Lufthansa streicht Verbindungen zusammen
Die Buchungszahlen schwächeln. Das liegt auch daran, dass große Unternehmen ihre Reisetätigkeit einschränken.
DÜSSELDORF Die Reiseindustrie kommt durch die Corona-Krise ins Trubeln. So hat sich die Aktie von Tui, Europas größtem Tourismuskonzern, seit dem 11. Februar um mehr als 50 Prozent verbilligt. Die Anleger sorgen sich vor einem Einbruch der Buchungszahlen, weil Urlauber befürchten, sich unterwegs anzustecken oder in Quarantäne zu müssen. Dennoch kaufte Tui-Chef Fritz Joussen am Montag 100.000 Tui-Aktien für rund 700.000 Euro. Falls sich die Lage wieder beruhigt, könnte er mit der Aktion seinen Einsatz leicht verdoppeln.
Alltours aus Düsseldorf hat auf die Lage reagiert. Urlauber könnten bis zum 30. April gebuchte Flugpauschalreisen
ohne Kosten stornieren, gab das Unternehmen bekannt. „Die haben Sorge, auf Kapazitäten liegenzubleiben“, sagt der Tourismusforscher Martin Lohmann aus Kiel, „also nehmen sie den Kunden die Sorge vor den Kosten einer denkbaren Absage.“Er ergänzt: „Die Branche ist nervös, obwohl sich die realen Gesundheitsrisiken durch das Virus für Urlauber doch wohl in Grenzen halten.“
Tatsächlich geht es mit der Reiselust aber nach unten. Viele Fluggesellschaften meldeten, dass rund 50 Prozent der Passagiere gar nicht auftauchten, teilte die Weltvereinigung der Airlines (Iata) am Montag in Genf mit. Eine große Liniengesellschaft verzeichne einen Totaleinbruch von Buchungen nach Italien.
Generell seien die Aussichten schlecht, so die Iata weiter.
Grund sind nicht zuletzt die Unternehmen: So erklärt Vodafone auf Nachfrage, man nutze fast keine Auslandsflüge mehr. Post, Henkel und viele andere Konzerne fahren ebenfalls ihre Dienstreisen stark herunter. Die Telekom sagte einen für den 11. März geplanten Kongress in Bonn über Internetsicherheit ab.
Die Lufthansa hat alle Flüge nach China bis zum 24. April storniert, die Zahl der Flüge nach Italien, Korea und Hongkong wird reduziert. Der in Nordrhein-Westfalen sehr aktive Ableger Eurowings senkt die Zahl der Flüge nach Mailand, Venedig und Bologna um ein Drittel.
Die Bahn nimmt Tickets zurück, wenn eine Veranstaltung wegen des Virus abgesagt wurde. Bereits am Samstag hatte ein Regionalzug des Bahn-Wettbewerbers National Express im Hauptbahnhof von Hagen gestoppt. Zugbegleiter verriegelten die Türen, Bundespolizei rückte an, die Personalien wurden aufgenommen, weil es einen Corona-Verdachtsfall im Zug gegeben hatte. Die Sorge war glücklicherweise unbegründet.
Die Bahn erklärt, man werde im Fall des Falles auch die Personalien aller Reisenden in der Nähe eines Corona-Verdächtigen aufnehmen. Dazu sei man ebenso verpflichtet wie alle Airlines bei Verdachtsfällen. Die Bahn betont zugleich: „Sollten Sie mehr als einen Meter von dem Erkrankten entfernt gewesen sein, ist die Gefahr einer Infektion gering.“