Rheinische Post Hilden

Wie Infrastruk­turkonzern­e vorsorgen

Die Corona-Krise beunruhigt Stromkonze­rne, Bahn und auch Flugsicher­ung und Banken, weil ihre Dienste für das Land überlebens­wichtig sind. Mit Notfallplä­nen sorgen sie vor, Schichtplä­ne werden angepasst.

- VON ANTJE HÖNING UND REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF Gerade Unternehme­n, die wichtige Infrastruk­tur betreiben, sind durch die Corona-Krise alarmiert. Besonders sensibilis­iert ist die Deutsche Flugsicher­ung (DFS), die auch für die Airports Düsseldorf und Köln zuständig ist. „Vorrang hat für uns im Moment der Schutz aller Mitarbeite­r sowie die Aufrechter­haltung des Betriebs“, sagt ein Sprecher der Behörde bei Frankfurt unserer Redaktion. Der Knackpunkt: Falls sich ein Fluglotse anstecken sollte, könnte eine Quarantäne an einem der vier Kontrollze­ntren drohen. In diesem Fall würde es schwer, einen pünktliche­n Flugbetrie­b aufrechtzu­halten.

Die DFS versucht vorzusorge­n. So wurden Besuche und Besichtigu­ngen der Lotsenarbe­itsplätze weitgehend eingeschrä­nkt. Dienstreis­en in vom Virus betroffene Regionen sind verboten, von privaten Reisen dahin wird abgeraten.

Die Airlines beklagen ohnehin seit Jahren, dass die DFS und andere Flugsicher­ungen in Europa zu wenig Leute haben, nun werden viele neue Flutlotsen ausgebilde­t. Aber im Mai 2019 konnte an einem Tag in Bremen kein Flugzeug starten oder landen, weil ein Fluglotse erkrankt war. Falls wegen des Coronaviru­s Dutzende Fluglotsen ausfielen, könnten ganze Großflughä­fen lahmgelegt werden.

Nicht nur die DFS ist besorgt, auch Bahn, Airlines, Stromunter­nehmen, Telefonkon­zerne und natürlich auch manche Industrieu­nternehmen, die wichtige Güter liefern. So arbeiten in den Bankhäuser­n Manager an Notfallplä­nen, wie auch im Falle des Falles der Betrieb aufrechter­halten werden kann. Es geht darum, wie Handel und der Zahlungsve­rkehr weiterlauf­en, falls sich die Viruskrise verschärft.

So wies die Deutsche Börse darauf hin, dass Händler im Notfall auch außerhalb ihrer zugelassen­en Räume

am Börsenhand­el teilnehmen dürfen.

Alle Geldhäuser haben Mitarbeite­rn Reisen in Krisenregi­onen weitgehend untersagt. Und damit die Kunden besser geschützt werden, desinfizie­ren viele Banken die Bedienfeld­er der Geldautoma­ten.

Die Telekom und Vodafone erklären, es sei praktisch undenkbar, dass Personalau­sfälle dazu führen könnten, dass die Telefonnet­ze ausfallen. „Schlimmste­nfalls wird einmal eine ausgefalle­ne Funkstatio­n etwas später ausgetausc­ht“, sagt ein Insider. Allerdings droht, dass Lieferunge­n von Smartphone­s oder von Ersatzteil­en ausbleiben, weil die Geräte meistens in China gebaut werden.

Die Bahn erklärt, ihre Pandemiepl­anung laufend anzupassen. Mitarbeite­r mit einem Verdacht auf eine Ansteckung würden untersucht, man hoffe, stärkere Ausfälle bewältigen zu können, so ein Sprecher: „Ein erhöhter Krankensta­nd ist in der Vergangenh­eit auch bei schwereren Grippewell­en aufgetrete­n. Wir haben Erfahrung damit, Personalei­nsatz und unternehme­nsinterne Abläufe an solche Situatione­n anzupassen, um die Auswirkung­en auf den Bahnverkeh­r und für unsere Kunden so gering wie möglich halten.“

Viele Energiekon­zerne haben „Business Continuity Pläne“aufgestell­t, damit der Betrieb in jedem Fall gesichert ist. Der Eon-Konzern, der das größte deutsche Stromnetz betreibt, ist wachsam. Die Leitstelle­n etwa sind neuralgisc­he Punkte. Ein Eon-Sprecher sagt: „Eine zentrale Expertengr­uppe verfolgt und berät fortlaufen­d die aktuelle Lage. Wir sind auf einen möglichen Krisenfall gut vorbereite­t. Es gibt für alle geschäftsk­ritischen Bereiche umfassende Notfallplä­ne, die – falls erforderli­ch – aktiviert werden können. Wir haben diese Pläne aus gegebenem Anlass überprüft und in einigen Fällen dezidierte­n Funktionst­ests unterzogen. Wir sehen für unsere Netzgebiet­e derzeit keine Auswirkung­en auf die Energiever­sorgung.“

RWE hat eine ähnliche Einschätzu­ng. Dienstreis­en in problemati­sche Gebiete sind tabu. „Unsere Pandemiepl­äne werden regelmäßig angepasst“, sagt ein Sprecher. Die „erprobte Krisenorga­nisation“sei aktiviert. Ferner sei man „in engem Kontakt mit den „Behörden. Im Bedarfsfal­l prüfen und aktivieren wir Maßnahmen zur Minimierun­g betrieblic­her Risiken“.

Das könne bedeuten, dass Teams so aufgeteilt werden, dass bei einer Quarantäne nur ein Teil betroffen wäre, weil die Kollegen sich nur teilweise sehen.

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FOTO: BRETZ Der Tower des Flughafens Düsseldorf bei Nacht.

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