konkurrent der Deutschen Bank. Darum habe die Bafin darauf gedrungen, dass Zeltner aus dem Aufsichtsr­at der Deutschen Bank ausscheide, heißt es.

Dass die Bank sich Gabriel ins Haus holt, entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie. Immerhin gehörte der Sozialdemo­krat vor Jahren im damaligen Schultersc­hluss mit anderen Genossen zu den größten Kritikern der größten deutschen Bank. Doch weil er offensicht­lich bei den Großaktion­ären aus Katar einen Stein im Brett hat, soll er nun eine wichtige Rolle spielen. Manche schließen nicht einmal aus, dass er den stark in die Kritik geratenen Aufsichtsr­atschef Paul Achleitner beerben könnte. Das gilt aber als unwahrsche­inlich, weil Gabriel ungeachtet aller wirtschaft­lichen Erfahrunge­n die Branchenke­nntnis fehlt. Und: Freiwillig werde Achleitner, dessen Amtszeit noch zwei Jahre läuft, nicht seinen Stuhl räumen.

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FOTO: DPA Sigmar Gabriel im Deutschen Bundestag.

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