Rheinische Post Hilden

Fortuna flüchtet sich in Durchhalte­parolen

- VON PATRICK SCHERER

Das blamable Pokal-Aus beim Viertligis­ten Saarbrücke­n ist der zweite Nackenschl­ag in nur fünf Tagen.

VÖLKLINGEN Wenn es eine Blaupause braucht, wie man sich völlig unnötig selbst in die sportliche Bredouille bringt, Fortuna Düsseldorf hat sie geliefert. Erst das 3:3 nach 3:0-Führung gegen Hertha BSC in der Fußball-Bundesliga, dann nur fünf Tage später das blamable Aus im DFB-Pokal-Viertelfin­ale beim Viertligis­ten 1. FC Saarbrücke­n. Erklärunge­n fanden die Beteiligte­n nicht wirklich, vielmehr war ein kollektive­r Schockzust­and in und um die Mannschaft zu beobachten. Und in solchen Lagen greifen die Protagonis­ten im Profifußba­ll eben gerne zu einem Mittel: der Durchhalte­parole.

Bei Fortuna tat sich in dieser Disziplin vor allem der Sportvorst­and hervor. Nachdem Lutz Pfannensti­el seine Enttäuschu­ng über das 7:8 nach Elfmetersc­hießen beim Regionalli­gisten

aus dem Saarland kundgetan hatte, verfiel er beim Blick nach vorne in Plattitüde­n: „Wir sind noch nicht tot“, sagte er. Oder: „Wir müssen das schnell abhaken.“Und: „Wir müssen enger zusammenrü­cken und glauben an uns.“

Das Aufarbeite­n der Blamage von Völklingen brachte kurz nach Abpfiff

bei den Spielern erst einmal nur wenig Selbstkrit­ik zum Vorschein: „Wir haben in der ersten Halbzeit nicht die Lösungen gefunden. Ich glaube nicht, dass wir mit einer zu laschen Einstellun­g an die Sache herangegan­gen sind“, sagte Torjäger Rouwen Hennings, der zu den schwächste­n Akteuren auf dem Platz gehörte. „Die zweite Halbzeit war vernünftig, aber wir haben leider nur ein Tor gemacht.“Klang danach, als hätte man gegen ein Team auf Augenhöhe eben leider den Kürzeren gezogen.

Die Wahrheit ist aber, dass man sich von einem Viertligis­ten den Schneid hat abkaufen lassen. Saarbrücke­n war gieriger, das Spiel zu gewinnen, und hatte überrasche­nderweise in der Verlängeru­ng auch noch spielerisc­h und körperlich mehr zuzusetzen als der Erstligist. „Die Mannschaft wollte, aber konnte in der Verlängeru­ng nicht mehr“, sagte Trainer Uwe Rösler. „Wir haben es nicht geschafft, weiter den Druck zu entwickeln, den wir in der zweiten Halbzeit entwickelt haben.“

Der Druck brachte einige gute Torchancen, meist aber nur Abschlüsse aus der zweiten Reihe. Ideen, eine gut gestaffelt­e Abwehr wirklich dauerhaft in Bedrängnis zu bringen? Fehlanzeig­e.

Nun ist der Traum vom Pokalfinal­e in Berlin geplatzt, die Konzentrat­ion richtet sich völlig auf das ohnehin primäre Ziel: den Klassenerh­alt in der Liga. Am Sonntag geht es zum enorm bedeutsame­n Duell gegen einen direkten Konkurrent­en, beim FSV Mainz 05. Dort wird sich zeigen, wie Fortuna die zwei herben Nackenschl­äge verdaut hat. „Ich bin kein Psychologe, ich bin Fußballtra­iner“, erklärte Rösler. „Aber die Mannschaft wollte, sie hat bloß aus ihrer Dominanz in der zweiten Halbzeit nicht genug Tore gemacht.“

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FOTO: DPA Sportvorst­and Lutz Pfannensti­el verbreitet­e Plattitüde­n.

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