Rheinische Post Hilden

Diese Stadtteile werden sich verändern

Aus einer Studie geht hervor, dass sich speziell einige zentrumsna­he Lagen noch weiter entwickeln werden.

- VON NICOLE LANGE

Das Umfeld in einigen Düsseldorf­er Stadtteile­n könnte sich in den kommenden Jahren stark verändern. Die Wahrschein­lichkeit für eine (weitere) so genannte Gentrifizi­erung sei besonders hoch etwa in zentrumsna­hen Lagen wie Flingern-Süd, Düsseltal oder Bilk, heißt es in einer Studie des Berliner Unternehme­ns realxdata. Dort hat es teilweise bereits einen umfassende­n Wandel gegeben. Auch für nördlicher­e Stadtteile wie Ludenberg oder Lichtenbro­ich sowie das östlich gelegene Ludenberg wird eine solche Entwicklun­g vorausgesa­gt.

Die zentralen Düsseldorf­er Stadtteile an beiden Ufern des Rheins sind laut der Studie bereits voll gentrifizi­ert, also durch Sanierunge­n oder Umbauten sichtbar aufgewerte­t worden. Für andere Stadtteile weist die Studie hingegen eine niedrige Wahrschein­lichkeit für eine solche Entwicklun­g aus, etwa Eller, Vennhausen oder Holthausen.

Für viele Bürger ist die Vorstellun­g von der Gentrifizi­erung ihrer Nachbarsch­aft mit Sorgen verbunden, weil sie nicht nur mit einem veränderte­n Umfeld einhergeht, sondern auch mit steigenden Mieten und Preisen. Als typisches Beispiel für eine solche Entwicklun­g gilt Unterbilk, das wegen seiner Nähe zur Innenstadt wie zum Rhein hochbegehr­t ist, was sich hier längst in den Mietpreise­n niedergesc­hlagen hat. Gleichzeit­ig bedeutet die Entwicklun­g eine Aufwertung, häufig etwa mit neuen Handelsang­eboten und Gastronomi­eeinrichtu­ngen.

Die Macher der Studie haben sich nun für die Frage interessie­rt, wie man Gentrifizi­erung nachweisen, voraussage­n und wie man sie insgesamt besser verstehen kann. Auf einer Karte dokumentie­ren sie den Ist-Zustand und ihre Einschätzu­ng, wie wahrschein­lich es ist, ob ein Stadtteil gentrifizi­ert wird. Einbezogen wurden unter anderem die Entwicklun­g des Umzugsvolu­mens, Informatio­nen über Ein- und Zweiperson­enhaushalt­e, zur Kaufkraft und zur Zahl von Restaurant­s und Geschäften.

Als „abgeschlos­sen“oder zumindest schon „sichtbar“bewerten die Macher der Studie die Gentrifizi­erung beispielsw­eise auch in der Carlstadt, in Pempelfort oder Oberkassel. Alle diese Stadtteile sind gut an das Zentrum angebunden und verfügen beispielsw­eise über eine breite Auswahl an Restaurant­s und Geschäften. Die Stadtteile, in denen eine solche Entwicklun­g als unwahrsche­inlich eingeschät­zt wird, sind tendenziel­l weiter entfernt vom Zentrum und auch vom Rhein, der als starker Anziehungs­punkt gilt.

Experten loben die Studie als hilfreich und interessan­t, finden aber auch Kritikpunk­te. „Die Studie hat einen guten Ansatz und trifft aus unserer Sicht weitestgeh­end zu“, sagt etwa Immobilien­experte Alexander Uzojkin vom Düsseldorf­er Büro des Unternehme­ns McMakler: „In einigen Punkten weichen meine Einschätzu­ngen aber von den Ergebnisse­n der Studie ab.“Ein Grund könnte aus seiner Sicht sein, dass das Datenmater­ial aus der Zeit bis 2017 stammt. „Dazwischen liegen zwei komplette Jahre, in denen sich in Düsseldorf vieles besonders schnell weiterentw­ickelt hat.“Große Projektent­wicklungen könnten sich schnell auf einen kompletten Stadtteil auswirken und die Lage verändern.

Ein Beispiel für einen Stadtteil mit schwer vorhersagb­arer Zukunft ist Oberbilk, das laut Studie wahrschein­lich nicht gentrifizi­ert wird. „Irgendwann wird das mal kommen“, widerspric­ht Uzojkin: „Zumal die zentrale Lage für viele ein gutes Argument ist, dorthin zu ziehen.“Im Moment sei noch nicht die Infrastruk­tur vorhanden, die viele zahlungskr­äftigere Bewohner anziehe. „Aber für Studenten ist diese Gegend attraktiv, und das ist ein Ausgangspu­nkt.“Einige größere Neubau-Projekte (etwa am IHZ-Park) hätten das Viertel ebenfalls aufgewerte­t, weitere stünden bevor. Auch die Zukunft von Heerdt sieht er anders als die Studien-Macher: „Dort wurden offenbar die vielen Projektent­wicklungen noch nicht mit eingerechn­et, die vieles bewegen werden.“Uzojkin ist überzeugt, dass die Wohnungen den Stadtteil stark aufwerten werden: „Heerdt grenzt an einige der teuersten Düsseldorf­er Stadtteile und an Meerbusch.“

Dass Lohausen dagegen als Stadtteil mit hoher Gentrifizi­erungs-wahrschein­lichkeit geführt wird, kann der Immobilien­makler nachvollzi­ehen. Im Düsseldorf­er Norden gebe es bereits ein entspreche­ndes Umfeld; die Nähe des Flughafens mit den entspreche­nden Lärm-Auswirkung­en habe die Entwicklun­g zwar bisher gebremst – das werde aber aufgrund der großen Nachfrage nicht so bleiben.

Insgesamt ruft der Düsseldorf­er Experte dazu auf, Gentrifizi­erung nicht nur negativ zu sehen. Steigende Mieten gingen oftmal mit einer sichtbaren positiven Veränderun­g einher. „Man kann sich immer fragen: Hätten wir den Hafen gerne wieder so, wie er mal war? Oder freuen wir uns, dass er Düsseldorf so toll geprägt hat?“

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