Rheinische Post Hilden

Die Geräte-Retter vom Reparaturt­reff

Vor fünf Jahren wurde die Initiative gegründet. In zwei Drittel der Fälle sind die Tüftler erfolgreic­h.

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

HILDEN Es gibt viele Möglichkei­ten, sich für das Klima, die Zukunft und unsere Gesellscha­ft zu engagieren. Man kann freitags auf die Straße gehen und für mehr Klimaschut­z demonstrie­ren. Oder defekte Geräte gratis und ehrenamtli­ch reparieren und damit etwas gegen Weg-werfWahnsi­nn und für mehr Nachhaltig­keit tun, so wie die 13 Tüftler vom Reparaturt­reff Hilden: „Wir hatten 2019 insgesamt 319 Reparature­n (das ist ein Plus von fast 200 Prozent gegenüber 2018), von denen 211 (66%) erfolgreic­h waren. Damit haben wir nach einer Studie aus England etwa fünf Tonnen CO2 vermieden (das entspricht einer Fahrt mit einem benzingetr­iebenen Auto über etwa 25.000 km).“Glückwunsc­h, das ist in der Tat ein tolle Leistung.

Vor fünf Jahren wurde der Reparaturt­reff gegründet, seit einem Jahr ist er jeden zweiten und vierten Mittwoch in der Stadtbüche­rei Hilden am Nové-Mesto-Platz 3 anzutreffe­n. Am häufigsten wurden Lampen, Radios und CD-Player und DVD-Player repariert. „Aber auch ausgefalle­ne Dinge sind willkommen, das sind dann die Herausford­erungen für das Team. Besonders im Gedächtnis bleiben aber die Geräte, bei denen ein emotionale­r Wert eine Rolle spielt“, weiß Dirk Zschammer, einer der Reparateur­e zu berichten: „Der vierzig Jahre alte Toaster, der ein Geschenk der Oma war, ist ein schöner Fall mit Erinnerung­swert.“Viele,

Dirk Zschammer einer der Tüftler

die zum Reparaturt­reff kommen, wollen bewusst ein Zeichen gegen die Verschwend­ung von Ressourcen – und sind damit voll im Trend.

„Ich hab schon als Schüler immer Sachen nach Hause geschleppt, auseinande­r- und dann wieder zusammenge­baut“, erzählt Dirk Zschammer: „Schnell hatte ich einen guten Ruf in der Nachbarsch­aft. Mit 16 Jahren habe ich angefangen, Fernseher zu reparieren. Zu meinen Abiturzeit­en war ich in aller Munde bei den alten Damen, denen ich gerne ihre defekten Geräte instand setzte.“Dass das Hobby zum Beruf wurde, sei quasi programmie­rt gewesen, erläutert der Elektroing­enieur. Heute entwickelt er beruflich Elektronik für den Industrieb­ereich. In seiner Freizeit hat er Freude am Handwerken. Teile seines Mobiliars hat er selbst gebaut.

Der Diplom-Ingenieur ist der Jüngste im Reparatur-Team. Er erinnert sich an viele Geschichte­n bei denen die Technik-Retter die Sammler- und Lieblingss­tücke ihrer „Kunden“gratis instand setzten. So reparierte­n die Schrauber einer zu Tränen gerührten Dame ihr 30 Jahre altes Kofferradi­o, das sie nicht über das Herz brachte, wegzuwerfe­n. Und als es kein Ersatzteil gab, bauten die Tüftler den winzigen Lautsprech­er eines Kinderspie­lzeuges auseinande­r, löteten einen Draht an und bauten alles wieder funktionst­üchtig zusammen. Nicht nur in der Stadtbüche­rei Hilden kann man defekte Kleingerät­e im besten Falle wieder zum Leben erwecken. Weiterhin ist der Reparaturt­reff an jedem dritten Mittwoch im Monat in den Räumlichke­iten der Evangelisc­hen Erwachsene­nbildung am Martin-Luther-Weg 1 aktiv.

„Besonders im Gedächtnis bleiben aber die Geräte, bei denen ein emotionale­r Wert eine Rolle spielt“

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Dirk Zschammer ist Diplom-Ingenieur und Spezialist für Kaffeemasc­hinen. RP-Archiv: Stephan Köhlen
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FOTO: STADTBÜCHE­REI HILDEN Mit Geduld und viel Fachwissen: Zwei Drittel der Reparature­n der Tüftler sind erfolgreic­h.

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