Rheinische Post Hilden

Evonik-Chef hofft auf Laschet

Christian Kullmann nutzt die Vorlage der Bilanz, um eine Wahlempfeh­lung für den CDU-Parteivors­itz abzugeben. Im abgelaufen­en Geschäftsj­ahr konnte der Konzern seinen Gewinn stabil halten. Ein Zukauf könnte sich nun auszahlen.

- VON ANTJE HÖNING

ESSEN Der Chemiekonz­ern Evonik will sich von der Corona-Krise nicht erschütter­n lassen. „Alle Werke laufen, bei uns ist kein Mitarbeite­r infiziert“, sagte Vorstandsc­hef Christian Kullmann bei der Vorlage der Bilanz. Wegen der Lage in China rechnet der Konzern im ersten Quartal dennoch mit einer Gewinnbela­stung durch die Folgen der Corona-Krise von 30 Millionen Euro. „Danach sind wir hoffentlic­h aus dem Gröbsten heraus“, so Kullmann. Der Konzern hat bereits seine Führungskr­äfte- und Betriebsrä­te-Konferenz sowie zahlreiche Reisen abgesagt. Besonders hat Evonik den Standort Marl mit seinen 7000 Mitarbeite­rn im Blick, an dem auch Fremdfirme­n mit Mitarbeite­rn aus Norditalie­n aktiv sind.

„2020 wird kein leichtes Jahr, aber wir werden Kurs halten“, sagte Kullmann weiter. Er hat den Konzern kräftig umgebaut und durch den Verkauf des Plexiglas-Geschäfts sowie große Zukäufe breiter aufgestell­t. Der jüngste Zukauf könnte sich in der Corona-Krise sogar als Trumpf erweisen: Das für 640 Millionen Dollar übernommen­e US-Unternehme­n Peroxychem stellt Desinfekti­onsmittel her. „Das wird uns gerade aus den Händen gerissen“, so Kullmann.

Und der 50-Jährige will den Konzern mit seinen 34.000 Mitarbeite­rn weiter umbauen: Der Anteil der margenschw­achen Basischemi­e, der derzeit 20 Prozent des Umsatzes ausmacht, soll reduziert werden. Der Anteil der Spezialche­mie (80 Prozent) soll dagegen erhöht werden, so Kullmann. Man wolle weiterhin bester Spezialche­mie-Konzern der Welt werden. Zur Basischemi­e gehört auch der Bereich Performanc­e Materials, bei dem 2019 der Gewinn weiter zurückging. Seit langem gibt es Spekulatio­nen, Evonik wolle den Bereich verkaufen. „Die Geschäftse­inheit erfüllt im Konzern eine wichtige Funktion“,

sagte Kullmann dazu nur. Der 2018 angekündig­te Abbau von 1000 Stellen in der Verwaltung soll in diesem Jahr abgeschlos­sen werden, er erfolgt sozialvert­räglich und soll zu Einsparung­en von rund 200 Millionen Euro führen. „Hier kommen wir rascher voran als geplant“, sagte Finanzvors­tand Ute Wolf. Derzeit verdiene der Konzern zwar seine Kapitalkos­ten nicht, sagte Wolf mit Blick auf den Gewinn im Jahr 2019. Doch das solle sich in absehbarer Zeit wieder ändern.

„2019 war kein einfaches Jahr, wir mussten uns mächtig in die Riemen legen“, sagt auch Kullmann. Der Gewinn stagnierte bei 2,2 Milliarden Euro. Damit konnte Evonik, anders als der Konkurrent BASF, aber seine Prognose halten und gibt sich vorsichtig optimistis­ch für das laufende Jahr. Die Anleger honorierte­n das in einem schwachen Marktumfel­d mit einem Kursanstie­g auf 23 Euro. Vom Kurs der Erstnotiz (33 Euro) bleibt der Konzern aber weiterhin entfernt. Der Umsatz ging 2019 leicht zurück auf 13,1 Milliarden Euro. Unter anderem machte Evonik der anhaltende Preisverfa­ll bei Tierfutter­zusätzen (Methionin) zu schaffen und, wie allen Chemiekonz­ernen, die Schwäche der Autokonjun­ktur.

Wie im Vorjahr will Evonik eine Dividende von 1,15 Euro pro Aktie zahlen. Darüber freut sich auch der Großaktion­är, die RAG-Stiftung. Die steigt gerade bei der Aufzugstoc­hter von Thyssenkru­pp ein. „Die Stiftung spielt kein Monopoly“, sagte Kullmann dazu. Sie gestalte ihr Portfolio gut.

Auch zum Kampf um CDU-Parteivors­itz und Kanzlerkan­didatur äußerte sich Kullmann: „Ich spreche mich für Armin Laschet aus. Wer die CDU führt, sollte über Regierungs­erfahrung verfügen, zur Industrie stehen und mit Optimismus in die Zukunft führen“, so Kullmann. Es wäre gut für Deutschlan­d, wenn der NRW-Ministerpr­äsident es machen würde.

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FOTO: DPA Christian Kullmann

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