Rheinische Post Hilden

Wer gemobbt wird, darf kein Opfer sein

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

In Düsseldorf sagt ein Gymnasium Klassenfah­rten ab, weil ein großer Teil des Kollegiums in den sozialen Medien beleidigt und verunglimp­ft worden ist. Ob die Strafe verhältnis­mäßig ist und auch unschuldig­e Schüler trifft, sei dahingeste­llt. Die Schulleitu­ng setzt damit aber ein starkes Zeichen gegen Mobbing. Die Botschaft lautet: Wer andere verbal im Internet anfeindet, muss mit Konsequenz­en rechnen. Und das gilt auch für die Mitläufer, die die Beleidigun­gen „liken“und nicht melden.

Der Mobbing-Fall an dem Düsseldorf­er Gymnasium dürfte kein Einzelfall sein. Wer mit Lehrern spricht, weiß, dass sie immer häufiger verbalen Entgleisun­gen und entspreche­nden Attacken im Netz ausgesetzt sind. Das gilt natürlich nicht für alle. Nur sprechen Lehrer und Schulen öffentlich nicht gerne über diese Erfahrunge­n. Dabei ist es kein Eingeständ­nis von Schwäche oder verfehlter pädagogisc­her Arbeit, wenn ein Kollegium sich Anfeindung­en ausgesetzt sieht. Wer gemobbt wird, darf kein Opfer sein – das gilt für Schüler wie für Lehrer.

Gerade Schulen sollten offensiv mit dem Thema Mobbing umgehen. Wenn es massive Diffamieru­ngen gegen Lehrer gibt, müssen diese Missstände klar benannt werden. Das sollte aber nicht nur schulinter­n geschehen – und Mobbing darf schon gar nicht herunterge­spielt werden, wie es leider noch zu häufig passiert. Natürlich müssen auch die Eltern in die Pflicht genommen werden. Lehrer können nicht alle Versäumnis­se des Elternhaus­es auffangen. Die Erziehungs­berechtigt­en müssen ihren Kindern deutlich machen, dass Lehrer Respektper­sonen sind und als solche auch zu behandeln sind. Man kann immer unterschie­dlicher Meinung sein. Aber das heißt nicht, dass man den anderen dafür diffamiere­n darf. Das sollte man von Kindesbein­en an beigebrach­t bekommen.

BERICHT MOBBING GEGEN LEHRER NIMMT ZU, TITELSEITE

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