Rheinische Post Hilden

Schwelgeri­sch und dramatisch: tschechisc­her Abend in der Tonhalle

- VON MARLEN KESS

„Ein Cello ist ein Stück Holz, das oben kreischt und unten brummt“– so lautet das wenig schmeichel­hafte Urteil Antonín Dvoráks. Und doch hat der tschechisc­he Komponist eines der berühmtest­en Cello-Solokonzer­te überhaupt geschriebe­n. Es ist sein einziges Cellokonze­rt und unter Cellisten als schwierig bekannt, aber auch als Möglichkei­t, das eigene Können in seiner ganzen Bandbreite zu zeigen. Melodische, fast schon schwelgend­e Themen wechseln sich ab mit dramatisch­en Läufen, Sprüngen und Doppelgrif­fen – und dabei steht das Cello stets im Klangzentr­um. Eine Herausford­erung, die der 28 Jahre alte Pablo Ferrandéz am Freitagabe­nd in der Tonhalle mit Hingabe und Präzision meistert.

Virtuos gelingt das Zusammensp­iel mit den gut aufgelegte­n Düsseldorf­er Symphonike­rn, dirigiert von Alpesh Chauhan, geboren 1991 in Birmingham. Selbst von Haus aus Cellist führt er Orchester und Cello zugleich einfühlsam wie enthusiast­isch. Es ist sein letztes Konzert als EU-Bürger, ein emotionale­r Abend. Am Ende umarmen sich die beiden jungen Männer, die zu den vielverspr­echendsten Talenten ihrer Zunft gehören.

Auch der Rest des Konzerts, das ganz im Zeichen tschechisc­her Nationalmu­sik steht, ist stimmig. Zum Auftakt gibt es die Ouvertüre zu Bedrich Smetanas „Die verkaufte Braut“, ein flottes, eingängige­s Stück und vor allem für die Streicher höchst anspruchsv­oll. Nach der Pause wird es wieder dramatisch. „Meine Symphonie

soll so ausfallen, dass sie die Welt bewegt“, soll Dvorák selbst gesagt haben, bevor er seine 7. schrieb. Weg vom böhmischen Heimatkomp­onisten, hin zu Weltruhm – und das hört man auch. Düster, elegisch und immer wieder auch heiter sind die vier Sätze, aber nie folklorist­isch. Ein Meisterwer­k, das auch das Orchester strahlen lässt.

Info Das Konzert wird heute Abend, 20 Uhr, noch einmal gespielt. Tickets gibt es an der Abendkasse. www.tonhalle.de

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FOTO: DIESNER Cellosolis­t Pablo Ferrandéz beim Konzert in der Tonhalle.

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