„Wir glauben an die Innenstädte“
Beim „Ständehaus Treff“verspricht der Warenhaus-Investor René Benko: „Bei Kaufhof sind wir mit dem Stellenabbau durch.“Außerdem gibt er Einblicke in seine Karriere – die mit ersten Vermietungen während der Schulzeit begann.
DÜSSELDORF Unzählige Male ist er schon als Selfmade-Milliardär tituliert worden. Seit der Übernahme von Galeria Kaufhof gilt er vielen endgültig als Kaufhaus-König von Deutschland. Am Montag war René Benko, der in den vergangenen Jahren die deutsche Warenhaus-Szene aufgemischt hat, zu Gast beim „Ständehaus Treff“der Rheinischen Post und stellte sich den Fragen von Chefredakteur Moritz Döbler. Wer ist dieser Innsbrucker, der auf viele so eine faszinierende Wirkung hat?
Person Der heute 42-Jährige ist der Sohn eines Beamten und einer Kindergärtnerin. „Behütete, normale Verhältnisse“, wie er sagt. Der Großvater sei der Chef des Gewerkschaftsbunds für Tirol gewesen. Das habe auch Verdi-Chef Frank Bsirske begeistert. Mit 17 Jahren verließ er die Schule – weil er lieber bei einem befreundeten Bauunternehmer arbeitete statt zu büffeln und deshalb die Zulassung zur Matura, dem österreichischen Abitur, verpasste. „Ich hatte ziemlich viele Fehlstunden“, räumt er in Düsseldorf ein. Manchmal habe er den Unterricht verlassen müssen, weil sein Handy klingelte und er wieder eine Wohnung vermieten musste. Heute schätzt das Magazin Forbes Benkos Vermögen auf 4,9 Milliarden Euro.
Seit jeher liebt er das Klettern: „Klettern lehrt einen Demut. Und man weiß, dass man eine gute Seilschaft braucht, sonst fällt man auf die Nase. Das gilt erst recht, wenn man voraus klettert“, sagt Benko und will das auch als Führungsphilosophie verstehen.
Immobilien Wie viel Geld Benko schon mit Immobilien verdient hat, ist schwer zu sagen. Tatsache ist: Das Planen, Bauen, Kaufen und Verkaufen
ist eines seiner Lebenselixiere. Seine ersten Projekte waren angeblich zwei Dachböden in Wien. Heute gehören zum Portfolio unter anderem Luxus-Kaufhäuser in Berlin, Hamburg und München sowie das Chrysler Building in New York. In Anspielung auf den US-Präsidenten und früheren Immobilien-Magnaten Donald Trump, der Gebäude gerne nach sich selbst benennt, sagte Benko: „Einen Benko-Tower wird es nicht geben.“
Trotzdem tritt er äußerst selbstbewusst auf: „Ich kann sehr schnell rechnen und habe Mut zu unternehmerischen Entscheidungen.“Dass er Nutznießer der Finanzkrise 2008 war, würde er heute zwar nicht mehr sagen, meint Benko, aber: „Ich konnte damals fast unverkäufliche Immobilien erwerben und zum Erfolg führen.“Droht die aktuelle Immobilienblase zu platzen? „Das kann man pauschal nicht sagen. Wien und Düsseldorf sind weiter wachsende Städte.“Daneben gebe es andere Städte, in denen die Immobilienpreise zu hoch seien.
Kaufhäuser Drei Anläufe hat Benkos Signa gebraucht, um Galeria Kaufhof zu schlucken und mit dem früheren Konkurrenten Karstadt in einer großen deutschen Warenhaus-Gesellschaft aufgehen zu lassen. 2001, 2015 und 2018. „Man sieht daran meine Hartnäckigkeit“, so Benko. „Karstadt stand damals kurz vor der zweiten Insolvenz, Kaufhof wurde kurz vor die Insolvenz getrieben. Es ist ein gutes Gefühl, wenn man traditionelle Unternehmen auffängt.“Er sei tief davon überzeugt: „Ein modernes Warenhaus hat eine wesentliche Funktion in der Innenstadt. Wir glauben an die Innenstädte.“35.000 Mitarbeiter hat er damals übernommen, knapp 30.000 hätten jetzt einen stabilen Arbeitgeber. „Auch bei Kaufhof sind wir mit dem Stellenabbau durch.“Man habe ein gutes Einvernehmen mit der Gewerkschaft erzielt.
Geht es ihm, wie Kritiker immer wieder mutmaßen, am Ende dennoch weniger um den Einzelhandel als vielmehr um die attraktiven
Kaufhaus-Immobilien in Metropolen, in denen ansonsten kaum noch ein Quadratmeter Freifläche zu finden ist? Benko kennt den Vorwurf und winkt ab: „Ich sehe mich inzwischen als Händler.“Das Düsseldorfer Carsch-Haus etwa will er zu einem Premium-Haus ausbauen, der traditionsreiche Name solle aber bleiben.
Leben Das findet bei Benko, der in zweiter Ehe verheiratet ist und vier Kinder hat, die meiste Zeit auf der Überholspur statt. Männer mit einer solchen Karriere nennt man in seinem Heimatland gern „Wunderwuzzi“. Permanent jettet er um die Welt, doch auch der kurze Draht zur Alpenpolitik ist ihm wichtig. „Wir unterstützen keine Partei, aber es gibt Freundschaften“, sagt Benko. Wie zu Österreichs Kanzler Sebastian Kurz oder dem früheren Kanzler Alfred Gusenbauer. Homestorys oder längere Interviews sind selten bei dem Hobby-Jogger. „Zwei- oder dreimal in der Woche gehe ich laufen.“Sein Vorteil: „Fünf Stunden Schlaf reichen mir.“