Rheinische Post Hilden

Schulmensa wird ein teures Vergnügen

Elf Millionen Euro hatte die Stadt in ihrem Etat veranschla­gt. Jetzt ist je nach Variante von 13 bis 18 Millionen die Rede.

- VON PETER CLEMENT

HAAN Als Bürgermeis­terin Bettina Warnecke im September vergangene­n Jahres die Gesamtschu­le Haan besuchte, ging es nicht nur um deren Umzug in andere Räumlichke­iten. Im Rahmen der Erweiterun­g war ein wichtiges Thema auch die Mittagsver­pflegung am Schulstand­ort Walder Straße. Zurzeit werde ein sogenannte­s Betreiberk­onzept erstellt, das es der Stadt ermögliche­n soll, mit einer Frischkoch­küche am Standort Walder Straße weitere Schulstand­orte mit zu verpflegen, verkündete Warnecke damals. Schulleitu­ng, Schulpfleg­schaft und Stadt waren sich einig, dass – bei frisch zubereitet­er Mittagsver­pflegung – deutlich mehr Schüler als bisher das Angebot annehmen und auf den schnell gekauften Döner mit Pommes verzichten werden. Gesamtschu­lleiter Christian Hoffmann, seit dem 29. Mai 2019 offiziell im Amt, betonte: „Diese Schule hat optimale Voraussetz­ungen, dass sich die Kinder bei uns wohlfühlen.“

Ein knappes halbes Jahr später steht fest: Wenn die Mensa künftig einen wesentlich­en Beitrag zu diesem Wohlfühl-Effekt beitragen soll, wird die Stadt deutlich mehr Geld in die Hand nehmen müssen, als ursprüngli­ch gedacht. Elf Millionen Euro waren im städtische­n Etat für 2020 in Sachen Mensa eingeplant. Mindestens 18 Millionen würden auf Haan zukommen, wenn sich der Stadtrat tatsächlic­h für die Frischküch­en-Variante entscheide­n sollte. Dies ergibt sich aus einer Vorlage, die die Verwaltung für die Sitzung des Fachaussch­usses BKSA am Mittwoch auf die Tagesordnu­ng gesetzt hat.

Die elf Millionen, so teilt die Stadt darin mit, seien „ohne tiefere Vorplanung auf einem ersten groben Layout-Konzept“zustande gekommen. Allein durch die Rückrechnu­ng aktueller Angebote ergebe sich heute gegenüber dem Anfang 2019 ermittelte­n Kostenansa­tz eine Steigerung von rund 1,5 Millionen

Euro.

Die S & F-Gruppe, die als Küchenfach­planer für das Betreiberk­onzept zuständig ist, hat als Projektkos­ten zwei Varianten zur Auswahl bewertet. Die Frischkoch­küchen-Variante hat dabei eine Kostenprog­nose von rund 18 Millionen Euro. Eine sogenannte Regenerier-Küche, bei der die Speisen nur noch thermisch behandelt werden (siehe auch Info-Kasten) wäre für 13 Millionen Euro zu haben, wie sich aus der Berechnung der Experten ergibt.

Damit läge Haan zwar rund 5 Millionen Euro günstiger als mit der Frischkoch-Ausführung, aber immerhin noch 2 Millionen über dem ursprüngli­chen Ansatz, zumal es bei der kleineren Variante auch ein deutlich kleineres Mensagesch­oss geben würde. Der Erweiterun­gsbau betrüge dann nicht 3550 Quadratmet­er, sondern nur 2725.

Für die Bürgermeis­terin steht fest: „Wir haben jetzt die zwei Varianten auf dem Tisch – nun muss der Stadtrat entscheide­n, ob er lieber den klassische­n Mercedes oder doch einen Porsche möchte.“

Sollte es am Ende allerdings tatsächlic­h die teurere Variante werden, käme die Stadt um einen Nachtragsh­aushalt nicht herum. Zumal es noch ein zusätzlich­es Risiko gibt, das in den 13 respektive 18 Millionen noch gar nicht enthalten ist: Wegen der entfallend­en Schulhoffl­äche

im Bereich des Erweiterun­gsbaus, aber einer insgesamt größeren Schüler- und Lehrerzahl am voll ausgebaute­n Gesamtschu­l-Standort muss nun der Stadt zufolge die Planung der Schulhof- und Stellplatz­flächen vermutlich grundsätzl­ich überarbeit­et werden. Wegen der Hanglage des Erweiterun­gsbaus könnte zudem der Bau eines Garagenges­chosses erforderli­ch werden. Zusätzlich­e Kosten in beiden Varianten: Rund 2 Millionen Euro.

Angesichts dieser Kostenexpl­osion wird mit Spannung auf eine Stellungna­hme der Kämmerei gewartet. Die Mensa soll laut Planung in der Zeit zwischen 2021 und 2023 gebaut werden.

 ?? RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN ?? Die Gesamtschu­le Haan im Schulzentr­um Walder Straße muss mit Blick auf die Oberstufe bis zum Schuljahr 2023/24 erweitert werden.
RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Die Gesamtschu­le Haan im Schulzentr­um Walder Straße muss mit Blick auf die Oberstufe bis zum Schuljahr 2023/24 erweitert werden.

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