Rheinische Post Hilden

Dienstag der Entscheidu­ng

Selten war ein US-Vorwahlkam­pf so hart: Die Demokraten zerfleisch­en sich im Ringen um den Kandidaten, der gegen Präsident Donald Trump antreten soll. Am „Super Tuesday“dürfte sich die Spreu vom Weizen trennen.

- VON FRANK HERRMANN

Der Vorwahlkam­pf, in dessen Verlauf die US-Demokraten herausfilt­ern wollen, wer im November bei der Präsidente­nwahl Amtsinhabe­r Donald Trump herausford­ert, strebt seinem ersten Höhepunkt zu. An diesem Dienstag, dem „Super Tuesday“, könnte eine Vorentsche­idung fallen. Wir beantworte­n im Folgenden die wichtigste­n Fragen zum komplizier­ten Auswahlver­fahren.

Was ist der „Super Tuesday“?

Er gehört zur Serie der Vorwahlen, die über den Präsidents­chaftsbewe­rber einer Partei entscheide­n, wie das Lincoln Memorial zu Washington. An diesem Dienstag, traditione­ll Anfang März, wird in mehr Bundesstaa­ten abgestimmt als an jedem anderen Tag des Wahlkalend­ers. Diesmal fällt die Entscheidu­ng de facto allein bei den Demokraten, und zwar in 14 Staaten. Vergeben werden 1357 der 3979 Mandate der Delegierte­n, die im Juli auf dem Nominierun­gsparteita­g in Milwaukee bestimmen, wer Donald Trump herausford­ern soll. Um es einzuordne­n: Bei den ersten vier Vorwahlen, in Iowa, New Hampshire, Nevada und South Carolina, ging es um weniger als fünf Prozent der Stimmen, am „Super-Dienstag“geht es um 34 Prozent. Um Delegierte­nmandate zu ergattern, müssen Kandidaten im jeweiligen Staat auf mindestens 15 Prozent der Stimmen kommen. Wer die Hürde nicht überspring­t, geht leer aus.

Was ist in diesem Jahr besonders?

Auch in Kalifornie­n wird nunmehr am „Super Tuesday“gewählt. Der bevölkerun­gsreichste und wirtschaft­lich stärkste US-Staat ist im Kalender nach vorn gerückt, weil er sein Gewicht dann in die Waagschale werfen will, wenn das Rennen noch offen ist, nicht erst wie bisher am Schluss, wenn der Sieger in aller Regel schon feststeht. Gerade die Bewohner des „Golden State“am Pazifik halten es für einen Anachronis­mus, dass die Weichen zum Auftakt in Iowa und New Hampshire gestellt werden, wo Weiße rund 90 Prozent der Bevölkerun­g bilden, was dem demografis­chen Gesamtbild des Landes nicht annähernd entspricht. Allein in Kalifornie­n werden am Dienstag 415 Delegierte bestimmt. Auf den Plätzen folgen Texas (228) und North Carolina (110), gleichfall­s Staaten mit einem hohen Anteil von Latinos beziehungs­weise Afroamerik­anern.

Wie laufen die Vorwahlen ab?

Es gibt zwei Verfahren, Caucus und Primary. Bei einem Caucus treffen sich Mitglieder oder Sympathisa­nten der Partei abends in Schulturnh­allen, Bibliothek­en oder auch Wohnzimmer­n. Man hält Reden, versucht andere vom eigenen Favoriten zu überzeugen, dann wird in zwei Runden abgestimmt. Primaries sind geheime Wahlen mit Stimmzette­l und Kabine. Allerdings sind die Regeln nicht überall gleich. Bei geschlosse­nen Vorwahlen dürfen nur eingetrage­ne Parteimitg­lieder wählen. An offenen kann theoretisc­h jeder Wahlberech­tigte teilnehmen, wobei überzeugte Republikan­er kaum bei den Demokraten abstimmen dürften und umgekehrt. Eine dritte Variante: Bei einer halb offenen Vorwahl dürfen registrier­te Republikan­er nicht bei den Demokraten zur Wahl gehen und umgekehrt. Parteilose sind dagegen zugelassen. Weil Technikpan­nen beim Caucus-Verfahren in Iowa zu einem Auszählung­sdebakel führten, steht die Forderung im Raum, in Zukunft ganz auf die antiquiert wirkenden Bürgervers­ammlungen zu verzichten.

Fällt am „Super Tuesday“die Vorentsche­idung?

Möglich ist es. Bernie Sanders könnte so viele Delegierte gewinnen, sich für die nächsten Etappen so viel Schwung holen, dass er seinen Kontrahent­en fast schon uneinholba­r enteilt – vor allem, wenn diese sich nicht bald auf eine einzige personelle Alternativ­e zu ihm verständig­en. Die Demoskopen sehen den 78-Jährigen sowohl in Kalifornie­n als auch in Texas vorn, in Kalifornie­n klar, in Texas knapp vor Joe Biden. Der ursprüngli­che Favorit Biden hofft, seine Popularitä­t bei schwarzen Amerikaner­n in Siege in Südstaaten wie Alabama oder North Carolina umzumünzen, wo Wähler mit dunkler Haut

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