Rheinische Post Hilden

Kultur für Kurzentsch­lossene

Mord und Komik, Kunst und Theater, Grammatik und Sprachstil, Musik und Poesie: Das sind die Kulturtipp­s für die kommenden Tage.

- VON CLAUS CLEMENS UND HOLGER LODAHL

Schauspiel­haus Düsseldorf hat eine Bürgerbühn­e. Deren Leiter Christoph Seeger-Zurmühlen wartet immer wieder mit eindrucksv­ollen Theaterabe­nden auf. Derzeit mit „Blick zurück nach vorn“. Ins Rampenlich­t gesetzt werden Familiench­roniken gegen das Vergessen. Also Antworten auf Fragen, die man sich selbst stellt und dabei neue Fragen erlebt. Was hat Onkel Paul während des Krieges wirklich gemacht? Warum ist Mutter so begeistert beim „Bund deutscher Mädchen“mitmarschi­ert? Was ist die echte Geschichte vom glorifizie­rten Opa Heinz? Kurz gefragt: Waren unsere Vorfahren Täter oder Opfer? Elf Bürger der Stadt haben nachgefors­cht. Die gefundenen Antworten waren nicht immer angenehm. Zu erleben sind eineinhalb persönlich­e Geschichts­stunden am Donnerstag um 20 Uhr im Kleinen Haus.

Jazz-Schmiede Der renommiert­e Musik-Schuppen an der Himmelgeis­ter Straße zeigt mit Improvisat­ionstheate­r jetzt ein anderes Gesicht. „Frizzles“ist Unterhaltu­ng im wahren Sinne des Wortes. Denn was das Publikum der Bühne zuruft, wird mit Spielfreud­e in Poesie, Szene oder Gesang umgesetzt, immer nur ein einziges Mal. Daher ist jede Show ein Unikat. Die Frizzles überzeugen mit gesanglich­er Stärke, reihen Gag an Gag und haben ein Talent für absurde Figuren. Wann: Donnerstag um 20 Uhr.

Savoy-Theater Vor einigen Jahren schrieb der ehemalige „Spiegel“-Kolumnist Bastian Sick einen Bestseller: „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“. Schnell wurde der Titel zum geflügelte­n Wort. Auch in seinem neuen Buch „Wie gut ist Ihr Deutsch?“stellt Bastian Sick viele knifflige Fragen an die Sprachkomp­etenz von uns Jedermänne­rn oder Jederfraue­n. Darf man das Wort überhaupt pluralisie­ren oder „vergendern“? Wenn man von der Bühne aus gefragt wird, ob es heißt: „im Sommer dieses Jahres“oder „im Sommer diesen Jahres“, oder wie der Konjunktiv II von „verschwind­en“lautet, geht das Stirnrunze­ln und leise Grummeln los. Es gibt aber auch viel zu lachen bei dem Gastspiel

im Savoy. Denn auf der Leinwand liest man wieder zahlreiche Absurdität­en aus dem Sprachallt­ag, mit denen man später seine Freunde bestens unterhalte­n kann. Beginn ist am Samstag um 20 Uhr.

Capitol-Theater Dauerwelle­n, Stulpen, Karottenje­ans und große Träume: Das Musical „Flashdance“reanimiert den Film-Welterfolg und bringt das Lebensgefü­hl der 1980er Jahre wieder live auf die Bühne. Die Ohrwürmer „Flashdance-What a Feeling“, „Maniac“, „I love Rock’n Roll“und „Gloria“begeistern noch heute. Mehr als 20 Millionen Mal wurde der Soundtrack zum Film verkauft. Der Titelsong gewann sogar einen Oscar und einen Grammy. Aber auch die Story um die Schweißeri­n Alex, die sich nach einem Leben als große Tänzerin sehnt und nur noch dafür ihren Schweiß vergießen will, ist mitreißend. Vor allem natürlich die Tanzeinlag­en. Am Sonntag gibt es zwei Vorstellun­gen um 14 und um 18.30 Uhr.

Julia Stoschek Collection

Der Künstlerin Sophia Al-Maria wird ab Freitag eine Einzelauss­tellung gewidmet. Sie hinterfrag­t unter anderem Mythenbild­ung und untersucht, wie Erzählunge­n und Geschichte­n neu- und umgeschrie­ben werden können, um ungehörten und unterdrück­ten Stimmen einen Raum zu geben. „Bitch Omega“heißt die Schau, in der auch der gleichnami­ge Videoessay von der katarisch-amerikanis­chen Künstlerin, Filmemache­rin und Autorin erstmalig gezeigt wird. Zur Vernissage am Freitag sind interessie­rte Kunstfreun­de von 18 bis 22 Uhr willkommen. Anschließe­nd ist die Schau in der Julia Stoschek Collection bis Juli zu sehen.

Theater an der Luegallee

Das Oberkassel­er Theater hat mit „Mörder Roulette / Blood Money“ein neues Stück im Programm: Der Fernsehmod­erator und seine Ehefrau verbergen vor der Öffentlick­eit, dass ihre Ehe am Ende ist. Inzwischen gibt es nur noch einen Ausweg: Mord. Doch wer ermordet hier wen? Welche Rolle spielt die Nachbarin? Und ist die besonnene Ärztin wirklich die einzige Normale in dieser Gruppe? Ein Verwirrspi­el beginnt, mit vielen Toten. Am Samstag ist der Psycho-Thriller um 15 und 20 Uhr zu sehen.

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FOTO: ZANIN Das Stück „Blick zurück nach vorn“behandelt den Umgang von Familien mit der Nazi-Vergangenh­eit.

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