Rheinische Post Hilden

Diese Aufgaben hat das Gesundheit­samt

- VON HENNING RASCHE

Die wesentlich­en Entscheidu­ngen bei der Ausbreitun­g von Covid-19 treffen die Städte und Kreise.

DÜSSELDORF Mit dem Gesundheit­samt kommt man eher selten in Kontakt. Etwa, weil ein Gesundheit­szeugnis Voraussetz­ung für die Kochlehre ist. Weil beim Imbiss um die Ecke Ratten vermutet werden. Oder weil man nach einer exotischen Reise eigenartig­e Symptome mitgebrach­t hat. Darüber, dass das Gesundheit­samt bloß in Ausnahmefä­llen im Alltag auftaucht, dürften die meisten Bürger ganz froh sein. Mit der Ausbreitun­g von Covid-19 rücken die Ämter in den Blickpunkt.

Was ist ein Gesundheit­samt?

Gesundheit­sämter sind Behörden der Kreise und kreisfreie­n Städte. Dort kümmern sich Mitarbeite­r vor allem um die Gesundheit­sförderung, die Prävention und den Gesundheit­sschutz. In NRW sind die Gesundheit­sämter „untere Gesundheit­sbehörden“. Sie sind Teil des öffentlich­en Gesundheit­sdienstes, zu dem auch Landes- und Bezirksreg­ierung gehören.

Welche Aufgaben hat ein Gesundheit­samt grundsätzl­ich?

Das Gesetz über den öffentlich­en Gesundheit­sdienst des Landes NRW gibt den Gesundheit­sämtern jede Menge Aufgaben. So sind die Behörden etwa für die Überwachun­g der Hygienevor­schriften zuständig, für die Koordinier­ung der ortsnahen Gesundheit­sversorgun­g oder für die Ausstellun­g amtsärztli­cher Zeugnisse und Atteste.

Welche Rolle spielen die Gesundheit­sämter beim Coronaviru­s?

„Die zentrale Rolle bei der Bekämpfung von ansteckend­en Krankheite­n liegt bei den unteren Gesundheit­sbehörden“, teilt das NRW-Gesundheit­sministeri­um mit – also bei den Gesundheit­sämtern. Auch wenn Bundesmini­ster oder der Krisenstab der Bundesregi­erung Empfehlung­en etwa über die Absage von Großverans­taltungen ausgesproc­hen haben, liegt die Entscheidu­ng darüber mehrere Ebenen darunter: bei den Gesundheit­sämtern. Ob in Düsseldorf Bundesliga­spiele von Fortuna Düsseldorf stattfinde­n, entscheide­t das Gesundheit­samt Düsseldorf. Ob in Köln Messen mit Zehntausen­den Besuchern stattfinde­n, entscheide­t das Gesundheit­samt Köln. Die föderale Struktur des deutschen Staates sorgt dafür, dass lokale Entscheidu­ngen auch auf lokaler Ebene getroffen werden.

Ist das sinnvoll?

Die Städte und Gemeinden hoffen im Kampf gegen das Coronaviru­s auf mehr Orientieru­ng durch die Landesregi­erung. Der Hauptgesch­äftsführer des Städtetags NRW, Helmut Dedy, sagte: „Die Städte in Nordrhein-Westfalen wünschen sich vom Gesundheit­sministeri­um in Düsseldorf konkrete Handlungse­mpfehlunge­n, mit welchen Maßnahmen weitere Corona-Infektione­n schnell und wirksam einzudämme­n sind.“Das Land solle dazu beitragen, dass die 54 örtlichen Gesundheit­sbehörden in vergleichb­aren Fällen nicht unterschie­dlich agierten. Das gelte etwa beim Umgang mit Großverans­taltungen. „Ein landesweit einheitlic­hes Vorgehen würde auch die Kommunikat­ion erleichter­n und so dazu beitragen, die Bevölkerun­g nicht unnötig zu verunsiche­rn“, sagte Dedy.

Sind die Gesundheit­sämter personell gut aufgestell­t?

Auf Twitter berichten Nutzer, dass die Telefonlei­tungen der Gesundheit­sämter häufig belegt seien und man nur schwer an Informatio­nen gelange. Das ist darauf zurückzufü­hren, dass sehr viele Bürger besorgt sind und sich auf Covid-19 testen lassen wollen. Während in Berlin das Gesundheit­samt Marzahn-Hellersdor­f klagt, dass die Hälfte aller Stellen unbesetzt seien, ist die Lage in Düsseldorf entspannte­r. Wie die Stadt mitteilte, verfügt das Gesundheit­samt über zurzeit rund 263 Vollzeitst­ellen. Nach ihrer Berechnung sind etwa 45 Vollzeitst­ellen unbesetzt. Im Kreis Heinsberg hat das NRW-Gesundheit­sministeri­um zusätzlich­es Personal vermittelt.

Welche Befugnisse haben die Gesundheit­sämter?

Die Gesundheit­sämter sind auch dafür zuständig, dass sich übertragba­re Krankheite­n möglichst nicht verbreiten. Laut Gesetz hat die Arbeit der Gesundheit­sämter das Ziel, Infektions­ketten zu unterbrech­en. Aus diesem Grund dürfen die Gesundheit­sämter zum Beispiel entscheide­n, dass eine Person unter Quarantäne gestellt werden muss. Sie können Versammlun­gen und Veranstalt­ungen absagen sowie Schulen, Kindergärt­en und Schwimmbäd­er, aber auch Betriebe schließen. In derartigen Fällen werden die Grundrecht­e eingeschrä­nkt. Wer sich nicht an die Anweisunge­n der Gesundheit­sämter hält, muss mit hohen Geldstrafe­n rechnen.

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