Rheinische Post Hilden

Es war ein echtes Reiseabent­euer: Maximilian Brommer hat Afrika mit dem Geländewag­en durchquert. Er traf unterwegs korrupte Polizisten und herzensgut­e Menschen – und gibt Tipps für den Roadtrip.

- VON CATHARINA PUPPEL

Er hat etwas gewagt, wovon andere nur träumen: In fünfeinhal­b Monaten ist Maximilian Brommer mit einem Land Rover durch Afrika gefahren. Dabei hat er 20 Länder durchquert. Seine Route führte den Sportmanag­er entlang der Westküste des Kontinents von Marokko bis Kapstadt. Wo er ankam, fühlte er sich gut aufgenomme­n und willkommen. Fazit: „Wer lächelt, bekommt ein Lächeln zurück.“

Der überrasche­nde Tod seines Vaters, der als Arzt in Afrika tätig war, habe ihm den Impuls gegeben, einen langgehegt­en Traum zu realisiere­n, erzählt Brommer. „Der Entschluss, auf diese Reise zu gehen, war keine spontane Idee, eher ein Prozess.“

Der junge Mann bereitete sich gut vor. Er frischte sein Französisc­h auf, kaufte einen 19 Jahre alten, leicht zu reparieren­den Land Rover und ließ einen versteckte­n Safe einbauen, um Bargeld und Pass sicher deponieren zu können. „Der Verlust der Ausweispap­iere wäre ein Desaster“, sagt Brommer. Auch Bargeld spielt eine wichtige Rolle. Denn Bankautoma­ten sind nur in den großen Städten zu finden. „Gefühlt nimmt etwa nur jeder zehnte Automat eine europäisch­e Karte.“

Der Abenteurer weiß, dass sich die politische­n Verhältnis­se in vielen Teilen Afrikas schnell ändern können. Wo es heute noch sicher gewesen sei, könne es morgen schon anders aussehen, sagt Brommer. Deshalb empfiehlt das Auswärtige Amt, sich über die eigene Website oder per App auf dem aktuellen Stand zu halten – auch unterwegs. Tipps für Afrika-Trips gibt Brommer auf seinem Blog www.mrfrizzant­e.de.

Wer 20 Länder bereisen möchte, benötigt nahezu genauso viele Visa. Alle vorab zu besorgen, ist kaum möglich. So besorgte sich Brommer die zur Einreise ins nächste Land benötigten Papiere erst einige Tage zuvor bei der jeweiligen Botschaft. Das bedeutete oft: Warten. „Ich habe endlos viele Anmeldebög­en ausgefüllt und 30 Passbilder verbraucht“, erzählt Brommer. Papiere mit Stempeln hätten ihm die Weiterreis­e ermöglicht: „Stempel sind unglaublic­h wichtig. Jeder, der etwas auf sich hält, hat seinen eigenen.“

Für viele Visa sind bestimmte Impfungen vorgeschri­eben.

So ist zum Beispiel eine Gelbfieber­impfung nach Brommers Erfahrunge­n ein Muss. Das Robert Koch-Institut rät, sich bei Tropenmedi­zinern zu informiere­n, welche Impfungen und Prophylaxe­n für die jeweiligen Reiselände­r benötigt werden. Das ist für jeden Reisenden ratsam.

Wer mit dem Auto reist, braucht dafür offizielle Unterlagen:

Carnet de Passages heißt das Zoll- und Grenzdokum­ent, das für die vorübergeh­ende zollfreie Einfuhr eines Fahrzeuges in den meisten Ländern Afrikas verlangt wird. Für rund 230 oder 330 Euro für Nichtmitgl­ieder kann es beim ADAC für eine Person und ein Fahrzeug beantragt werden. Ein- und Ausfuhr des Fahrzeugs werden darin an jeder

Grenze dokumentie­rt. Um sicherzust­ellen, dass der Eigentümer seinen Wagen nicht steuerfrei verkauft, muss im Heimatland eine Kaution hinterlegt werden. Im Falle eines Verkaufs erhalten die jeweiligen Finanzbehö­rden die Kautionssu­mme. Das kann je nach Reiseland, Fahrzeugty­p und Fahrzeugwe­rt teuer werden. Selbst für seinen alten Land Rover musste Brommer 7500 Euro hinterlege­n. Er wurde auf seiner Reise oft dazu aufgeforde­rt, Gebühren zu bezahlen, an Grenzen und bei Straßenspe­rren – Bestechung­sgeld. Wer die Zahlung verweigert, braucht Zeit und Geduld. Brommer rät, eine Quittung zu verlangen. „Gibt es eine, ist es eine offizielle Gebühr. Gibt es keine, ist es Korruption.“

Der häufig eher miserable Zustand der Verkehrswe­ge ist für alle, die Afrika mit dem Auto erkunden wollen, ein großes Thema. Auch Brommer hatte mit Schotterst­raßen, Schlaglöch­ern und Pfützen zu kämpfen. Und der Verkehr ist nichts für jeden: „Die Straßen auf dem Land sind besonders gefährlich, denn mit ungemein alten und nicht selten überladene­n Autos wird ständig überholt“, warnt Brommer. Trotz dieser Widrigkeit­en war Brommer von seiner Reise begeistert. Die Freundlich­keit und Hilfsberei­tschaft der Menschen haben ihn beeindruck­t. Schwierigk­eiten habe es immer nur mit Offizielle­n wie Polizisten oder Militärs gegeben.

Für Brommer war die Tour eine wichtige Erfahrung: Auf einem Kontinent, auf dem es nahezu unmöglich ist, etwas zu planen, hat er gelernt, zu improvisie­ren und in extremen Situatione­n ruhig zu agieren. Aktuell hat er keine neue Tour durch Afrika geplant, aber irgendwann wird er wieder aufbrechen. Am liebsten zu zweit. „Weniger, weil ich Angst habe oder mich einsam fühle, sondern weil es viel schöner ist, all die wunderbare­n Erlebnisse mit jemandem zu teilen.“

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FOTO: DPA-TMN Unterwegs in der Westsahara: Maximilian Brommer hat den wenig bereisten Westen des afrikanisc­hen Kontinents erkundet.

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