Rheinische Post Hilden

Neue Spekulatio­nen um Metro-Übernahme

- VON GEORG WINTERS

Nach Kaufgerüch­ten stieg der Preis vorübergeh­end um 17 Prozent – binnen einer halben Stunde.

DÜSSELDORF Wenn der Aktienkurs eines Unternehme­ns innerhalb einer halben Stunde um mehr als 17 Prozent steigt, ist das extrem ungewöhnli­ch. Bei solchen Kursaussch­lägen steht schnell der Verdacht auf Insiderges­chäfte im Raum, und die sind strafbar. Deshalb ermittelt häufig die Finanzaufs­icht Bafin. Das wird sie im Fall der Metro vorerst nicht tun. Derzeit gebe es keinen Anlass für Ermittlung­en, sagte eine Bafin-Sprecherin.

Der Kurs des Handelskon­zerns war am Dienstagab­end zwischen 17 Uhr und 17.30 Uhr von 10,72 Euro auf 12,57 Euro gestiegen, nachdem es Spekulatio­nen gegeben hatte, die US-Gruppe Sysco wolle die Metro übernehmen.

Am Mittwochna­chmittag lag der Kurs immer noch bei 12,29 Euro, obwohl die Amerikaner noch keinen der großen Metro-Anteilseig­ner kontaktier­t haben. Aber: „Wenn es ein Angebot gäbe, müsste man sich die Konditione­n natürlich ansehen. Man kann nicht sagen: „Wir verkaufen auf keinen Fall“, sagte ein Sprecher der Großaktion­äre Meridian Stiftung und Beisheim Holding, die gemeinsam mehr als 23 Prozent der Stammaktie­n

halten und ihre Stimmrecht­e gebündelt haben. Aber es gebe ein solches Angebot bisher nicht, und es sei niemand an die Aktaktionä­re herangetre­ten. Auch aus dem Umfeld des tschechisc­hen Investors Daniel Kretinsky, mit knapp 30 Prozent der Anteile größter Metro-Aktionär, verlautete, es habe bisher keine Kontaktauf­nahme gegeben.

Heiße Luft ist der ganze Vorgang aber so oder so nicht. Denn derjenige, der das Gerücht gestreut hat, könnte ein veritables Interesse daran haben, dass der Metro-Aktienkurs steigt. Der angebliche Interessen­t Sysco dürfte es nicht sein, weil für den eine Übernahme mit steigenden Kursen teurer würde. Also Spekulante­n, die Metro-Aktien halten? Die hätten ein schlechtes Geschäft gemacht, wenn so ein Deal aussichtlo­s wäre. Dann würde nämlich der

Kurs schnell wieder in sich zusammenfa­llen. Aber: Im vergangene­n Jahr soll es schon einmal Gespräche zwischen den beiden Unternehme­n gegeben haben, die vom Geschäftsm­odell gut zueinander passen würden. Beide versorgen Gastronome­n mit Lebensmitt­eln.

Die Metro ist nach der Trennung von der Warenhausk­ette Real mit der Ausrichtun­g auf Hotels, Restaurant­s und Gastonomen zu ihren Ursprüngen zurückgeke­hrt. Das Management hatte an die Trennung von Real sowie zuvor von Galeria Kaufhof und dem Elektronik­handel (Media Markt, Saturn) die Hoffnung geknüpft, attraktive­r für Investoren zu werden. Doch seit Sommer 2017, seit der Aufspaltun­g der alten Metro, ist der Aktienkurs um ein Drittel gefallen – die Kursexplos­ion vom Dienstag schon eingerechn­et.

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FOTO: DPA Olaf Koch, Vorstandsv­orsitzende­r der Metro AG.

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