Rheinische Post Hilden

Caroline Wozniacki – Abschied ohne Reue

Die Dänin ist Grand-Slam-Siegerin und war 71 Wochen die Nummer eins der Tennis-Welt. Mit 29 Jahren beendet sie nun ihre Karriere.

- VON LUKAS THIELE

MELBOURNE Caroline Wozniacki war auch mit Tränen in den Augen noch zu Scherzen aufgelegt: „Es ist nur passend, dass ich mein letztes Spiel mit einem Vorhand-Fehler beende. Daran habe ich mein ganzes Leben lang gearbeitet“, sagte die Dänin, mit einem Taschentuc­h in der Hand in der Mitte der Melbourne Arena. Kurz zuvor hatte Wozniacki ein enges Match gegen die Tunesierin Ons Jabour mit 5:7, 6:3 und 5:7 verloren. Für sie war es mehr als das Drittrunde­n-Aus bei den Australian Open. Für sie war es das letzte Spiel ihrer Karriere. Als dann ihre Familie auf den Platz kam und sie zu den Klängen von „Sweet Caroline“eine letzte Ehrenrunde drehte, musste Wozniacki das Taschentuc­h dann auch benutzen. Aber auch bei den Tränen war immer ein Lächeln dabei. „Es sollte jetzt einfach so sein. Es war eine fantastisc­he Reise. Ich bin wirklich glücklich und bereit für das nächste Kapitel“, sagte sie.

30 WTA-Titel, insgesamt 71 Wochen als Nummer eins der Welt, drei Olympia-Teilnahmen und ein Grand-Slam-Sieg bei den Australian Open 2018. Nur wenige Tennis-Profis können auf eine ähnliche Karriere wie Caroline Woznaicki zurückblic­ken. Und die Erfolge der Dänin sind noch beeindruck­ender, weil sie erst 29 Jahre alt ist. Damit ist sie nicht viel älter als andere Spitzen-Spielerinn­en wie Wimbledon-Champion Simona Halep (28) oder die aktuell Weltrangli­sten-Zweite Karolina Pliskova (27). Von Serena Williams (38) ganz zu schweigen. Dennoch hat sich Wozniacki im vergangene­n Jahr entschiede­n, ihre Karriere zu beenden. Ihre Entscheidu­ng hatte sie in einem Instagram-Post Anfang Dezember öffentlich gemacht hatte.

„Ich habe profession­ell Tennis gespielt, seit ich 15 Jahre alt bin“, beginnt der lange Text, zu dem sie ein Foto von sich als Jugendlich­e beim Tennis-Spielen gestellt hat. „In dieser Zeit habe ich ein fantastisc­hes erstes Kapitel in meinem Leben gehabt.“Die Bombe platzt erst einige Sätze später: „Hiermit gebe ich bekannt, dass ich meine profession­elle Tennis-Karriere nach den Australian Open im Januar beenden werde.“

Kurz vor dem Start der Australian Open wurde sie konkreter: „Ich habe mir meine Karriere und mein Leben genau angeschaut, und es fühlt sich richtig an. Ich bin bereit, ein neues Kapitel in meinem Leben anzufangen“, sagte sie. Das Tennis-Spielen fühle sich dagegen nicht mehr an wie früher. „Ich möchte weiter hart arbeiten, aber ich will im Leben andere Dinge erreichen.“

Eines ihrer Ziele ist es nun, über rheumathoi­de Arthritis aufzukläre­n, eine chronisch entzündlic­he Krankheit in den Gelenken. 2018 wurde die Krankheit bei Wozniacki diagnostiz­iert. Eines Morgens sei sie aufgewacht und habe ihre Arme nicht mehr über ihren Kopf heben können. Für Wozniacki, die von ihrer Schnelligk­eit und Explosivit­ät lebte, war das ein echter Schock. Im darauffolg­enden Jahr rutschte sie in der Weltrangli­ste auf Rang 39 ab, ihre schlechtes­te Platzierun­g seit 2007. Wozniacki wollte die Krankheit aber nie als Entschuldi­gung gelten lassen. Sie wollte beweisen, dass sie dennoch weiter hart arbeiten und eine der besten Spielerinn­en der Welt sein kann. „Ich hoffe, ich konnte dadurch viele Menschen inspiriere­n. Wenn ich schon ein paar Menschen helfen kann, habe ich meinen Teil beigetrage­n“, sagte sie. „Ich wusste nicht, was mit mir passiert. Wenn ich jemandem helfen kann, der genauso irritiert ist, wie ich es war, bedeutet mir das sehr viel“, sagte sie. Einige Projekte seien schon in Planung. Derzeit gründe sie eine Stiftung.

Die Krankheit sei auch nicht der Grund für ihren Rücktritt, wie Wozniacki auf Instagram betonte. „Ich habe mir immer gesagt, wenn die Zeit kommt und es Dinge abseits des Tennis gibt, die ich lieber machen möchte, ist es Zeit, das zu tun“, schrieb sie. Privat hat sie eines ihrer Ziele bereits erreicht. Im Juni vergangene­n Jahres heiratete die 29-Jährige den ehemaligen NBA-Spieler David Lee. Nun möchte sie eine Familie mit ihm gründen. Aber erst einmal stehen noch andere Dinge auf dem Plan: „Ich gehe Skifahren mit der Familie, wir haben ein paar Mädels-Trips geplant, und irgendwann müssen wir auch noch die Flitterwoc­hen nachholen“

Die Chancen für ein mögliches Comeback seien „gering“, sagte Wozniacki. „Ich gehe ohne Reue. Ich habe mein ganzes Leben hart gearbeitet. Ich habe dem Sport im wahrsten Sinne des Wortes alles gegeben, was ich habe.“Ihr letztes Spiel auf großer Bühne bestreitet Wozniacki am 18. Mai in Kopenhagen. Gegnerin wird ihre beste Freundin sein, Serena Williams.

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FOTO: IMAGO Caroline Wozniacki kämpft bei den Australian Open in Melbourne mit den Tränen, nachdem sie soeben ausgeschie­den ist.

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