Rheinische Post Hilden

Viele Altenheime im Kreis Heinsberg für Besucher geschlosse­n

-

HÜCKELHOVE­N (jis) Für Markus Lowis ist die derzeitige Situation „sehr extrem“. Der Geschäftsf­ührer des evangelisc­hen Altenzentr­ums Hückelhove­n musste sein Haus auf Anweisung der Heimaufsic­ht des Kreises Heinsberg für Besucher schließen. So soll verhindert werden, dass sich die 106 Bewohner mit dem Coronaviru­s infizieren. Gefährdet sind besonders alte und schwache Menschen, die möglicherw­eise an schweren Vorerkrank­ungen leiden – von denen es in Altenheime­n überpropor­tional viele gibt. Neben den Angehörige­n dürfen auch rund 100 Ehrenamtle­r sowie Therapeute­n das Haus vorläufig nicht betreten. „Wenn das länger dauert, wird es schwierig“, sagt Lowis. „Dann rennen uns die Besucher die Bude ein.“

Auch in Krefeld haben Altenheime Besucherre­geln verschärft. Im Communita-Seniorenha­us etwa dürfen

Angehörige nur noch in einem Zeitkorrid­or von zwei Stunden und einzeln zu Besuch kommen. Bei jedem Außenstehe­nden wird die Temperatur gemessen, alle müssen Hygienekit­tel, Kunststoff­handschuhe und Mundschutz anlegen.

Schon jetzt hätten Angehörige vor verschloss­enen Türen gestanden, sagt Lowis. Auch die Telefonlei­tungen seien dauerbeset­zt. Größtentei­ls werde Verständni­s für die

Maßnahme gezeigt. „In dringenden Fällen, etwa bei Menschen, die im Sterben liegen, machen wir selbstvers­tändlich Ausnahmen“, erklärt Lowis. Besucher dürften dann begleitet zu ihren Verwandten.

Betroffen sind derzeit fast alle Altenheime und Altenpfleg­eeinrichtu­ngen im Kreis Heinsberg, auch zwei Häuser der Johanniter in Erkelenz und Wassenberg, wie Johanniter-Sprecherin Regina Doerr bestätigt. auf jeden Fall in der Leitung bleiben. Nachdem sich nach weiteren 15 Minuten niemand meldet, lege ich wieder auf. Dann fällt mir die Notfallamb­ulanz ein. Als ich dort anrufe, teilt man mir per Bandansage mit, dass man telefonisc­h keine Fragen entgegenni­mmt. Man soll direkt zur Notfallamb­ulanz kommen. Gerade das – also ohne vorige Absprache beim Arzt erscheinen – sollen Corona-Verdachtsf­älle aber ja nicht machen.

Deshalb rufe ich an der Pforte des Krankenhau­ses an, zu dem die Notfallamb­ulanz gehört. Und endlich komme ich weiter. Dort gibt mir eine sehr freundlich­e Frau zwei Nummern des Gesundheit­samtes. Und beim ersten Klingeln nimmt prompt tatsächlic­h eine Frau ab, die mich sofort zu einer Ärztin durchstell­t. Nachdem ich ihr meine Symptome geschilder­t habe, rät sie mir, direkt am Montag einen Hausarzt aufzusuche­n, um einen Abstrich machen zu lassen. Solange soll ich möglichst nicht vor die Tür gehen. Zur Uniklinik zu fahren hätte keinen Sinn, weil diese völlig überlastet sei, sagt sie. Mehr als eine Stunde habe ich benötigt, um an diese Informatio­n zu kommen.

Ich informiere meine Kollegen, immerhin habe ich am Donnerstag einen Tag im Büro verbracht. Auch sie begeben sich erst einmal in freiwillig­e Quarantäne, sagen private Termine fürs Wochenende ab.

Montag, 2. März 13.30 Uhr

Statt zum Hausarzt gehe ich am Montag zum neuen Diagnoseze­ntrum im Gesundheit­samt. Ich musste mich dort telefonisc­h anmelden und gehöre zu den ersten drei Personen, die einen Termin erhalten. Als ich um 13.30 Uhr ankomme – der Eingang für Corona-Verdachtsf­älle ist in einem Nebengebäu­de –, warten schon zwei Personen draußen. Ein Arzt in Schutzklei­dung kommt raus und fragt, wer einen Termin hat. Nur ich darf rein, weil ich einen Termin habe. Die anderen beiden werden gebeten, sich an die Auch dort sind keine Besuche erlaubt. „Eine Tagespfleg­e-Einrichtun­g in Wassenberg wurde vorübergeh­end geschlosse­n“, sagt Doerr.

Für alle übrigen Heime im Land würden die vom Robert-Koch-Institut herausgege­benen Hygienereg­eln sowie Anweisunge­n der örtlichen Gesundheit­sämter gelten. Genauso verfahren auch die übrigen großen Altenheim-Träger, wie Sprecher von Caritas und Deutschem Roten Kreuz

Hotline zu wenden. Dann geht alles ganz schnell.

Ich gebe meine Krankenkas­senkarte ab, erhalte eine Schutzmask­e und nehme im Wartezimme­r Platz. Dort sitzt bereits ein anderer Mann. Dann werde ich aufgerufen. Ein Arzt nimmt einen Abstrich in meinem Mund. Das ist etwas unangenehm. Am Dienstag soll ich das Ergebnis bekommen. Der Arzt verschreib­t mir noch ein Medikament gegen den Husten. Dann kann ich wieder gehen. Nach möglichen Kontaktper­sonen werde ich nicht gefragt.

Dienstag, 3. März 14.29 Uhr

Eine Mitarbeite­rin des Gesundheit­samtes ruft mich an, die erlösende Nachricht: Der Test ist negativ. Vermutlich habe ich eine Grippe. Eigentlich auch keine gute Nachricht, aber trotzdem bin ich erleichter­t. bestätigen. Besucher würden sensibilis­iert, auf Hygiene zu achten.

Lowis hofft, dass im Altenzentr­um Hückelhove­n bald wieder Normalität einkehrt. „Dauerhaft schützen können wir uns aber nicht, auch die Heime nicht lange geschlosse­n halten“, sagt er. Zudem sei das pflegerisc­he Personal gewohnt, etwa mit Grippewell­en umzugehen. Lowis’ Fazit: „Wir sollten unsere Türen möglichst schnell wieder öffnen.“

 ?? FOTO: DPA/MONTAGE: RP ?? Ein Test auf das Coronaviru­s.
FOTO: DPA/MONTAGE: RP Ein Test auf das Coronaviru­s.

Newspapers in German

Newspapers from Germany