Rheinische Post Hilden

„Wir glauben an die Innenstädt­e“

Beim „Ständehaus Treff“verspricht der Warenhaus-Investor René Benko: „Bei Kaufhof sind wir mit dem Stellenabb­au durch.“Außerdem gibt er Einblicke in seine Karriere – die mit ersten Vermietung­en während der Schulzeit begann.

- VON ANTJE HÖNING UND GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Unzählige Male ist er schon als Selfmade-Milliardär tituliert worden. Seit der Übernahme von Galeria Kaufhof gilt er vielen endgültig als Kaufhaus-König von Deutschlan­d. Am Montag war René Benko, der in den vergangene­n Jahren die deutsche Warenhaus-Szene aufgemisch­t hat, zu Gast beim „Ständehaus Treff“der Rheinische­n Post und stellte sich den Fragen von Chefredakt­eur Moritz Döbler. Wer ist dieser Innsbrucke­r, der auf viele so eine fasziniere­nde Wirkung hat?

Person Der heute 42-Jährige ist der Sohn eines Beamten und einer Kindergärt­nerin. „Behütete, normale Verhältnis­se“, wie er sagt. Der Großvater sei der Chef des Gewerkscha­ftsbunds für Tirol gewesen. Das habe auch Verdi-Chef Frank Bsirske begeistert. Mit 17 Jahren verließ er die Schule – weil er lieber bei einem befreundet­en Bauunterne­hmer arbeitete statt zu büffeln und deshalb die Zulassung zur Matura, dem österreich­ischen Abitur, verpasste. „Ich hatte ziemlich viele Fehlstunde­n“, räumt er in Düsseldorf ein. Manchmal habe er den Unterricht verlassen müssen, weil sein Handy klingelte und er wieder eine Wohnung vermieten musste. Heute schätzt das Magazin Forbes Benkos Vermögen auf 4,9 Milliarden Euro.

Seit jeher liebt er das Klettern: „Klettern lehrt einen Demut. Und man weiß, dass man eine gute Seilschaft braucht, sonst fällt man auf die Nase. Das gilt erst recht, wenn man voraus klettert“, sagt Benko und will das auch als Führungsph­ilosophie verstehen.

Immobilien Wie viel Geld Benko schon mit Immobilien verdient hat, ist schwer zu sagen. Tatsache ist: Das Planen, Bauen, Kaufen und Verkaufen

ist eines seiner Lebenselix­iere. Seine ersten Projekte waren angeblich zwei Dachböden in Wien. Heute gehören zum Portfolio unter anderem Luxus-Kaufhäuser in Berlin, Hamburg und München sowie das Chrysler Building in New York. In Anspielung auf den US-Präsidente­n und früheren Immobilien-Magnaten Donald Trump, der Gebäude gerne nach sich selbst benennt, sagte Benko: „Einen Benko-Tower wird es nicht geben.“

Trotzdem tritt er äußerst selbstbewu­sst auf: „Ich kann sehr schnell rechnen und habe Mut zu unternehme­rischen Entscheidu­ngen.“Dass er Nutznießer der Finanzkris­e 2008 war, würde er heute zwar nicht mehr sagen, meint Benko, aber: „Ich konnte damals fast unverkäufl­iche Immobilien erwerben und zum Erfolg führen.“Droht die aktuelle Immobilien­blase zu platzen? „Das kann man pauschal nicht sagen. Wien und Düsseldorf sind weiter wachsende Städte.“Daneben gebe es andere Städte, in denen die Immobilien­preise zu hoch seien.

Kaufhäuser Drei Anläufe hat Benkos Signa gebraucht, um Galeria Kaufhof zu schlucken und mit dem früheren Konkurrent­en Karstadt in einer großen deutschen Warenhaus-Gesellscha­ft aufgehen zu lassen. 2001, 2015 und 2018. „Man sieht daran meine Hartnäckig­keit“, so Benko. „Karstadt stand damals kurz vor der zweiten Insolvenz, Kaufhof wurde kurz vor die Insolvenz getrieben. Es ist ein gutes Gefühl, wenn man traditione­lle Unternehme­n auffängt.“Er sei tief davon überzeugt: „Ein modernes Warenhaus hat eine wesentlich­e Funktion in der Innenstadt. Wir glauben an die Innenstädt­e.“35.000 Mitarbeite­r hat er damals übernommen, knapp 30.000 hätten jetzt einen stabilen Arbeitgebe­r. „Auch bei Kaufhof sind wir mit dem Stellenabb­au durch.“Man habe ein gutes Einvernehm­en mit der Gewerkscha­ft erzielt.

Geht es ihm, wie Kritiker immer wieder mutmaßen, am Ende dennoch weniger um den Einzelhand­el als vielmehr um die attraktive­n

Kaufhaus-Immobilien in Metropolen, in denen ansonsten kaum noch ein Quadratmet­er Freifläche zu finden ist? Benko kennt den Vorwurf und winkt ab: „Ich sehe mich inzwischen als Händler.“Das Düsseldorf­er Carsch-Haus etwa will er zu einem Premium-Haus ausbauen, der traditions­reiche Name solle aber bleiben.

Leben Das findet bei Benko, der in zweiter Ehe verheirate­t ist und vier Kinder hat, die meiste Zeit auf der Überholspu­r statt. Männer mit einer solchen Karriere nennt man in seinem Heimatland gern „Wunderwuzz­i“. Permanent jettet er um die Welt, doch auch der kurze Draht zur Alpenpolit­ik ist ihm wichtig. „Wir unterstütz­en keine Partei, aber es gibt Freundscha­ften“, sagt Benko. Wie zu Österreich­s Kanzler Sebastian Kurz oder dem früheren Kanzler Alfred Gusenbauer. Homestorys oder längere Interviews sind selten bei dem Hobby-Jogger. „Zwei- oder dreimal in der Woche gehe ich laufen.“Sein Vorteil: „Fünf Stunden Schlaf reichen mir.“

 ?? FOTO: ANNE ORTHEN ?? „Klettern hat mich geprägt, das lehrte Demut“, verrät der österreich­ische Investor René Benko (links) im Gespräch mit RP-Chefredakt­eur Moritz Döbler. Das Foto im Hintergrun­d zeigt Benko als Jugendlich­en.
FOTO: ANNE ORTHEN „Klettern hat mich geprägt, das lehrte Demut“, verrät der österreich­ische Investor René Benko (links) im Gespräch mit RP-Chefredakt­eur Moritz Döbler. Das Foto im Hintergrun­d zeigt Benko als Jugendlich­en.

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