Platzverweis bringt die Wende für Bayer Leverkusen
LEVERKUSEN Als sich nach etwa 15 Minuten bedrückende Stille über die BayArena legte, war klar, dass der Fußball nur noch Nebensache war. Während sich Bayer Leverkusen und Union Berlin ein Duell um das Halbfinale des DFB-Pokals lieferten, machte ein medizinischer Notfall auf der Haupttribüne die Partie für eine knappe halbe Stunde zu einem Geisterspiel. Fans beider Lager verzichteten aus Respekt vor der Situation auf Gesänge, die Kommandos der Spieler und Trainer waren bis unter das Stadiondach hörbar. Bis zur Halbzeit war die Lage entschärft und der betroffene Fan nach erfolgreicher Reanimation auf dem Weg ins Krankenhaus.
Kurz vor der Halbzeit brandete aber doch noch Jubel auf – zumindest im Gästeblock. Marcus Ingvartsen
hatte den Außenseiter aus der Hauptstadt in einer bis dahin zähen Partie per Kopfball nach Flanke von Marius Bülter in Führung gebracht. Bayer wirkte bis dahin uninspiriert, fahrig und einem Pokal-Viertelfinale schlichtweg nicht angemessen, Berlin verteidigte konzentriert.
Die zweiten 45 Minuten standen also wieder im Zeichen des Fußballs – und es ist davon auszugehen, dass Bayers Trainer Peter Bosz sehr deutlich in der Kabine wurde. Die Fans beider Lager jedenfalls wurden es und lieferten sich einen Wettbewerb, wer den DFB mit mehr Dezibel beschimpfen konnte. Die Gastgeber waren jetzt am Drücker, dabei aber vorerst nicht zwingend genug.
Die Gelb-Rote Karte gegen Christopher Lenz schürte im Leverkusener Lager die Hoffnung auf eine Wende in Überzahl – und tatsächlich: Der gerade erst eingewechselte Karim Bellarabi erzielte mit seinem ersten Ballkontakt nach einem Sololauf das 1:1 (72.). Bayer schaltete in den Powerplay-Modus, musste aber trotz diverser Großchancen bis in die Schlussphase zittern. Charles Aránguiz bewahrte die Werkself schließlich mit einem Kopfballtor nach Ecke von Kerem Demirbay vor der Verlängerung (86.), Moussa Diaby beseitigte nach einem Konter alle Restzweifel.