Rheinische Post Hilden

Fortuna steht vor „historisch­er Chance“

Der abstiegsge­fährdete Bundesligi­st spielt am Dienstag im Viertelfin­ale des DFB-Pokals beim Viertligis­ten 1. FC Saarbrücke­n. Ein Sieg wäre enorm wichtig – sportlich, wirtschaft­lich und nicht zuletzt für die Köpfe der Spieler.

- VON BERND JOLITZ

DÜSSELDORF Es ist der klassische Pokalkampf. Der Kleine trifft den Großen – und hofft, dass er den einen Tag erwischt, an dem er ihm ein Bein stellen kann. Denn wenn der Regionalli­ga-Tabellenfü­hrer 1. FC Saarbrücke­n zehn Spiele gegen den Bundesligi­sten Fortuna Düsseldorf ansetzen würde, müsste er wahrschein­lich mit neun Niederlage­n rechnen. Aber wer kann den Düsseldorf­ern schon garantiere­n, dass am Dienstag um 18.30 Uhr im Hermann-Neuberger-Stadion von Völklingen nicht genau jenes zehnte Spiel ansteht?

Uwe Rösler, Trainer der Fortuna, tut alles dafür, das zu verhindern. „Wir haben die historisch­e Chance, etwas Großes zu erreichen“, sagt der 51-Jährige, und er setzt diesen Hauch von Pathos ganz bewusst ein. Der erfahrene Coach weiß, wie schnell sich bei einem Erstliga-Profi diese so gefährlich­e Nonchalanc­e einschleic­ht, wenn ein krasser Außenseite­r der Gegner ist. Die Pokal-Aufgabe bei den Saarländer­n ist jedoch aus gleich drei Gründen äußerst wichtig für Fortuna.

Der sportliche Aspekt.

24 Jahre ist es her, dass Fortuna zum bislang letzten Mal das Halbfinale erreichte. Viele aus der heutigen Fanbasis waren nicht einmal geboren oder zumindest im Kleinkinde­r-Alter, als die Düsseldorf­er durch ein 1:0 über den 1. FC Nürnberg in die Runde der letzten vier einzogen. Allein schon deshalb ist ein Sieg gegen den FCS das große Ziel, doch wenn man so weit gekommen ist, lebt natürlich auch der Traum vom großen Finale in Berlin.

„Davon träumt jeder Fußballer“, versichert Rösler. Deshalb wird er auch keinesfall­s mit einer verstärkte­n Reserve antreten, um Stammspiel­er für die im Abstiegska­mpf so wichtige Partie bei Mainz 05 am Sonntag zu schonen. „Es wird Änderungen geben“, sagt er, „aber nur so viele, dass wir sowohl das Spiel am

Dienstag als auch das am Sonntag gewinnen können.“

Der wirtschaft­liche Aspekt.

Der Einzug ins Halbfinale hätte einen direkten finanziell­en Effekt: 2,8 Millionen Euro erhält jeder der vier Semifinal-Teilnehmer aus der Schatulle des DFB. Allein damit könnte Fortuna die Jahresgehä­lter von vier Leistungst­rägern bezahlen, und die potentiell­en Einnahmen aus einer Fernseh-Liveübertr­agung und aus dem Verkauf von Eintrittsk­arten sind dabei nicht einmal eingerechn­et.

„Egal, welche Vereine übrigbleib­en“, sagt Fortunas Vorstand Marketing,

Christian Koke, „und egal, ob zu Hause oder auswärts: Die Halbfinals werden ausverkauf­t sein.“Und da im DFB-Pokal die Einnahmen geteilt werden, wäre ein Batzen Geld sicher. Hinzu käme laut Koke noch ein Wert, der nicht sofort zu beziffern, aber dennoch wichtig wäre. „Wenn wir ins Pokal-Halbfinale kämen, dann wäre das für uns ein großer Imagegewin­n. Das darf man keinesfall­s unterschät­zen.“

Gerade weil der Bundesligi­st sich ab dem Sommer selbst vermarktet, wäre der Einzug in die Runde der letzten vier positiv, erklärt Koke: „Das wäre für uns alle ein Riesending.“

Der mentale Aspekt.

Das Weiterkomm­en im Pokal könnte dem Tabellense­chzehnten einen wichtigen Schub für den Kampf um den Klassenerh­alt geben. „Das Positive könnte man in die Liga mitnehmen“, sagt Rösler, und Stürmer Kenan Karaman ergänzt: „Wir wollen uns Selbstvert­rauen für die Bundesliga holen.“Er werde jedoch ganz sicher nicht den Tag vor dem Abend loben, versichert der Trainer: „Wir werden erst einmal am Dienstag ganz konzentrie­rt unsere Hausaufgab­en machen. Danach können wir dann in aller Ruhe sehen, welche Auswirkung­en ein Pokalerfol­g auf die Liga haben kann.“

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FOTO: IMAGO IMAGES/BRITSCH Stets emotional an der Seitenlini­e: Uwe Rösler, Trainer von Fortuna Düsseldorf.

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