Lebensversicherung beflügelt Allianz
Obwohl es kaum noch Zinsen gibt, macht die Allianz mit dem Vorsorge-Klassiker das beste Neugeschäft aller Zeiten. Jede zweite Police in Deutschland wird bei dem Dax-Konzern abgeschlossen.
MÜNCHEN (rtr) Überraschende Entwicklung bei dem Versicherungs-Riesen: Bei der Allianz boomt in Deutschland trotz sinkender Zinsen das Geschäft mit Lebensversicherungen. Die Beiträge aus dem Neugeschäft schossen im abgelaufenen Jahr um 38 Prozent nach oben, wie die Allianz Deutschland AG am Montag in München erklärte. „Das ist das beste Neugeschäft aller Zeiten“, sagte Deutschland-Chef Klaus-Peter Röhler. Es habe sogar das Jahr 2004 übertroffen, als das bevorstehende Ende der Steuerfreiheit für Lebensversicherungen zu einem Run auf die Policen geführt hatte.
Mit einem Beitragsplus von 23 Prozent auf 27,7 Milliarden Euro wuchs die Allianz Leben mehr als doppelt so stark wie die Branche und schraubte den Marktanteil nach Angaben einer Sprecherin binnen Jahresfrist von 24,5 auf 29 Prozent.
Jede zweite neue Lebensversicherung in Deutschland dürfte damit bei der Allianz abgeschlossen worden sein. Zudem verkauft die Allianz die deutschen „Perspektive“-Policen inzwischen auch in Italien. Sie setzt mit am stärksten auf neue Produkte ohne lebenslange Zinsgarantien, die etwas mehr Rendite abwerfen als klassische Policen. Die ganze Branche bekommt Rückenwind von den Negativzinsen, die viele Banken inzwischen auch von Privatkunden verlangen. Für das neue Jahr hat die Allianz die Verzinsung auf Leben-Policen aber um 0,3 Prozentpunkte gesenkt.
Die Entwicklung ist umso erstaunlicher, als der Garantiezins in den vergangenen Jahren Schritt für Schritt gesenkt wurde: Der vom Bundesfinanzministerium festgesetzte Zins, den die Versicherer ihren Kunden zusagen dürfen, liegt für Neuverträge seit dem Jahr 2017 nur noch bei 0,9 Prozent. Zusammen mit der Überschussbeteiligung bildet der Garantiezins die laufende
Verzinsung einer Police.
Einer Studie der Ratingagentur Assekurata von Februar zufolge sinkt die laufende Verzinsung des Altersvorsorge-Klassikers in diesem Jahr über alle Anbieter und Laufzeiten hinweg im Schnitt auf 2,74 Prozent, im Jahr zuvor waren es noch 2,83 Prozent.
Insgesamt legten die Beitragseinnahmen der Allianz Deutschland um 15 Prozent auf 42 Milliarden Euro zu. In der Krankenversicherung stiegen die Beiträge um zwölf Prozent, in der Schaden- und Unfallversicherung – bereinigt um den an die Muttergesellschaft abgegebenen Kfz-Direktversicherer AllSecur (jetzt Allianz Direct) – um fünf Prozent. Mit der Übernahme der Mehrheit an der ADAC Autoversicherung machte die Allianz den Verlust der AllSecur mehr als wett. Im Verlauf des Jahres seien 221.000 versicherte Fahrzeuge hinzugekommen. Allein die ADAC Autoversicherung meldete in der Abwerberunde zum Jahresende rund 100.000 neue Kunden. Insgesamt kommt die Allianz jetzt auf 8,7 Millionen versicherte Autos.
Die Sachversicherung war mit einem Plus von 16 Prozent auf einen operativen Gewinn von 1,26 Milliarden Euro zugleich der größte Ergebnistreiber und zog damit an der Lebensversicherung vorbei. Insgesamt verbesserte sich das operative Ergebnis um sieben Prozent auf 2,6 Milliarden Euro. Das lag auch an einer auf 92,5 (94) Prozent gedrückten Schaden-Kosten-Quote in der Sachversicherung.
Die Mitarbeiterzahl der Allianz Deutschland sank um knapp 300 auf 26.400. Der Nettogewinn stieg – auch dank eines lukrativen Immobilienverkaufs – sogar um 23 Prozent auf exakt zwei Milliarden Euro. Für das laufende Jahr stellte die Allianz Deutschland weitere Beitragszuwächse und ein stabiles operatives Ergebnis in Aussicht.