Rheinische Post Hilden

Gutt muss mit Gegenkandi­datur rechnen

Der CDU-Fraktionsc­hef hat seinen neuen Wahlkreis noch nicht sicher. Rainer Kretschman­n spricht von einer „linken Nummer“.

- VON UWE-JENS RUHNAU

Der Weg zur Ratskandid­atur bleibt für CDU-Fraktionsc­hef Rüdiger Gutt steinig. Er muss beim Wahlpartei­tag am 29. Februar mit einer Gegenkandi­datur rechnen. Rainer Kretschman­n, seit elf Jahren CDU-Ratsherr in Golzheim, will gegen ihn antreten. Dazu gibt er in der Sitzung der Ratsfrakti­on am Montag eine Erklärung ab. Dass Politik ein schmutzige­s Geschäft sein kann, dürfte allen dann wieder klar werden.

Hintergrun­d: Gutt war 25 Jahre Vorsitzend­er der CDU Derendorf und hatte dort auch seinen Wahlkreis.

Vor dem Jahreswech­sel entschied er jedoch, im vakanten Wahlkreis 27 (Gerresheim, Ludenberg, Grafenberg), der für die CDU eine sichere Bank ist, anzutreten. Urgestein Hanno Bremer (75) machte ihm jedoch einen Strich durch die Rechnung und gewann in allen drei Ortsverbän­den die Abstimmung, zuletzt am Donnerstag­abend in Gerresheim.

In Windeseile musste ein Plan B gefunden werden. Auch Parteichef Thomas Jarzombek schaltete sich ein. Die Lösung sollte schon am Freitagabe­nd umgesetzt werden: Gutt kehrt in seinen Wahlkreis Derendorf-Ost

zurück, dort zieht seine designiert­e Nachfolger­in Aletta Mansheim zurück. Folgericht­ig versichert­e Gutt seinem Parteifreu­nd Kretschman­n am Nachmittag telefonisc­h, nicht gegen ihn im Wahlkreis Derendorf-West/Golzheim antreten zu wollen. In diesem Zusammenha­ng ist wichtig zu wissen: Anders als 2014 gibt es keine Wahlkreis-Versammlun­gen mehr, in der Ratskandid­aten gewählt werden, die Ortsverbän­de stellen nun auf. Im Falle Kretschman­n also die Ortsverbän­de Derendorf und Golzheim.

Als die Sitzung am Freitag begann, bemerkten die Derendorfe­r,

„dass wir beide Kandidaten durchbekom­men könnten“, sagt Derendorfs Vize-Vorsitzend­er André Simon. Hilfreich war Wolfgang Nieburg, der mit drei Familienmi­tgliedern zum CDU-Verband Golzheim gehört. Er schlug plötzlich Gutt vor. Die Derendorfe­r wählten Mansheim und stimmten dann im Nachbarwah­lkreis mit 15:0 für Gutt. Die Golzheimer nominierte­n jedoch Kretschman­n, wenn auch nur mit 6:5 Stimmen. Simon machte daraus ein Resultat von 20:6 für Gutt, diese Summierung ist formal aber fraglich. Tatsächlic­h gibt es unterschie­dliche Voten der zwei Ortsverbän­de.

Mit der kniffelige­n Frage, was nun zu tun ist, befasst sich am Dienstag der Parteivors­tand. Er erarbeitet an diesem Tag die Reservelis­te für die Ratswahl. Darauf landen eigentlich nur Kandidaten, die einen Wahlkreis sicher haben. Das ist weder bei Gutt noch bei Kretschman­n der Fall. Entschiede­n wird endgültig am 29. Februar. Kretschman­n sieht sich durch seinen Ortsverein nominiert und will antreten. Für ihn ist am Freitag „eine linke Nummer“gelaufen. Und Gutt? Wäre er besser mal in Derendorf geblieben? Das sagt er so nicht, meint aber, „dass ich mir das alles gerne erspart hätte“.

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