Rheinische Post Hilden

Mehr Zeichen gegen Rechtsextr­emismus

- VON GREGOR MAYNTZ

or Hanau bemühte sich die AfD, den Eindruck von Mäßigung als erster AfD-Pflicht entstehen zu lassen. Nach Hanau zeigte sich

AfD bemüht, sprachlich weiter abzurüsten. Wäre dieser Kurs ernst gemeint gewesen, wäre im Bundestag bei der Debatte über die Konsequenz­en aus den rassistisc­hen Morden von Hanau eine gute Gelegenhei­t gewesen, sich einzureihe­n. Die AfD hätte Mitgefühl und Trauer zeigen können. Sie tat es nicht. Sie hätte applaudier­en können, als Omid Nouripour von sich und anderen deutschen Abgeordnet­en sprach, die mit dem Tode bedroht werden, und trotzig sagte, sie würden den Rassisten nicht ihren Hass und schon gar nicht ihre Angst schenken. Alle klatschten unterstütz­end. Die AfD nicht. Sie hielt sich lieber an einem „Ja, aber der Linksextre­mismus“und „Ja, aber der Islamismus“fest. Natürlich muss jede extremisti­sche Erscheinun­g in den Blick genommen werden. Doch wenn der Rechtsextr­emismus den Rechtsterr­orismus bewirkt und zur größten Bedrohung von Demokratie und Gesellscha­ft wird, ist ein „Ja, aber“keine Lösung.

Auf diesem Feld hat es über Jahrzehnte ein Defizit der Sicherheit­sbehörden gegeben. Nun werden eiligst Hunderte neue Stellen geschaffen, neue Referate, neue Schwerpunk­te bis hin in das Bundeskabi­nett gebildet. Das reicht jedoch nicht aus. Auch das Parlament muss ran. Debatten wie die am Donnerstag sind wichtig und können vieles offenlegen. Hinzukomme­n muss jedoch auch eine Enquete-Kommission, die den Gründen von Rassismus, Antisemiti­smus und Muslimfein­dlichkeit auf den Grund geht und Strategien zu ihrer Bekämpfung entwickelt. Das Parlament sollte zudem spiegelbil­dlich zum neuen Kabinettsa­usschuss ebenfalls ein eigenes Gremium gegen Rechtsextr­emismus ins Leben rufen. Kampf braucht auch Struktur.

BERICHT NACH HANAU „AUFSTAND DER ANSTÄNDIGE­N“. . ., POLITIK

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