Ausweitung der Kampfzone
Die Eskalation in den Stadien fügt sich fatal in die Entwicklung in unserem Land.
Wer sich am Wochenende mit Bundesligafußball beschäftigt hat, der kam um die Schmähungen gegen Dietmar Hopp, den Milliardär und Förderer der TSG Hoffenheim, nicht herum. Hier soll es gar nicht darum gehen, ob diese Aktionen der Ultras, also der im Stadion sichtbar organisierten Fans, selbstgerecht oder anmaßend waren (ich meine: ja), sondern um die breitere, die gesellschaftliche Dimension des Ganzen. Konkret gefragt: Darf man das? Und wozu führt das?
Dass es unanständig, zumindest nicht „in Ordnung“ist, etwa eine Person im Fadenkreuz zu zeigen, dürften selbst viele von denen unterschreiben, die diese Banner hochhielten. Bloß wird der Regelbruch dann gern mit den Begründungen bemäntelt, man werde scheinheilig behandelt (was wird denn getan gegen Rassismus im Stadion?) und tue überhaupt nur, was man schon lange tue. Als wenn zweimal falsch richtig ergäbe! Ja, gegen Rassismus und Homophobie muss endlich rigoros eingeschritten werden. Aber das rechtfertigt doch keine Entgleisung an anderer Stelle! Und wer sich bei Hopp auf langjährige Übung, sozusagen Tradition, beruft, der muss auch den Rassismus im Stadion zur Tradition erklären; der begleitet uns leider Gottes seit Jahrzehnten.
Das Problem ist viel größer: Die Eskalation,
die jetzt in den Stadien in Gang kommt, läuft auf fatale Weise parallel mit der politischen Eskalation in unserem Land. Die Kampfzone wird ausgeweitet; schon stellt sich Gewöhnung ein an kommunikative Übergriffe aller Art. Fußball ist ein raues Geschäft, schon klar, das ist auch gut so. Deswegen darf er noch lange nicht die Verrohung befeuern. In Dortmund flogen 2017 Steine gegen Anhänger von RB Leipzig. Sage niemand, aus Worten könnten nicht Taten werden. Die Ultras haben mehr Verantwortung, als sie sich selbst eingestehen.