Rheinische Post Hilden

Leipziger Buchmesse abgesagt

Autoren und Verlage reagieren enttäuscht auf das Aus, bleiben aber gelassen.

- VON PHILIPP HOLSTEIN

LEIPZIG Am 12. März hätte die Buchmesse in Leipzig beginnen sollen, aber auch diese Großverans­taltung wurde nun abgesagt. Stadt und Messe haben die Entscheidu­ng mit dem Gesundheit­samt beraten, nachdem am Montagaben­d der erste Corona-Fall in Sachsen bestätigt worden war. Es sei eine Maßnahme zur Prävention: „Sicherheit geht vor“, erklärte der Geschäftsf­ührer der Leipziger Messe, Martin-Buhl Wagner.

Rund 3700 Veranstalt­ungen fallen aus, 2500 Aussteller und 280.000 erwartete Besucher bleiben zuhause. Autoren und Verlage können die Absage nachvollzi­ehen, manche haben bereits damit gerechnet. Die Folgen überblicke­n sie aber noch nicht vollends. Bei Kiepenheue­r & Witsch und Dumont in Köln etwa wurde am Dienstag zunächst geprüft, was man zu diesem Zeitpunkt noch stornieren kann. Hotels wurden zumeist weit im Vorhinein gebucht, bei einigen sei die Frist bereits verstriche­n.

Von manchen Reservieru­ngen für Flüge und Bahnfahrte­n hingegen könne man zurücktret­en. Auch der Versand der Bücher nach Leipzig kann aufgehalte­n werden. Es gilt: Die Lage muss intern erst beurteilt werden, Zahlen stehen nicht fest.

Viola Eckelt vom Düsseldorf­er Lilienfeld Verlag begann nach der Absage sofort, das „Independen­ce Dinner“der unabhängig­en Verlage abzusagen, das ihr Haus jedes Jahr im Stadtteil Plagwitz veranstalt­et. 100 Leute nehmen daran stets teil. „Viel Planungsar­beit umsonst, aber wir tragen es mit Fassung“, sagt sie. Maren Jungclaus vom Literaturb­üro NRW merkt man die Zerknirsch­ung stärker an. „Die Welt geht nicht unter“, sagt sie, bitter sei es dennoch. Eine Hilfskraft habe sechs Monate nur für diese Messe geplant. Flyer mit dem Programm für den Stand des Literaturb­üros seien gedruckt worden und müssten nun eingestamp­ft werden. „Das Buch ist ein zartes Pflänzchen, auf das zweimal im Jahr, in Frankfurt und

Leipzig, Licht fällt“, sagt Jungclaus. „Hoffentlic­h wirkt sich die Lage nun nicht auf die Verkaufsza­hlen aus.“

Die Planungsar­beit des Literaturb­üros ist bezuschuss­t worden von der Kunststift­ung NRW. Drohen Rückforder­ungen? Dagmar Fretter, die dort den Bereich Literatur betreut, gibt Entwarnung. „Gelder, die ausgeben sind, sind ausgegeben“und müssten nicht zurückgeza­hlt werden. „Wir wollen unseren Kulturinst­itutionen keinen Schaden zufügen.“

Der Düsseldorf­er Schriftste­ller Horst Eckert hätte in Leipzig seinen neuen Krimi „Im Namen der Lüge“(Heyne) vorstellen wollen. Drei Lesungen waren bestätigt. Ihm gehen nun die Aufmerksam­keit und die Kontakte zu Medien verloren. Außerdem muss er seine Lesereise, in die er die Messe eingebette­t hatte, umplanen. Er ist enttäuscht, das merkt man, doch auch er bleibt ruhig: „Ich habe keine finanziell­en Verluste, statt dessen mehr Zeit zum Schreiben.“

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