Weihwasserbecken bleiben leer
Neue Maßnahmen wegen des Corona-Virus. Bis Montag sieben Menschen getestet. Ansturm auf die Info-Hotline.
Panik vermeiden, aber wachsam sein: Von Ausnahmen abgesehen läuft das öffentliche Leben in Düsseldorf noch ohne größere Einschränkungen. Trotzdem nimmt die Nervosität zu, wie die steigende Zahl von Absagen öffentlicher Veranstaltungen und der Ansturm auf das Info-Telefon belegt. Die wichtigsten Fakten im Überblick.
Flughafen Ein britischer Staatsbürger, der aus Abu Dhabi kommend am Montag am Flughafen landete, muss unerwartet in der Landeshauptstadt bleiben. Grund ist ein positiver Test auf das Coronavirus, der erst während des Fluges bekannt wurde. „In Absprache mit dem Gesundheitsamt durfte er deshalb nicht nach England weiterreisen“, sagte Stadtsprecher Michael Bergmann am Montag. Der Mann weise bisher keine Krankheitssymptome auf, daher könnte der Test auch fälschlicherweise positiv sein, „zumal er vor dieser Reise schon einmal getestet worden war – und zwar negativ“, betont Bergmann. Vorsorglich sei ein zweiter Test angeordnet worden. Mit dem Ergebnis sei am Dienstag zu rechnen. Der Reisende blieb bis zum späten Abend am Flughafen in Quarantäne, wurde dann vom Rettungsdienst in eine Unterkunft in der Stadt gebracht. Die knapp 20 Passagiere, die im Flieger in seiner Nähe gesessen hatten, durften weiterreisen, nachdem ihre Kontaktdaten registriert worden waren.
Info-Telefon Allein am Montag musste das Düsseldorfer Informationstelefon unter der Nummer 0211 8996090 bis 16 Uhr 720 Anrufe abwickeln. Viele Bürger landeten in der Warteschleife. Zeitweise war sogar eine automatisierte Bandansage mit dem Wortlaut „Sie rufen außerhalb der Geschäftszeiten an“zu hören. „Das haben wir schnell geändert“, sagt Bergmann. Unverzüglich sei das Personal aufgestockt worden, so dass inzwischen acht Experten Fragen zum Coronavirus beantworten. In dem übergangsweise eingerichteten Diagnostik-Zentrum des Gesundheitsamts wurden nach Angaben der Stadt bis Montagnachmittag sieben Menschen getestet.
Schulen Hier gilt die Devise: Ruhe bewahren. „Der Unterricht bei uns läuft ohne Einschränkungen. Das gilt auch für Sport- und Schwimmstunden oder andere Gemeinschaftsaktivitäten“, sagt Michael Biallas, stellvertretender Leiter der Dieter-Forte-Gesamtschule in Eller. „Noch haben wir keine Kollegen oder Schüler, die beispielsweise Kontakte nach Norditalien oder in den Kreis Heinsberg hatten“, sagt der Pädagoge. Man achte nun noch stärker darauf, dass jeder Seifenspender tatsächlich auch befüllt sei. Wie stark die Anspannung trotz insgesamt alltäglicher Abläufe ist, macht Birgit Nösser, Leiterin der katholischen Grundschule an der Fuldaer Straße, an einem Beispiel deutlich: „Ein Junge aus der dritten Klasse war wegen des Coronavirus so besorgt um seine kleine Schwester, dass er sogar kurz weinte. Er dachte, das Baby schwebe womöglich in Lebensgefahr.“Der Unterricht laufe bislang „ganz normal“.
Nur darauf, sich in der Mensa vor dem Mittagessen die Hand zu reichen, verzichte man inzwischen. „Und beim Händewaschen sollen die Kinder im Kopf zweimal den Text des Liedes ,Happy Birthday’ aufsagen, damit die Reinigung auch wirklich gründlich ist“, sagt Nösser. Erkenntnisse über Corona-Verdachtsfälle an Düsseldorfer Schulen lagen Schuldezernent Burkhard Hintzsche am Montag nicht vor.
Kirchen Einschränkungen für Gottesdienste gibt es bislang nicht. Wohl aber Vorsichtsmaßnahmen. So bleiben die Weihwasserbecken in den katholischen Kirchen leer. „Auch den Friedensgruß, bei dem sich die Teilnehmer während einer Messe die Hand reichen, ersetzen die meisten jetzt durch ein freundliches Lächeln“, sagt Joachim Decker, Pfarrer für Eller, Lierenfeld und die Altstadt. Damit folgen die Gemeinden
den Empfehlungen des Kölner Generalvikariats. Sein Eindruck: „Die Messen am vergangenen Wochenende waren etwas weniger gut besucht als sonst.“Die steigende Nervosität spürt auch der Seelsorger: „Ich war schon überrascht, als uns der Leiter unseres Sozialladens ,Tante Elli’ sagte, dass einige der Regale zuletzt leer gekauft waren.“
Pflegeheime Die Caritas hat in den Pflegeheimen die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt. Gerade chronische Kranke und Senioren sind bekanntlich besonders gefährdet. Nach Angaben einer Sprecherin stehen „ausreichend Flächen- und Händedesinfektionsmittel, Einmalhandschuhe sowie Mund-Nasen-Schutz“vor Ort bereit. Bei Verdacht auf eine Erkrankung stehen separate Zimmer für die Betroffenen bereit, bis sie gegebenenfalls in einem Krankenhaus aufgenommen werden können. Zudem behalte man sich „im Krisenfall vor, Angehörige und Gäste zu bitten, bis auf Weiteres von einem Besuch abzusehen“, sagt Henric Peeters, Caritasdirektor für Düsseldorf.
Busverkehr Am Schalter des Zentralen Omnibus-Bahnhofs liegen Flugblätter mit Tipps zur richtigen Hustenetikette aus. Das Unternehmen FlixMobility, das mit seinen Flix-Bussen Ziele in ganz Europa ansteuert, steht nach Auskunft einer Sprecherin in engem Austausch mit den Behörden. „Aktuell nutzen wir bereits digitale Aussteigekarten und informieren Fahrgäste, die nach Italien oder von dort nach Deutschland reisen, mit Flyern in den Bussen.“
Absagen Nachdem bereits die Messen „Beauty“, „Pro Wein“und „Top Hair“abgesagt oder verschoben wurden, setzte sich diese Reihe am
Montag fort. So teilte das auf Unterhaltungselektronik spezialisierte Unternehmen Electronic Partner mit, dass seine Jahresveranstaltung am 7. und 8. März nicht stattfindet. Der Lebensmittelspezialist Zurheide sagte wiederum sein für März geplantes Gourmet-Festival ab.
Flüchtlinge In der Stadt gibt es tausende Flüchtlinge, die nicht oder nicht richtig Deutsch können. Die „Medizinische Flüchtlingshilfe Düsseldorf“, eine Initiative von Medizin-Studierenden der Heinrich-Heine-Universität, will diese mit Tipps und Informationen rund um Hygienemaßnahmen versorgen. Deswegen posten sie nun auf ihrer Facebook-Seite Hygienetipps in unterschiedlichen Sprachen, den Anfang machten Farsi und Türkisch. In den kommenden Tagen sollen weitere Sprachen folgen.
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