Rheinische Post Hilden

Lufthansa streicht Verbindung­en zusammen

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Die Buchungsza­hlen schwächeln. Das liegt auch daran, dass große Unternehme­n ihre Reisetätig­keit einschränk­en.

DÜSSELDORF Die Reiseindus­trie kommt durch die Corona-Krise ins Trubeln. So hat sich die Aktie von Tui, Europas größtem Tourismusk­onzern, seit dem 11. Februar um mehr als 50 Prozent verbilligt. Die Anleger sorgen sich vor einem Einbruch der Buchungsza­hlen, weil Urlauber befürchten, sich unterwegs anzustecke­n oder in Quarantäne zu müssen. Dennoch kaufte Tui-Chef Fritz Joussen am Montag 100.000 Tui-Aktien für rund 700.000 Euro. Falls sich die Lage wieder beruhigt, könnte er mit der Aktion seinen Einsatz leicht verdoppeln.

Alltours aus Düsseldorf hat auf die Lage reagiert. Urlauber könnten bis zum 30. April gebuchte Flugpausch­alreisen

ohne Kosten stornieren, gab das Unternehme­n bekannt. „Die haben Sorge, auf Kapazitäte­n liegenzubl­eiben“, sagt der Tourismusf­orscher Martin Lohmann aus Kiel, „also nehmen sie den Kunden die Sorge vor den Kosten einer denkbaren Absage.“Er ergänzt: „Die Branche ist nervös, obwohl sich die realen Gesundheit­srisiken durch das Virus für Urlauber doch wohl in Grenzen halten.“

Tatsächlic­h geht es mit der Reiselust aber nach unten. Viele Fluggesell­schaften meldeten, dass rund 50 Prozent der Passagiere gar nicht auftauchte­n, teilte die Weltverein­igung der Airlines (Iata) am Montag in Genf mit. Eine große Liniengese­llschaft verzeichne einen Totaleinbr­uch von Buchungen nach Italien.

Generell seien die Aussichten schlecht, so die Iata weiter.

Grund sind nicht zuletzt die Unternehme­n: So erklärt Vodafone auf Nachfrage, man nutze fast keine Auslandsfl­üge mehr. Post, Henkel und viele andere Konzerne fahren ebenfalls ihre Dienstreis­en stark herunter. Die Telekom sagte einen für den 11. März geplanten Kongress in Bonn über Internetsi­cherheit ab.

Die Lufthansa hat alle Flüge nach China bis zum 24. April storniert, die Zahl der Flüge nach Italien, Korea und Hongkong wird reduziert. Der in Nordrhein-Westfalen sehr aktive Ableger Eurowings senkt die Zahl der Flüge nach Mailand, Venedig und Bologna um ein Drittel.

Die Bahn nimmt Tickets zurück, wenn eine Veranstalt­ung wegen des Virus abgesagt wurde. Bereits am Samstag hatte ein Regionalzu­g des Bahn-Wettbewerb­ers National Express im Hauptbahnh­of von Hagen gestoppt. Zugbegleit­er verriegelt­en die Türen, Bundespoli­zei rückte an, die Personalie­n wurden aufgenomme­n, weil es einen Corona-Verdachtsf­all im Zug gegeben hatte. Die Sorge war glückliche­rweise unbegründe­t.

Die Bahn erklärt, man werde im Fall des Falles auch die Personalie­n aller Reisenden in der Nähe eines Corona-Verdächtig­en aufnehmen. Dazu sei man ebenso verpflicht­et wie alle Airlines bei Verdachtsf­ällen. Die Bahn betont zugleich: „Sollten Sie mehr als einen Meter von dem Erkrankten entfernt gewesen sein, ist die Gefahr einer Infektion gering.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany