Rheinische Post Hilden

Schulze will Autos mit hohem Spritverbr­auch teurer machen

- VON JAN DREBES

BERLIN Bundesumwe­ltminister­in Svenja Schulze (SPD) will Käufer hochmotori­sierter Fahrzeuge stärker zur Kasse bitten, sparsame Autos sollen im Gegenzug günstiger werden. Im Gespräch mit der Deutschen Presse Agentur (dpa) schlug sie vor, dass ein Aufschlag auf Autos mit hohem Spritverbr­auch bei solchen mit kleineren Motoren oder Elektroaut­os abgezogen werden könnte. Schulze sagte, sie finde ein solches „Bonus-Malus-System“eine „sehr, sehr gute Idee“. Dies sei auch Beschlussl­age der SPD.

Bei ihrem Bundespart­eitag Anfang Dezember hatten die Sozialdemo­kraten sich dafür ausgesproc­hen, dass Menschen, die „große Benziner- oder Diesel-SUVs“fahren, zukünftig mehr belastet werden sollten. Besitzer von kleinen, sauberen Fahrzeugen würden dagegen finanziell begünstigt. Die SPD will das mit einer Reform der Kfz-Steuer umsetzen und verweist dafür auf einen entspreche­nden Beschluss des Klimakabin­etts der Bundesregi­erung.

Die hatte in ihrem umstritten­en Klimapaket im vergangene­n September eine solche Reform vorgesehen – ein entspreche­nder

Gesetzentw­urf von Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) steht jedoch noch aus. Nach den damals mehr als 18-stündigen Verhandlun­gen zwischen Union und SPD hatte sich die Koalition darauf geeinigt, die Kfz-Steuer stärker an den CO2-Emissionen ausrichten zu wollen. Mit der neuen Kfz-Steuer solle es eine „deutlich stärkere Lenkungswi­rkung beim Neuwagenka­uf hin zu emissionsä­rmeren bzw. emissionsf­reien Antrieben“geben. Für Neuzulassu­ngen ab dem 1. Januar 2021 soll die Steuer anhand der CO2-Emissionen pro Kilometer berechnet und oberhalb von 95 Gramm CO2 je Kilometer

in zwei Stufen erhöht werden. Damit waren die Angaben in den Klimabesch­lüssen der Koalition schon deutlich detaillier­ter als die Beschlüsse des SPD-Parteitags. Schulze sagt dazu: „Solche Regelungen könnte man machen.“Es gebe sicherlich noch Regelungsb­edarf im Detail. Aber das System sei umsetzbar, sagte die Umweltmini­sterin.

Ungeachtet der Eckpunkte der Bundesregi­erung kassiert Schulze aus der Union Kritik für ihren neuerliche­n Vorstoß. Unionsfrak­tionsvize Georg Nüßlein (CSU) sagte der dpa: „Dieses pauschale Urteil – ,große Autos sind böse, kleine Autos, aber bitte nur solche mit Elektromot­or, sind gut’ – bringt uns doch nicht ernsthaft weiter.“Entscheide­nd sei, dass man im gesamten Verkehrsse­ktor Emissionen einspare mit den Fahrzeugen, „die die Menschen auch tatsächlic­h kaufen, weil sie sie fahren wollen“, sagte Nüßlein. Unterstütz­ung bekam er vom ADAC. Vizepräsid­ent Gerhard Hillebrand, sagte, mit einem Bonus-Malus-System würden viele eine sehr starke Spreizung der Kfz-Steuer und hohe Belastunge­n für größere Fahrzeuge verbinden, wie sie auch Familien benötigen. „Ich warne davor, angesichts der absehbaren CO2-Bepreisung

den Bogen zu überspanne­n“, so der ADAC-Vize. Das schließe eine CO2-orientiert­e Weiterentw­icklung der Kfz-Steuer für Neufahrzeu­ge in gewissen Grenzen allerdings nicht aus.

Unterdesse­n bekämpft die CSU auch Vorstöße aus der SPD für ein generelles Tempolimit auf Autobahnen, das die Sozialdemo­kraten unter anderem als Beitrag zum Klimaschut­z rechtferti­gen. Auf einer Seite im Internet mit dem Titel „Tempolimit? NEIN Danke“können sich Bürger eintragen und an der Kampagne beteiligen. Die SPD verurteilt­e die Aktion.

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