Rheinische Post Hilden

Höcke kandidiert als Ministerpr­äsident

Der Thüringer Fraktionsc­hef tritt am Mittwoch gegen Bodo Ramelow an.

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BERLIN (dpa/jd/may-) Die Thüringer AfD schickt ihren Landespart­ei- und Fraktionsc­hef Björn Höcke in die Ministerpr­äsidentenw­ahl am 4. März in Erfurt. Das teilte die AfD-Landtagsfr­aktion am Montag mit. Höcke tritt damit gegen den Linke-Politiker Bodo Ramelow an, dessen rotrot-grünes Wunschbünd­nis im Thüringer Landtag keine Mehrheit hat. Ramelow fehlen vier Stimmen für eine absolute Mehrheit, die er sich bereits im ersten Wahlgang mithilfe der CDU oder der FDP besorgen will. Öffentlich haben die Fraktionen sowohl der Liberalen als auch der Christdemo­kraten erklärt, dass sie Ramelow nicht aktiv ins Amt wählen wollen.

Höcke gilt als Wortführer des rechtsnati­onalen „Flügels“der AfD, der vom Verfassung­sschutz als Verdachtsf­all im Bereich Rechtsextr­emismus eingestuft wird. Die AfD stellt im Landtag mit 22 Abgeordnet­en die zweitgrößt­e Fraktion.

Die AfD will durch Höckes Kandidatur im Falle einer Wahl Ramelows belegen können, dass CDU und FDP ihre Verspreche­n gebrochen hätten. „Sollte Bodo Ramelow am kommenden Mittwoch mehr als die 42 Stimmen des rot-rot-grünen Lagers erhalten und als Ministerpr­äsident gewählt werden, soll für jeden Betrachter klar sein, dass diese Stimmen nicht von der AfD kamen“, erklärte der parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der Thüringer AfD-Fraktion, Torben Braga.

Das Vorgehen der AfD stieß auf Kritik anderer Parteien. FDP-Chef

Christian Lindner wertete Höckes Kandidatur als „taktisches Spielchen“. „Unsere Abgeordnet­en in Thüringen haben deutlich gemacht, dass sie Bodo Ramelow nicht wählen können.“Genauso wenig könne es für Freie Demokraten eine Alternativ­e sein, einen „völkischen Nationalis­ten wie Björn Höcke zur Macht zu verhelfen“, sagte Lindner.

SPD-Generalsek­retär Lars Klingbeil, der das Vorgehen von CDU und FDP bei der Wahl von Thomas Kemmerich (FDP) zum Ministerpr­äsidenten mit Stimmen der AfD kritisiert hatte, mahnte nun zur Wachsamkei­t. „Ich hoffe, dass CDU und FDP nach dem Dammbruch am 5. Februar dazugelern­t haben und nicht ein noch größeres Chaos in Thüringen anrichten“, sagte er.

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