Neue Spekulationen um Metro-Übernahme
Nach Kaufgerüchten stieg der Preis vorübergehend um 17 Prozent – binnen einer halben Stunde.
DÜSSELDORF Wenn der Aktienkurs eines Unternehmens innerhalb einer halben Stunde um mehr als 17 Prozent steigt, ist das extrem ungewöhnlich. Bei solchen Kursausschlägen steht schnell der Verdacht auf Insidergeschäfte im Raum, und die sind strafbar. Deshalb ermittelt häufig die Finanzaufsicht Bafin. Das wird sie im Fall der Metro vorerst nicht tun. Derzeit gebe es keinen Anlass für Ermittlungen, sagte eine Bafin-Sprecherin.
Der Kurs des Handelskonzerns war am Dienstagabend zwischen 17 Uhr und 17.30 Uhr von 10,72 Euro auf 12,57 Euro gestiegen, nachdem es Spekulationen gegeben hatte, die US-Gruppe Sysco wolle die Metro übernehmen.
Am Mittwochnachmittag lag der Kurs immer noch bei 12,29 Euro, obwohl die Amerikaner noch keinen der großen Metro-Anteilseigner kontaktiert haben. Aber: „Wenn es ein Angebot gäbe, müsste man sich die Konditionen natürlich ansehen. Man kann nicht sagen: „Wir verkaufen auf keinen Fall“, sagte ein Sprecher der Großaktionäre Meridian Stiftung und Beisheim Holding, die gemeinsam mehr als 23 Prozent der Stammaktien
halten und ihre Stimmrechte gebündelt haben. Aber es gebe ein solches Angebot bisher nicht, und es sei niemand an die Aktaktionäre herangetreten. Auch aus dem Umfeld des tschechischen Investors Daniel Kretinsky, mit knapp 30 Prozent der Anteile größter Metro-Aktionär, verlautete, es habe bisher keine Kontaktaufnahme gegeben.
Heiße Luft ist der ganze Vorgang aber so oder so nicht. Denn derjenige, der das Gerücht gestreut hat, könnte ein veritables Interesse daran haben, dass der Metro-Aktienkurs steigt. Der angebliche Interessent Sysco dürfte es nicht sein, weil für den eine Übernahme mit steigenden Kursen teurer würde. Also Spekulanten, die Metro-Aktien halten? Die hätten ein schlechtes Geschäft gemacht, wenn so ein Deal aussichtlos wäre. Dann würde nämlich der
Kurs schnell wieder in sich zusammenfallen. Aber: Im vergangenen Jahr soll es schon einmal Gespräche zwischen den beiden Unternehmen gegeben haben, die vom Geschäftsmodell gut zueinander passen würden. Beide versorgen Gastronomen mit Lebensmitteln.
Die Metro ist nach der Trennung von der Warenhauskette Real mit der Ausrichtung auf Hotels, Restaurants und Gastonomen zu ihren Ursprüngen zurückgekehrt. Das Management hatte an die Trennung von Real sowie zuvor von Galeria Kaufhof und dem Elektronikhandel (Media Markt, Saturn) die Hoffnung geknüpft, attraktiver für Investoren zu werden. Doch seit Sommer 2017, seit der Aufspaltung der alten Metro, ist der Aktienkurs um ein Drittel gefallen – die Kursexplosion vom Dienstag schon eingerechnet.