Rheinische Post Hilden

Die Suche nach dem Verkehrs-Zauberer

Düsseldorf sucht einen neuen Verkehrsde­zernenten. Die Entscheidu­ng könnte sich im Wahlkampf ziehen. Der oder die Neue muss kritische Fragen stellen. Zum Beispiel, ob einige der aktuellen Ideen rund um Park and Ride nicht Humbug sind.

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Düsseldorf lässt sich die Verkehrswe­nde etwas kosten: 10.705,62 Euro pro Monat plus Zuschläge, um genau zu sein. Dieses Gehalt erwartet den Verkehrsde­zernenten. Am Montag endete die Bewerberfr­ist für den neu geschaffen­en Posten, Interessen­ten sollten sich an die Personalbe­ratung Russell Reynolds Associates wenden, die Oberbürger­meister Thomas Geisel eingeschal­tet hat.

Laut Ausschreib­ung sucht die Stadt „zum nächstmögl­ichen Zeitpunkt“. Darüber, was das bedeutet, gehen die Meinungen auseinande­r. Offiziell betonen alle Beteiligte­n, dass die Zeit drängt. Der oder die Neue soll sich um das Reizthema Verkehrswe­nde bemühen. Dass weniger Autos gut wären, bezweifelt niemand. Über den Weg dahin wird aber so heftig gestritten wie derzeit über nichts anderes – siehe Umweltspur­en. Gesucht wird nun ein Experte, der Düsseldorf eine, so heißt es, „gesamtstäd­tische Verkehrsst­rategie“verpassen soll. Klingt vielverspr­echend, derzeit wird die Verkehrspo­litik eher von viel Gerangel über viel Kleinklein bestimmt.

Hinter vorgehalte­ner Hand bezweifeln Rathausken­ner, dass sich schnell was tut. Im September steht die Wahl an. Und der Posten ist hoch politisch. Es steht also die Frage nach dem Parteibuch des Bewerbers im Raum. An der zusätzlich­en Stelle in der zweiten Führungseb­ene hinter dem Oberbürger­meister haben alle Lager ein Interesse. Der Posten wäre damit eine ideale Verhandlun­gsmasse für ein neues Bündnis im Stadtrat.

Falls Geisel noch vor der Wahl einen Bewerber ins Rennen schickt, ist Diplomatie gefragt – nicht die Stärke des Stadtchefs. In der Verkehrspo­litik ist das Bündnis aus SPD, Grünen und FDP längst kein Bündnis mehr. Ein parteilose­r Bewerber könnte eine Option sein.

Wie viel Arbeit auf den Neuen zukommt, lässt sich derzeit in jeder Sitzung des Ordnungs- und Verkehrsau­sschusses erleben. Dort hält Cornelia Zuschke die Stellung, die 2016 die Bereiche Verkehr und Stadtplanu­ng gemeinsam übernommen hatte. Eine Fehlentsch­eidung, muss man im Rückblick sagen. Ein so großes Resort ist aber in einer wachsenden Stadt nicht zu bewältigen, Zuschke würde sich über eine rasche Resort-Verkleiner­ung freuen. Bis das neue Dezernat startberei­t ist, muss sie sich weiter den Unmut der wahlkämpfe­nden Politiker anhören, die gern alles und sofort hätten. „Wer Zauberei will, muss Zauberer einstellen“, entfuhr es ihr kürzlich.

So hoch sollte man die Ansprüche an den Neuen (m/w/d) vielleicht nicht setzen. Die jüngsten Ideen aus dem Verkehrsam­t legen aber den Verdacht nahe, dass er oder sie kritische Fragen stellen muss. Etwa die, ob einige der neuen Ideen für Park and Ride nicht

Humbug sind. So sollen die Nutzer eines Platzes an der Ickersward­er Straße mit Großraumta­xis über die Umweltspur zur Heine-Allee gebracht werden. Auf dem Platz können gerade einmal 130 Autos parken – der Shuttle soll rund 500.000 Euro pro Jahr kosten. Oder auch der Unterbache­r See. Der Parkplatz im Naherholun­gsgebiet soll für P&R geöffnet werden. Klingt gut, aber im Bereich „Ride“gibt es einen nicht unerheblic­hen Haken. Dort fährt nicht einmal ein Bus.

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