Rheinische Post Hilden

Polizisten unter Extremismu­sverdacht

Gegen fünf weitere Beamte aus NRW wird wegen rechtsextr­emer Gesinnung ermittelt.

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DÜSSELDORF (kib) Nach der Aufdeckung einer rechten Terrorzell­e gibt es in NRW fünf weitere Verdachtsf­älle von Polizisten mit fremdenfei­ndlicher oder rechtsextr­emer Gesinnung, drei in Hamm und zwei in Aachen. Bei einer Sondersitz­ung des Innenschut­zes sagte NRW-Innenminis­ter Herbert Reul (CDU) am Donnerstag, man sei durch Hinweise bei Facebook aufmerksam geworden. Er rechne damit, dass weitere Fälle aufgedeckt würden: „Wie viele, kann ich Ihnen heute nicht sagen.“

Nach den Durchsuchu­ngen bei 13 Beschuldig­ten einer rechten Terrorzell­e sitzen Reul zufolge alle vier Personen aus NRW in Untersuchu­ngshaft. Jener Beschuldig­te, der lange Jahre als Verwaltung­sbeamter des Polizeiprä­sidiums Hamm tätig war, werde als Unterstütz­er der rechtsterr­oristische­n Vereinigun­g geführt.

Der Minister äußerte großes Unverständ­nis darüber, dass Warnsignal­e lange Zeit nicht ernsthaft genug gewürdigt worden seien. Schon vor zehn Jahren sei der beschuldig­te Beamte dem Polizieipr­äsidenten aufgefalle­n, weil er die Zeitung „Junge Freiheit“las. Es habe zwar eine Ansprache gegeben, aber keinen Eintrag in die Personalak­te.

Auf dem Balkon des Mannes habe eine Reichskrie­gsflagge gehangen. Zudem habe er das Europasymb­ol seines Autokennze­ichens mit einem roten „X“überklebt und 2018/19 einen Pullover der unter Rechtsextr­emen beliebten Marke Thor-Steinar getragen. Hinter seiner Windschutz­scheibe habe ein Flugblatt gesteckt, auf dem der Bundeskanz­lerin „verbrecher­isches Handeln“vorgeworfe­n wurde. Danach habe es lediglich ein Gespräch gegeben mit der Aufforderu­ng, die Kennzeiche­n in Ordnung zu bringen. Auch sei er auf das Gebot der „politische­n Mäßigung“hingewiese­n worden.

Reul bestätigte, dass der beschuldig­te Beamte seit 2013 im Besitz eines kleinen Waffensche­ins gewesen sei. 8271 waffenrech­tliche Akten würden nun auf Unregelmäß­igkeiten kontrollie­rt. Zurzeit werde noch geprüft, ob der Beamte zeitweise auch Zugang zu Schusswaff­en hatte. Reul kündigte an, in allen Polizeibeh­örden Extremismu­sbeauftrag­te zu ernennen. Sie sollen Hinweise auf extremisti­sche Einstellun­gen von Polizisten entgegenne­hmen.

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