Rheinische Post Hilden

Wichtige Früherkenn­ung

Das humane Papilloma-Virus verursacht häufig Gebärmutte­rhalskrebs. Neue Regelungen für Tests sollen Frauen mehr Sicherheit bieten.

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Andrea M. aus Neuss fragt: „Seit diesem Jahr gibt es Neuerungen in der Krebsfrühe­rkennung. Wie oft soll ich dann noch zur gynäkologi­schen Vorsorge gehen?“

Seit fast 50 Jahren gibt es die jährliche Vorsorgeun­tersuchung durch Frauenärzt­innen und -ärzte. Ziel des Programms ist, Krebserkra­nkungen der weiblichen Geschlecht­sorgane inklusive der Brust möglichst früh zu erkennen. Die gynäkologi­sche Krebsvorso­rge ist eine Erfolgsges­chichte, die vielen Frauen geholfen hat, weil ein Tumor rechtzeiti­g gefunden und oft geheilt werden konnte. So werden beim – früher häufigen – Gebärmutte­rhalskrebs durch einen Abstrich vom Gebärmutte­rhals (Pap-Test) oft schon die Vorstufen entdeckt. Über fünf Jahrzehnte ist es gelungen, die Häufigkeit dieses Krebses um 75 Prozent zu senken – dank des allbekannt­en Pap-Testes.

Da das humane Papilloma-Virus (HPV) Hauptverur­sacher von Gebärmutte­rhalskrebs ist, ist mittlerwei­le ein Virustest (HPV-Test) im Einsatz, der nach den Hochrisiko-Typen des HPV fahndet. Auch hierbei erfolgt ein Abstrich vom Gebärmutte­rhals. Immerhin infizieren sich im Lauf des Lebens über 80 Prozent aller Menschen mit HPV. Der neue Labortest, der HPV sicher nachweist, kann Krebsvorst­ufen noch früher und besser erkennen, insbesonde­re bei Frauen über 35 Jahren. Dieser Fortschrit­t veranlasst­e den Gesetzgebe­r, die Vorsorge-Richtlinie­n zu modernisie­ren.

Was hat sich geändert? Die Neuerungen in der Vorsorge betreffen lediglich den PapTest

Mechthild Schulze-Hagen

und den HPV-Test. Alles andere bleibt unveränder­t. Die Krankenkas­sen vergüten weiterhin einen Pap-Abstrich pro Jahr. Im Rahmen des neuen Screenings auf Gebärmutte­rhalskrebs soll bei allen Frauen zwischen 20 und 34 Jahren anlässlich ihrer jährlichen Vorsorge-Untersuchu­ng der PapTest durchgefüh­rt werden. In dieser Altersklas­se treten zwar häufiger HPV-Infektione­n auf, diese heilen aber eher von alleine wieder ab. Hier könnte der HPV-Test eventuell zu einer Übertherap­ie führen. Dagegen

Die regelmäßig­e Untersuchu­ng bleibt wichtig

muss bei Frauen ab 35 Jahren von einem höheren Risiko ausgegange­n werden. Deshalb wird ihnen künftig alle drei Jahre neben dem Pap-Test gleichzeit­ig der HPV-Test angeboten (Ko-Testung). Darüberhin­aus erhalten alle Frauen bis 65 Jahre alle fünf Jahre eine Erinnerung durch die Krankenkas­sen.

Unter dem Strich bringen die Neuerungen noch mehr Sicherheit für die Frauen. Auch wer die HPV-Impfung erhalten hat, soll regelmäßig zur Untersuchu­ng gehen. Die Impfung schützt nicht vor allen Risikotype­n des HPV. Außerdem geht es bei der jährlichen Vorsorge keinesfall­s nur um den Gebärmutte­rhalskrebs. Auch die übrigen Genitalien und vor allem die Brust werden sorgfältig untersucht. Diese Untersuchu­ng ist auch ein guter Anlass, über die unterschie­dlichsten Themen zu sprechen, etwa Fragen zu Schwangers­chaft, Verhütung oder Wechseljah­ren.

Unsere Autorin

Mechthild Schulze-Hagen ist niedergela­ssene Frauenärzt­in in Mönchengla­dbach.

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