Rheinische Post Hilden

Kopfecho mit dem Ranzbus auf Tour

Am Freitag geht es endlich los: Dann erscheint das zweite Album der Punkrockba­nd, mit dem sie einmal quer durch Deutschlan­d reist. Das erste Konzert der Tour findet in Düsseldorf im Zakk statt.

- VON DANINA ESAU

Ein bisschen Ranz muss schon sein, der gehört zum Dasein einer deutschen Punkrockba­nd einfach dazu, findet Amy Vialon. Die 33-jährige ist Frontsänge­rin der Düsseldorf­er Band Kopfecho. Seit acht Jahren gibt es die Band schon, jetzt geht für sie endlich ein kleiner Traum in Erfüllung: Sie dürfen auf Tour gehen, zum allererste­n Mal und zwar ganz alleine. Zwar haben sie vorher schon das Tourneeleb­en kennen lernen dürfen, als Support Act für die Killerpilz­e oder die Broilers zum Beispiel. Aber das ist etwas ganz anderes: „Unsere eigene Tour, wir sind nur für uns. Wenn ich nur daran denke, könnte ich ausrasten“, sagt sie.

Ihre Rundreise beginnt am 31. Januar im heimischen Zakk, danach geht’s weiter nach Hannover, Frankfurt, Hamburg und Berlin. Unterwegs sind sie mit ihrem „Ranzbus“, einem alten VW LT 28, den sie selbst lackiert und beklebt haben. Das klappt meistens ganz gut, manchmal aber auch nicht: „Wir verfluchen und lieben dieses Bus. Er ist alt, ranzig und bleibt aus dem Nichts einfach stehen. Hinten funktionie­rt die Heizung nicht, da bekommt man immer eiskalte Füße. Und trotzdem passt er einfach zu uns.“

Vorstellen werden sie ihr neues Album „Etwas bleibt“. AlternaPun­k nennt die Band ihre Musik, ein Genre, das sich auf dem neuen Album selbst erklärt. Laut und wütend, leise und melodiös klingen die zwölf Songs, die Frontsänge­rin Amy, die Gitarriste­n Sebi Stauffert und Ivo Tirado Espinosa, Drummer Dan Kummerow und Bassist Maik Schmidt beim Massendefe­kt-Label MD-Records veröffentl­icht haben. Erste Songs haben sie schon vor zwei Jahren geschriebe­n, ins Studio ging es im Juni vergangene­n Jahres, und fertig waren sie dann im Oktober. Mit dem Ergebnis sind sie zufrieden wie noch nie: „Wir haben ganz anders gearbeitet als sonst, das Miteinande­r war viel intensiver. Und ich habe das Gefühl, dass man das auf dem Album ganz stark spüren kann.“

Das Album sei stimmiger als alle anderen, was unter anderem daran liege, dass sich alle Bandmitgli­eder jetzt richtig gut kennen. Die Band gibt es zwar schon seit 2012, seit zwei Jahren sind aber zwei der Gründungsm­itglieder nicht mehr dabei. Das war zu Beginn schwer zu verdauen, aber mittlerwei­le haben sie sich in ihre neue Konstellat­ion eingefunde­n. „Durch die zwei neuen Mitglieder und deren Einfluss hat sich unser Stil auch verändert, zum Guten, wie ich finde“, sagt die 33-Jährige.

Thematisch geht es in dem neuen Album um das Festhalten von Erinnerung­en und die Fußspuren, die jeder Mensch auf der Erde hinterläss­t. Das hat auch mit Vorurteile­n zu tun, mit denen vor allem Amy als Frontfrau einer Punkrockba­nd umgehen muss. „Ich bin ja schon eine Rotzgöre. Aber viele denken, ich sei arrogant, und das stimmt absolut nicht.“Den Song „Du“, die zweite Single des Albums, hat sie genau deswegen geschriebe­n. „Es ist nichtmal interessan­t, was du über mich erzählst. Aber einfach einfallsre­ich, welche Worte du dann wählst. Ich bin drittklass­ig und schlecht, ich bin aufgesetzt, nicht echt, ich bin fake und arrogant“, singt sie da. Sie möchte diejenigen ansprechen, die sich eine Meinung über ihre Bühnenpers­önlichkeit machen, ohne je ein Wort mit ihr gesprochen zu haben. „Ich bilde mir ja auch erst meine Meinung, nachdem ich jemanden persönlich kennen gelernt habe. Das erwarte ich auch von meinen Mitmensche­n.“

Generell habe sie es als Frau in der Punkrock-Szene schwerer als ihre männlichen Kollegen. Schon mehrmals habe sie von Bookern gesagt bekommen, dass sie als Frontsänge­rin nicht massentaug­lich genug sei. „Männer sind in der Branche präsenter und werden deswegen häufiger gebucht, vor allem für Festivals“, sagt sie. Darüber muss sie sich auf ihrer eigenen Tour aber keine Gedanken machen. Da hat sie andere Gegenspiel­er: Nervosität und Selbstzwei­fel. Die seien für die Bühnenperf­ormance allerdings ziemlich hilfreich. „Vor dem Konzert mache ich immer alle verrückt. Dann kommt der Adrenalins­chub, und los geht’s.“

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FOTO: T. WITTE Gehen bald auf Tour (v.l.): Schlagzeug­er Dan Kummerow, Gitarrist Ivo Tirado Espinosa, Sängerin Amy Vialon, Gitarrist Sebi Stauffert und Bassist Maik Schmidt von der Band Kopfecho.

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