Feuerspeiendes Abenteuer
Pixar wagt Neues: In „Onward“geht es um zwei magische Elfen-Brüder.
(dpa) Der neue Pixar-Film „Onward: Keine halben Sachen“entführt in eine bunte, magische Welt. Bevölkert wird sie von blauhäutigen Elfen mit großen Ohren, Centaur-Wesen mit Pferdebeinen, Zyklopen, Trollen, Satyrn und Feen. Sie leben in runden Häusern mit riesigen Pilzdächern in der Vorstadt New Mushroomton. Doch von altmodischer Fantasy-Idylle keine Spur.
Verwahrloste Einhörner fressen an diesem schrägen Ort aus Mülltonnen und streiten sich um Abfälle. Kleine Kobolde mit Flügeln haben längst das Fliegen verlernt. Die einst furchterregende Manticore, das sind Fabelwesen aus Löwe, Fledermaus und Skorpion, haben ihre Höhle in ein familienfreundliches Restaurant verwandelt. Es gibt Einkaufs-Malls, Fastfood-Imbisse, Handys und verstopfte Autobahnen. Alle sind gemütlicher geworden, jede Ecke ist rund gebogen, Kanten gibt es nicht mehr. Moderne Technologie hat den alten Zauber verdrängt.
In der legendären Animationsschmiede Pixar stellt man seit jeher clevere Fragen. Was geht wohl im Herzen der „Toy Story“-Spielzeugfiguren vor? Wie sieht es in „Alles steht Kopf“im Gehirn eines kleinen Mädchens aus? Sind „Die Unglaublichen“-Superhelden am Ende dann doch ganz normale Menschen? In „Onward“geht es nun um die Suche nach dem Magischen im Leben, nach dem Zauber.
„Vor langer Zeit war die Welt voller Wunder“, so beginnt der Trickfilm. Die Kamera fährt über eine Landschaft mit feuerspeienden Drachen und Zauberern lange vor dem Einzug technischer Errungenschaften. Doch der Zauber ist schnell dahin, Licht per Knopfdruck, Essen aus dem Kühlschrank, Bequemlichkeit statt Abenteuer.
In dieser modernen Welt schlagen sich die ungleichen Elfen-Brüder Ian und Barley Lightfoot mit typischen Teenager-Problemen herum. Der schlaksige Ian mit blauer Haut und Riesenohren ist scheu, traut sich wenig zu und träumt davon, seinem früh gestorbenen Vater ähnlich zu sein. Der ältere Bruder ist das genaue Gegenteil: laut, ungestüm und stolzer Besitzer eines klapprigen Lieferwagens, der mit quietschenden Reifen aufdreht.
An Ians 16. Geburtstag kramt Mutter Laurel (deutsche Stimme von Annette Frier) ein Geschenk des Vaters hervor. Es ist ein Zauberstab samt Phoenix-Stein und einem magischem Spruch, um den Verstorbenen für 24 Stunden ins Leben zurückzuholen. Doch das klappt buchstäblich nur zur Hälfte. Schuhe, Socken und Hose zaubern sie zurück, für den Oberkörper reicht es aber nicht. Mit ihrem kopflosen Vater im Schlepptau machen sich die Brüder auf eine abenteuerliche Suche.
„Onward: Keine halben Sachen“ist eine bunte Mischung aus Action und Fantasy-Abenteuer, aber vor allem eine Geschichte über Familie, Liebe und Selbstfindung. „Vielleicht wählen wir zu oft den bequemen Weg“, meint der Regisseur. „Wer sich der Herausforderung stellt, der entdeckt in sich ganz besondere Seiten“. Das gibt Scanlon als Botschaft mit auf den Weg.
Onward: Keine halben Sachen, USA 2020 – Regie: Dan Scanlon, in der deutschen Fassung mit den Stimmen von Annette Frier, Christian Zeiger, Leonhard Mahlich, 114 Min., FSK ab 0