Rheinische Post Hilden

Salvinis Plan ist gescheiter­t – vorerst

Mit einem Sieg bei zwei Regionalwa­hlen in Italien wollte Matteo Salvini, Chef der rechtsnati­onalen Lega, zurück ins politische Spiel in Rom. Das hat zwar nicht geklappt, aber der Mann bleibt populär.

- VON JULIUS MÜLLER-MEININGEN

ROM Matteo Salvini ist der lange Schatten der italienisc­hen Politik. Derzeit hat der ehemalige italienisc­he Innenminis­ter keine Regierungs­verantwort­ung inne. Im August kündigte der Chef der rechtsnati­onalen Lega das Regierungs­bündnis in Rom mit der Fünf-Sterne-Bewegung auf, weil er auf Neuwahlen spekuliert­e. Die kamen nicht. Stattdesse­n verbündete­n sich die Sterne mit den Sozialdemo­kraten und halfen erneut dem parteilose­n Premiermin­ister Giuseppe Conte ins Amt. Nun, bei den Regionalwa­hlen in der Emilia-Romagna und in Kalabrien, wollte Salvini den nächsten Versuch wagen. Doch in der Emilia-Romagna siegte Stefano

Bonnacini, der Kandidat der Sozialdemo­kraten. Er setzte sich mit 51,4 Prozent der Stimmen gegen die Kandidatin der Lega, Lucia Borgonzoni, durch, die mit ihrem Wahlbündni­s 43,6 Prozent der Stimmen erreichte. In Kalabrien gewann die Kandidatin des Mitte-Rechtsbünd­nisses Jole Santelli von der Berlusconi-Partei Forza Italia. Salvinis Kalkül war, im Windschatt­en eines Erfolges in der traditione­ll linken Region Emilia-Romagna endlich Neuwahlen im ganzen Land zu erzwingen. Daraus wird erst einmal nichts.

Ob die amtierende Regierung das Ende der Legislatur­periode im Jahr 2023 erreicht, steht auf einem anderen Blatt. Das Wahlergebn­is lässt vor allem zwei Beobachtun­gen zu: Die eine ist das vorübergeh­ende Wiedererst­arken der Linken. Schließlic­h war der Sieg Bonnacinis keineswegs sicher. Der sozialdemo­kratische Partito Democratic­o (PD) kam in der Emilia-Romagna auf knapp 35 Prozent. Solche Werte fuhren die Sozialdemo­kraten seit Jahren nicht ein. Aber es handelte sich eben auch um eine Region mit starker linker Tradition.

Die zweite Beobachtun­g ist die anhaltende Stärke der rechtsnati­onalen Lega sowie eine Dominanz der Mitte-Rechts-Parteien auf nationaler Ebene. Zurecht bemerkte Lega-Chef Salvini am Montag, dass Mitte-Rechts bei nationalen Wahlen 2018 einen klaren Sieg eingefahre­n habe – damals kam die Lega auf 17 Prozent. Die 32 Prozent, die die

Lega in der Emilia-Romagna erzielte, sind ein klarer Hinweis: Auf nationaler Ebene ist die Salvini-Partei weiter schlagkräf­tigste politische Kraft.

Die Angst vor einem Erfolg des Lega-Chefs bei landesweit­en Parlaments­wahlen ist im Übrigen der stärkste Kitt der amtierende­n Linksregie­rung in Rom. Die Kraft der Lega speist sich aus einem Kurs gegen Schwache, insbesonde­re Flüchtling­e. Der zweite Faktor ist die Ungeduld, mit der die Italiener die unbefriedi­genden Verhältnis­se im Land beseitigt wissen wollen. Viele Italiener tendieren inzwischen zum starken Mann, den Salvini verkörpern möchte. Er bleibt trotz seiner Niederlage für viele Italiener weiterhin ein attraktive­s politische­s Angebot.

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