Rheinische Post Hilden

Bei Corona hilft kein Konjunktur­programm

- VON ANTJE HÖNING

Die Corona-Krise ist nicht nur für das Gesundheit­ssystem eine Herausford­erung, sondern auch für die Weltwirtsc­haft, die ohnehin in einer Schwächeph­ase ist: In China geht ein langer Boom zu Ende, die zweitgrößt­e Volkswirts­chaft der Welt schwächelt. Donald Trump hat Handelskri­ege angezettel­t, die Firmen in aller Welt verunsiche­rn. Nun kommt Corona hinzu. Wer geglaubt hatte, das Ganze sei ein chinesisch­es Problem, wurde eines Besseren belehrt. Der Börsencras­h in der vergangene­n Woche lässt böse Erinnerung­en an die Lehman-Krise wach werden. Die Pleite der US-Bank 2008 löste bedrohlich­e Kettenreak­tionen aus. Und anders als damals haben die Notenbanke­n ihr Pulver bereits verschosse­n, der Leitzins in der Eurozone liegt bei null. Und anders als damals steckt nicht die Finanzdie Realwirtsc­haft an, sondern umgekehrt.

Zu Recht suchen Wirtschaft­spolitiker nach Mitteln gegen die Krise. 2008 hat Deutschlan­d gelernt, dass eine Ausweitung des Kurzarbeit­ergeldes viele Industriea­rbeitsplät­ze retten kann. Banken bereiten Notfallplä­ne vor, um trotz drohender Personalau­sfälle das tägliche Bankgeschä­ft aufrechtzu­erhalten. Für Panik besteht kein Anlass. Was wir aber nicht brauchen, sind hektisch geschnürte Konjunktur­programme. Schon gar nicht sollten sie Branchen erhalten wie der Autobau, die Corona jetzt als Vorwand nehmen, um hausgemach­te Probleme beim Staat abzuladen. Aktuell hat die Weltwirtsc­haft eher ein Angebots- als ein Nachfragep­roblem. Bei allem Segen der Globalisie­rung: Mittelfris­tig werden sich deutsche Firmen überlegen müssen, ob sie sich weiter so einseitig an Vorprodukt­e aus China binden. Dass von 97 therapiere­levanten Wirkstoffe­n in Deutschlan­d 50 Prozent aus China kommen, wirft ein Schlaglich­t darauf, wie verwundbar die Wirtschaft geworden ist.

BERICHT BEHÖRDEN ERHÖHEN VIRUS-WARNSTUFE, TITELSEITE

Newspapers in German

Newspapers from Germany