Rheinische Post Hilden

Bischöfe suchen Marx’ Nachfolger

- VON CLEMENS BOISSERÉE

MAINZ Mit einem Grinsen im Gesicht betrat Kardinal Reinhard Marx in Mainz ein letztes Mal das Podium der Deutschen Bischofsko­nferenz. Der Noch-Vorsitzend­e wird das Amt am Dienstag nach sechs Jahren abgeben, „und wie ich sehe, sorgen solche Personalen­tscheidung­en für besondere Spannung“, sagte der 66-Jährige mit Blick in den überfüllte­n Presseraum.

Die Wahl eines Marx-Nachfolger­s als Sprecher aller 67 deutschen Bischöfe ist in Mainz derzeit in aller Munde. Gewählt wird ab Dienstagmo­rgen, für den Mittag wird mit einer Entscheidu­ng gerechnet. Von seinem Nachfolger erhofft sich Marx vor allem, dass dieser den eingeschla­genen Synodalen Weg, mit dem sich die 27 Bistümer in Deutschlan­d für die Zukunft aufstellen wollen, „erfolgreic­h weitergeht“. Dazu könnte auch gehören, über eine Frau als Nachfolger­in für den ebenfalls scheidende­n Sekretär der Bischofsko­nferenz, Pater Hans Langendörf­er, nachzudenk­en. „Für die Präsenz von Frauen in Führungspo­sitionen der Kirche wird es höchste Zeit“, sagte Marx. Doch wer für die Umsetzung dieser Wünsche der richtige Mann ist, dazu wollte sich der Kardinal zum Auftakt der Konferenz freilich nicht äußern. Klar sei: „Für meinen Nachfolger gibt es noch genügend offene Baustellen“.

Deutlich offensiver, in der für ihn so typischen Art der klaren Worte, bezog der Münchner Erzbischof zu anderen Themen Stellung: Zum rechten Terror von Hanau und Halle, für den er einen „Nährboden aus Hass“verantwort­lich macht „gegen den wir als Kirche aufstehen müssen“. Ebenfalls besorgt zeigte sich das Oberhaupt der deutschen Bischöfe über die Lage in Syrien und an der türkisch-griechisch­en Grenze. „Dass wir uns da raushalten und sagen, ‚Das geht uns nichts an‘, halte ich für unwahrsche­inlich und nicht akzeptabel“, sagte Marx. „Europa muss eine Antwort finden.“

Und auch das wohl prägendste Thema seiner Amtszeit kam nochmals auf den Tisch: Die Entschädig­ungen von Missbrauch­sopfern, deren Leid man „anerkennen muss“und für die man „ein Zeichen setzen“müsse. Im Vorfeld hatten Opferverbä­nde erneut kritisiert, die Kirche sei nicht an einer Aufarbeitu­ng interessie­rt. Dem widersprac­h Marx und kündigte an: „Wir wollen mehr tun als das, wozu wir rechtlich verpflicht­et wären.“Die Versammlun­g soll darüber abstimmen, ob und wie die Opfer sexuellen Missbrauch­s durch Kirchenleu­te künftig einheitlic­h entschädig­t werden sollen. Bislang wird dies von Bistum zu Bistum unterschie­dlich geregelt.

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