Rheinische Post Hilden

Schulze will Netflix und Co. grüner machen

- VON JAN DREBES

BERLIN Tabletcomp­uter spielen Videos von Youtube und Netflix ab, Kühlschrän­ke kommunizie­ren mit dem Smartphone, Autos fahren alleine, Maschinenp­arks in Fabriken sollen autonom arbeiten können. All das produziert Massen an Daten, erfordert immer höhere Rechenleis­tungen, braucht immer mehr Strom. Damit die Digitalisi­erung aber nicht zum Beschleuni­ger des

Klimawande­ls wird, will Bundesumwe­ltminister­in Svenja Schulze (SPD) eine „umweltpoli­tische Digitalage­nda“umsetzen und dabei auch Giganten wie Google und Apple in die Pflicht nehmen.

„Schon 2025 könnten durch die Digitalisi­erung mehr Treibhausg­ase ausgestoße­n werden als durch den Autoverkeh­r“, sagte Schulze. Ihr Ressort hat mit Experten 70 Maßnahmen erarbeitet, um digitale Umbrüche grüner zu machen. So will sie etwa erreichen, dass Hersteller die Akkus und Bildschirm­e von Smartphone­s und Tablets leichter austauschb­ar machen und Ersatzteil­e und Softwareup­dates länger zur Verfügung stellen. Der Energiever­brauch solcher Geräte soll für Verbrauche­r erkennbar werden mit einem Energielab­el, wie es bei Kühlschrän­ken oder Wäschetroc­knern längst üblich ist.

Schulze setzt auf die Macht des europäisch­en Marktes, um die Branchenri­esen

im Silicon Valley zu beeindruck­en. Sie will erreichen, dass Youtube und Netflix ihre Videoangeb­ote nicht automatisc­h mit der höchsten Auflösung auf kleine Handybilds­chirme schicken, auf denen das Auge die Detaildich­te ohnehin nicht wahrnehmen kann. Allein dadurch ließe sich viel Energie einsparen, so Schulze. Anderes Problem: Die wenigsten Rechenzent­ren beziehen ihren Strom nur aus erneuerbar­en Energieque­llen, es gibt nicht einmal eine Übersicht über solche Standorte. Schulze will daher bis 2021 ein Register einführen und die Betreiber dazu bringen, auf Ökostrom zu setzen. Doch auch die Verbrauche­r nimmt die Ministerin in die Pflicht. Sie sollen sich etwa beim Einkauf im Internet leichter für ökologisch nachhaltig­e Produkte entscheide­n können – unterstütz­t durch Algorithme­n, die solche Produkte bei Suchanfrag­en prominente­r platzieren.

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