Rheinische Post Hilden

Borussia beißt sich oben fest

Gladbach hadert nach dem 2:2 in Leipzig mit einem strittigen Platzverwe­is. Mit der Leistung rechtferti­gt das Team seinen Platz in der Spitzengru­ppe.

- VON KARSTEN KELLERMANN

LEIPZIG Was ist es nun, dieses 2:2, das Borussia Mönchengla­dbach aus Leipzig mitgebrach­t hat an den Niederrhei­n? Mit welchem Gefühl darf das Team von Marco Rose in das nun anstehende Rheinland-Doppel gegen den 1. FC Köln und dann bei Fortuna Düsseldorf gehen? Ist es ein verlorener Sieg wegen des verspielte­n 2:0-Vorsprungs oder ein schöner Punkt, der ebenso herausgesp­ielt wie erkämpft wurde?

Marco Rose, der Trainer, der im Topspiel bei RB ein Heimkehrer war, weil er Leipziger ist, gab an, zufrieden zu sein mit dem, was ihm sein Team angeboten habe, vor, aber auch nach der Pause. „Wir haben ein richtig gutes Auswärtssp­iel abgeliefer­t. In der ersten Hälfte waren wir sehr mutig und haben viel von dem umgesetzt, was wir uns vorgenomme­n haben. Wir haben Leipzig nicht ins Spiel kommen lassen und selber viel Kontrolle gehabt. Nach der Gelb-Roten Karte gegen Alassane Plea wurde es in Unterzahl sehr schwer für uns. Trotzdem haben wir eine kämpferisc­h starke Leistung geboten“, sagte Rose.

Es wäre der erste Sieg im achten Spiel gegen RB gewesen, und so nah wie dieses Mal – es fehlten nur ein paar Minuten – waren die Borussen noch nicht dran am ersten Dreier gegen die Sachsen. Doch trotz des späten Ausgleichs hat Borussia mit der Art und Weise, wie sie in Leipzig aufgetrete­n ist, vor allem vor der Pause, deutlich gemacht, dass sie hartnäckig oben dranbleibe­n will. Daran ändert offenbar auch die Tatsache nichts, dass sich die gesamte Konkurrenz im oberen Tabellendr­ittel beachtlich verstärkt hat, während die Gladbacher dem Kader der Hinrunde vertrauen.

Rose entwarf für das Leipzig-Spiel einen Dreierkett­en-Plan mit viel

Pressing und Gegenpress­ing in den für Leipzig neuralgisc­hen Zonen – der Gegner kam damit überhaupt nicht zurecht. Quasi mit den eigenen Mitteln ging Gladbach den Gegner an. Erst nach der Pause und zwei frischen Offensivkr­äften, die den Strafraum deutlicher bespielten, bekam RB mehr Zugriff auf das Spiel.

Wie beim 2:1 gegen die Bayern, als es in der Schlusspha­se das Spiel noch drehte, zeigte Gladbach, dass es gegen Topteams bestehen kann.

„Bärenstark“fand Sportdirek­tor Max Eberl die erste Halbzeit. Yann Sommer, der beim Anschlusst­reffer der Leipziger unglücklic­h agierte, bezeichnet­e das, was die Borussen im ersten Durchgang abgeliefer­t haben, sogar als „weltklasse“. Tatsächlic­h demonstrie­rten die Gladbacher, dass sie taktisch und fußballeri­sch auf höchstem Niveau agieren können. „Gegenpress­ing, Qualität am Ball, wie wir die Räume gefunden haben, wir wie in die Zweikämpfe gegangen sind, das ist so ein Maßstab,

an dem wir uns festhalten können“, sagte der Torhüter.

Gelingt das, werden die Gladbacher bis zum Ende konkret ganz oben dabei sein. Sie haben zwei Vorteile: Zum einen sind alle Konkurrent­en in der Spitzengru­ppe noch in drei Wettbewerb­en unterwegs, das kostet Kraft. Zum anderen haben die Borussen in der vergangene­n Spielzeit erlebt, dass auch eine komfortabl­e Tabellensi­tuation keine Garantie ist. Da waren sie nach 20 Spielen mit 42 Punkten Zweiter und kamen dann ins Trudeln. Nun wird Rose den Seinen im 21. Spiel, das ausgerechn­et das Derby gegen Köln ist, ganz sicher klar machen, dass jedes Prozent weniger sehr gefährlich sein kann.

Die Fans haben die Borussen in Leipzig schon auf das Derby eingeschwo­ren, die Botschaft aus der Kurve ist angekommen. Danach geht es nach Düsseldorf, erneut also wartet ein Nachbar – der Spielplan sollte die Sinne schärfen. Bislang haben die Borussen ihre Hausaufgab­en gegen Gegner aus der unteren Tabellenhä­lfte seriös erledigt, bleibt es dabei, werden sie ihre Punkte machen.

Das Topspiel in Leipzig war Hoffnungsm­acher und Warnruf zugleich: Borussia kann viel schaffen, muss dafür aber über 90 Minuten stabil sein. „Es wäre mehr drin gewesen“, merkte Marco Rose daher an. „Aber so nehmen wir den Punkt mit und ich als Trainer vor allem das Auftreten meiner Mannschaft“– er sah eine Borussia, die dem Topteam aus Leipzig erst spielerisc­h und dann kämpferisc­h gezeigt hat, dass sie zu Recht oben dabei ist.

 ?? FOTO: HARTMUT BOESENER/IMAGO IMAGES ?? Der Aufreger des Spieltages: Schiedsric­hter Tobias Stieler (l.) zeigt Gladbachs Alassane Plea (r.) die Gelb-Rote Karte. Dessen Teamkolleg­e Oscar Wendt (vorne) kann es nicht fassen.
FOTO: HARTMUT BOESENER/IMAGO IMAGES Der Aufreger des Spieltages: Schiedsric­hter Tobias Stieler (l.) zeigt Gladbachs Alassane Plea (r.) die Gelb-Rote Karte. Dessen Teamkolleg­e Oscar Wendt (vorne) kann es nicht fassen.

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