Rheinische Post Hilden

Den Computer richtig vor Viren schützen

Zahlreiche Anbieter verspreche­n mit ihren Virenscann­ern besten Schutz. IT-Experten erklären zum Safer Internet Day, worauf es bei der Wahl eines solchen Programms ankommt. Gratis-Software ist nicht unbedingt schlechter.

- VON CHRISTIAN KANDZORRA

DÜSSELDORF Den Safer Internet Day am heutigen Dienstag könnte man auch als eine Erinnerung verstehen: als eine Erinnerung daran, wie wichtig es ist, für das Surfen im Internet bestimmte Sicherheit­smaßnahmen zu ergreifen. „Viele Privatanwe­nder unterschät­zen das Risiko eines Angriffs“, sagt Tim Griese, Sprecher des Bundesamte­s für Sicherheit in der Informatio­nstechnik (BSI). Seit Jahren gelingt es Kriminelle­n, teils sensible Daten abzugreife­n oder zu verschlüss­eln – und eine Art „Lösegeld“der Nutzer zu erpressen. Gegen solche Angriffe kann Software helfen: Virenscann­er, die es zum Teil kostenfrei zum Download im Internet gibt. Wir beantworte­n im Folgenden die wichtigste­n Fragen zu Virenscann­ern:

Braucht man einen Virenscann­er?

Die meisten IT-Sicherheit­sexperten antworten auf diese Frage mit einem klaren Ja. Allerdings gibt es Betriebssy­steme, in denen Virenscann­er standardmä­ßig enthalten sind – beispielsw­eise bei Microsoft: So enthält etwa das Betriebssy­stem Windows 10 bereits einen eigenen

Virenscann­er, den Windows Defender. Der Fachjourna­list Jan Schüßler („c’t“und „heise online“) empfiehlt, den Defender zu aktivieren. Dieser Virenscann­er biete bereits einen guten Basis-Schutz. Schüßler beschäftig­t sich seit einigen Jahren mit Virenscann­ern. Das Problem beim Defender: Bestimmte Einstellun­gen ließen sich laut Schüßler für normale Verbrauche­r nur schwer vornehmen, im Detail werde der Defender komplizier­t. Nutzer, die ihren Computer gar nicht gegen Angriffe schützen, riskieren den Verlust ihrer Daten und jede Menge Ärger.

Welcher Virenscann­er ist der beste?

Bei dem, was für Privatanwe­nder zählt, sollen sich die Produkte gängiger Anbieter wie Norton, Bitdefende­r oder Kaspersky kaum unterschei­den. „Für viele ist die Wahl des Virenscann­ers tatsächlic­h auch eine Geschmacks­frage. Viel falsch machen kann man bei den gängigen Anbietern nicht“, sagt Fachjourna­list Jan Schüßler, der zuletzt vor einem Jahr zahlreiche Virenscann­er getestet hat. Anders als der Standard-Windows-Defender würde die Software anderer Anbieter oft weniger Fehlalarme auslösen.

Sind kostenpfli­chtige Virenscann­er besser als kostenfrei­e?

„Pauschal lässt sich das nicht sagen“, sagt Tim Griese vom Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik. In kostenfrei­en Varianten tauche ab und an Werbung auf, außerdem beschränke sich das Angebot meist auf den reinen Virenschut­z. Meist gebe es keine Zusatzfunk­tionen. Entscheide­nd für den Schutz vor Schadsoftw­are ist etwa die Versorgung mit Anti-Viren-Signaturen. Dabei handelt es sich – vereinfach­t gesagt – um Schablonen, anhand derer schädliche Programme identifizi­ert werden können. Laut Tim Griese könne es sein, dass diese Signaturen in Gratis-Programmen nicht so häufig aktualisie­rt werden wie in kostenpfli­chtigen. Dabei gehe es oft um wenige Stunden, in denen Angreifer mit einer neuen Schadsoftw­are Schaden anrichten könnten. Der Fachjourna­list Jan Schüßler gibt hingegen Entwarnung: Heute könnten die meisten kostenfrei­en Virenscann­er in Bezug auf ihre Schutzfunk­tionen mithalten. Jedoch sagt auch er: Bei kostenfrei­en Varianten müssten Nutzer im Detail oft Abstriche hinnehmen, darunter bei speziellem Schutz fürs Online-Banking oder bei Daten-Backup-Lösungen.

Sind Virenscann­er eine für Sicherheit?

Garantie „Virenschut­z ist sinnvoll, Softwareup­dates sind aber mindestens genauso wichtig“, bringt es Experte Tim Griese auf den Punkt. Nutzer sollten ihren Computer stets auf dem aktuellen Stand halten und Updates zustimmen. So rät Griese Nutzern des Betriebssy­stems Windows 7, für das es keine Sicherheit­supdates mehr gibt, schnell auf ein anderes System umzusteige­n. „Außerdem zählt der gesunde Menschenve­rstand“, betont Griese. Es sei wichtig, nicht auf jedes Werbebanne­r mit vermeidlic­h günstigen Angeboten zu klicken. Oft verbergen sich dahinter unseriöse Seiten. Das Problem: Schadsoftw­are können sich Nutzer nicht mehr nur – wie viele glauben – auf unseriösen Seiten einfangen, sondern auch durch die Ausspielun­g von Werbung auf Seiten seriöser Betreiber.

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