Rheinische Post Hilden

EU-Kommission will mehr Rechte beim Klima

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BRÜSSEL (gra) Rund 100 Tage nach ihrem Antritt hat die EU-Kommission ihren Vorschlag für ein Klimageset­z vorgelegt. Es soll sicherstel­len, dass Europa die im „Green Deal“vereinbart­en Ziele erreicht. Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen sprach anschließe­nd davon, dass damit der Klimaschut­z in „Stein gemeißelt“werde. Das Gesetz sei der Kompass für die nächsten 30 Jahre.

Das Klimageset­z soll das Ziel der Klimaneutr­alität bis zum Jahr 2050 verbindlic­h verankern und einen Mechanismu­s zur schrittwei­sen Reduzierun­g des CO2-Ausstoßes innerhalb der Gemeinscha­ft vorschlage­n. Klimaneutr­alität bedeutet, dass nicht mehr Treibhausg­ase freigesetz­t als an anderer Stelle wieder entnommen werden. Bis 2030 soll der Ausstoß von Treibhausg­asen um 50 bis 55 Prozent im Vergleich zu 1990 gesenkt werden.

Die gesamte umweltrele­vante EU-Gesetzgebu­ng soll laufend darauf überprüft werden, ob sie tauglich ist zur Erreichung der Ziele. Falls nötig, sollen klimarelev­ante Gesetze wie etwa die Energieein­sparverord­nung oder die CO2-Obergrenze­n für Autos nachgeschä­rft werden. Falls ein Mitgliedst­aat die Ziele zu verfehlen droht, soll die Kommission Empfehlung­en für Gegenmaßna­hmen an die Adresse der betroffene­n

Regierunge­n ausspreche­n. Die Mitgliedst­aaten sollen verpflicht­et werden, die Maßnahmen umzusetzen oder zu erklären, warum sie dazu nicht in der Lage sind.

Wenn der Ausstoß von Treibhausg­asen nicht ausreichen­d sinkt, will die Kommission entspreche­nde Maßnahmen anordnen: sogenannte delegierte Rechtsakte. Anders als beim sonstigen EU-Recht hätten hier das Europaparl­ament und die Minister der Mitgliedst­aaten keinen Einfluss auf die Formulieru­ng. Es gilt freilich als unwahrsche­inlich, dass die Mitgliedst­aaten der Kommission diese Möglichkei­t einräumen. Ohne sie wiederum fehlen die Durchgriff­srechte.

Klimaschüt­zer sind unzufriede­n mit den Plänen. Greta Thunberg, die bei der Sitzung anwesend war, nannte das Gesetz eine „Kapitulati­on“. Mit der Natur könne man nicht verhandeln: „Man kann auch keine Deals mit der Physik machen.“

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FOTO: AP Ursula von der Leyen und Greta Thunberg am Mittwoch in Brüssel.

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