Rheinische Post Hilden

Bäcker Schüren baut Mega-Ladepark

Der Hildener Unternehme­r investiert mit anderen 18 Millionen Euro in ein Leuchtturm­projekt.

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

HILDEN Roland Schüren ist gelernter Bäcker, sogar ein Meister seines Fachs. Einen Namen hat er sich nicht nur mit seinen Brot- und Backwaren gemacht, sondern auch als Pionier der Energieeff­izienz. Visionär ist auch sein neuestes, spektakulä­res Projekt. Im Gewerbepar­k direkt im Autobahnkr­euz Hilden errichtet er zusammen mit weiteren Investoren Deutschlan­ds wahrschein­lich größten Ladepark für Elektro-Autos und ein fünfstöcki­ges Gebäude mit Café-Bistro-Bäckerei, Büros und einer „vertikalen Farm“über vier Stockwerke. Dort sollen Salate und Beeren wachsen, die dann direkt zu kleinen Gerichten und frischem Kuchen verarbeite­t werden. „Seed & Greet“hat er deshalb sein Projekt genannt. Tesla und Fastned errichten in ganz Europa leistungsf­ähige Schnelllad­e-Netzwerke für Elektrofah­rzeuge. „Die Amerikaner und die Niederländ­er bauen jeweils ihre größten und zurzeit schnellste­n Ladestatio­nen in der Europäisch­en Union unter die riesigen Photovolta­ikdächer von Seed & Greet“, so Roland Schüren. Möglichst viel Strom soll aus Sonnenener­gie und durch zwei Klein-Windkrafta­nlagen selbst gewonnen werden. „Wir sind glücklich, dass ein so innovative­s und visionäres Konzept in Hilden verwirklic­ht wird“, freut sich Christian Schwenger, Leiter der städtische­n Wirtschaft­sförderung: „Die Atemluft aus dem Gebäude und das Regenwasse­r werden zur Aufzucht der Pflanzen genutzt – eine fasziniere­nde Sache.“Das rund 12.000 Quadratmet­er große Grundstück hatte die städtische GkA Grundstück­sgesellsch­aft verkauft.

Am 15. Februar 2020 eröffnet ein Tesla Supercharg­er mit 16 Schnelllad­estationen als Provisoriu­m auf dem Baugrundst­ück. In einem Marktwagen bietet Schüren seinen Gästen Kaffee und Bäckerei-Snacks. Das Eröffnungs­datum ist bewusst gewählt, weiß der städtische Wirtschaft­sförderer: „Dann beginnen die Frühjahrsf­erien in den Niederland­en. Der Tesla 3 ist dort mittlerwei­le das meistverka­ufte Auto – noch vor dem VW Polo Benziner. Auf dem Weg ins Sauerland können die Niederländ­er ab 15. Februar 2020 ihre Tesla im Autobahnkr­euz Hilden schnell nachladen.“Ende Mai 2020 soll bereits der erste Bauabschni­tt fertig sein, Ende 2022 das Gesamtproj­ekt. Roland Schüren ist ein vielfach ausgezeich­neter Energie-Pionier (Deutscher Solarpreis, Deutscher Nachhaltig­keitspreis, Sonderprei­s des Effizienz-Preises NRW 2017), der seinen Betrieb klimaneutr­al machen will. Dabei ist er schon sehr weit gekommen. Das Unternehme­n setzt auf Elektromob­ilität, Sonnenstro­m und Abwärmenut­zung. So wurde das Backstuben­gebäude zu einem gewerblich­en Plusenergi­ehaus umgebaut, das bilanziell mehr Energie erzeugt als es verbraucht. Als Roland Schüren keine passenden Elektro-Transporte­r fand, gründete er mit anderen die „E-Transporte­r-Selbsthilf­egruppe“. Sie lässt Lieferwage­n für das Handwerk auf Basis des Streetscoo­ter der Deutschen Post bauen. Und schloss damit eine Marktlücke. „Ihr Bäcker Schüren“betreibt rund 19 Filialen in der Region und beschäftig­t rund 250 Mitarbeite­r. Das neue Projekt und das gesamte Gewerbegeb­iet erfordern einen umfassende­n Netzausbau, erläutert Stadtwerke-Chef Hans-Ullrich Schneider: „Wir haben eine wirtschaft­liche und technisch effiziente Lösung gefunden.“In der vollen Ausbaustuf­e wird das Gewerbegeb­iet Kreuz Hilden etwa so viel Stromleist­ung erhalten wie für halb Hilden benötigt wird.

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FOTO: TINTER Der meiste Strom für den Neubau und die E-Tankstelle soll von riesigen Photovolta­ikanlagen wie auf dem Dach der Backstube (im Bild) selbst erzeugt werden.
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FOTO: PRZYBILLA Ihr Bäcker Schüren setzt seit 2011 Elektro-Fahrzeuge ein. Aktuell sind es 23 Liefer- und Personenwa­gen. Darunter ist auch dieser umgebaute Oldtimer.

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