Stabile Persönlichkeiten mit Expertise
Sozialpädagogen und Sozialarbeiter brauchen nicht nur fachliche Qualifikationen und Einfühlungsvermögen, sondern oftmals auch ein dickes Fell für ihre Aufgaben im Berufsalltag.
Im Arbeitsalltag von Sozialpädagogen kann es immer wieder zu extremen Situationen und Grenzerfahrungen kommen. In der Altenhilfe beispielsweise geht es oft um körperlichen und geistigen Abbau und am Ende um Sterben und den Tod. Mitarbeitende in der Jugendhilfe kümmern sich um das Kindeswohl, das im schlimmsten Fall durch Missbrauch gefährdet ist. Streetworker sorgen sich um die Ärmsten der Armen, also um Drogenabhängige, Obdachlose und Menschen, die sich prostituieren.
„Das alles braucht eine gute Mischung aus professioneller Nähe und Distanz zwischen Sozialarbeiter und Klient“, sagt Andreas Blinzler aus Krefeld, der seit 33 Jahren in sozialen Arbeitsfeldern tätig ist. Nach vielen Jahren in der Jugendarbeit sowie in der Altenhilfe arbeitet er jetzt im Kontaktbüro Pflegeselbsthilfe Krefeld und berät Menschen mit Behinderungen. „Die starken Nerven werden durch kollegiale Beratung und Supervision im Berufsleben gestärkt. Ein starker Charakter und eine reife Persönlichkeit sollten allerdings schon vorher vorhanden sein.“
Die Basis für erfolgreiche Arbeit in sozialen Bereichen ist eine fundierte Ausbildung.
Seit einigen Jahren werden die Fachrichtungen Sozialpädagogik und Sozialarbeit im Zuge der Gleichstellung der beiden Berufe unter dem Begriff „Soziale Arbeit“zusammengefasst. Das oftmals siebensemestrige Studium führt zum Abschluss des Bachelor of Arts in Sozialer Arbeit, der dazu berechtigt, die Berufsbezeichnung Staatlich anerkannter Sozialarbeiter beziehungsweise Staatlich anerkannter Sozialpädagoge zu führen.
„Das Studium ist zum einen generalistisch angelegt und bereitet somit auf alle Arbeitsfelder der Sozialen Arbeit vor“, erklärt Professorin Marion Laging von der Hochschule Esslingen. „Zugleich bietet es die Möglichkeit der individuellen Schwerpunktbildung, zum Beispiel durch das Studium in Wahlbereichen, im Praxissemester oder bei der Bachelorarbeit.“
Die Kenntnisse reichen von Pädagogik bis Politik.
Soziale Arbeit bedeutet in erster Linie, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Somit speist sich die wissenschaftliche Disziplin der Sozialen Arbeit auch aus anderen Feldern, wie Pädagogik, Psychologie und Medizin. Doch genauso wichtig ist es zu verstehen, wie die kritische Lebenssituation eines Menschen entstanden ist, und so spielen auch Politik, Recht und Soziologie eine wichtige Rolle. Denn Sozialpädagogen müssen sich bei ihrer Arbeit auf Gesetze berufen und sich aufgrund des knappen Haushalts von Kommunen häufig auch mit Finanzen auskennen.
Wer in der Sozialen Arbeit tätig werden möchte, hat seine persönlichen Stärken, aber auch seine Grenzen zu kennen. Studierende und später die Fachkräfte müssen dazu bereit sein, sich immer wieder selbst
zu reflektieren. „Was nützt dem gut ausgebildeten Sozialarbeiter ausschließlich die einseitige Kenntnis von Gesetzen und Regelungen, ohne ein grundsätzlich positives Menschenbild zu besitzen?“, fragt Andreas Blinzler. „Wichtig ist daher auch eine gute Portion an Empathie und Zugewandtheit.“In einer zunehmend multikulturellen Gesellschaft geht es weiterhin um die Akzeptanz anderer Denkweisen und Haltungen, um fremde Religionen oder Kulturen vorurteilsfrei und tolerant zu verstehen, zu akzeptieren und demokratisch darauf zu reagieren.