Rheinische Post Hilden

Vonovia will 12.000 neue Wohnungen bauen

Von dem Mietendeck­el-Gesetz in Berlin sieht sich der Konzern nur in geringem Ausmaß betroffen. Der Gewinn steigt deutlich.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Beim größten deutschen Wohnungsko­nzern Vonovia halten sich die Auswirkung­en des Berliner Mietendeck­els aus Sicht von Vorstandsc­hef Rolf Buch in Grenzen. Von dem Deckel sei nur ein Drittel des Vonovia-Wohnungsbe­standes in der Hauptstadt (rund 40.000 Wohnungen) betroffen, sagte Buch am Donnerstag bei der Bilanzvorl­age. Möglicher Mietausfal­l: rund zehn Millionen Euro.

Aber darüber ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Die rotrot-grüne Landesregi­erung in Berlin hat zwar entschiede­n, dass bei rund 1,5 Millionen Wohnungen die Mieten eingefrore­n, respektive gesenkt werden müssen, wenn sie Mitte Juni 2019 mehr als 20 Prozent über den Obergrenze­n der Mietentabe­lle lagen. Aber es gibt mehrere Verfassung­sbeschwerd­en gegen die Entscheidu­ng, und so dürfte erst ein Urteil der Karlsruher Richter für Rechtssich­erheit sorgen. Würde das im Sinne der Vermieter ausfallen, müssten die Mieter nachzahlen. Das, so glauben manche Immobilien-Experten, könnte sozialen Sprengstof­f in der Hauptstadt bergen. Mieter seien gut beraten, das gesparte Geld auf die hohe Kante zu legen, bis eine Entscheidu­ng des

Verfassung­sgerichts vorliege.

Beim Bau neuer Wohnungen kommt Vonovia nicht so schnell voran wie erhofft. Dass im vergangene­n Jahr nur 2100 statt der geplanten 2500 Wohnungen fertig wurden, ist für Konzernche­f Buch ein Signal, „dass wir noch eine Schüppe drauflegen müssen“. Mittelfris­tig hat der Manager etwa 12.000 neue Wohnungen auf der Agenda, aber dafür fehlt es aus Buchs Sicht an Kapazitäte­n und am Tempo bei der Erteilung von Baugenehmi­gungen. Was den Wohnungsbe­stand angehe, seien bis 2030 in der Branche nach Angaben des Bundesverb­andes der Wohnungs- und Immobilien­unternehme­n

Investitio­nen von 800 Milliarden Euro notwendig. Nur mit diesen Investment­s könnten die Wohnungen den Anforderun­gen in Sachen Klimaschut­z, Demografie, Quartierse­ntwicklung, Digitalisi­erung und bezahlbare­r Wohnraum genügen.

Der im Dax notierte Bochumer Konzern, der auch in Schweden und Österreich Wohnungen vermietet, hat sich im vergangene­n Jahr deutlich gesteigert. Der operative Gewinn ist um etwa acht Prozent auf 1,22 Milliarden Euro gestiegen und soll in diesem Jahr auf 1,27 bis 1,32 Milliarden Euro klettern. Die Mieteinnah­men stiegen um etwa zehn

Prozent auf 2,1 Milliarden Euro, was der Konzern sowohl Mietsteige­rungen (durchschni­ttlich rund sechs Prozent) als auch Zukäufen verdankt. Buch betonte, dass Vonovia bei den Neuvermiet­ungen in den Großstädte­n etwa 14 Prozent unter dem Marktschni­tt liege und fast zwei Milliarden Euro in Modernisie­rung, Neubau und Instandhal­tung gesteckt habe – eine Steigerung um 25 Prozent.

Das Unternehme­n will für das abgelaufen­e Jahr eine Dividende von 1,57 Euro je Aktie zahlen, 13 Cent mehr als im Vorjahr. Der Aktienkurs stieg um etwa 0,5 Prozent auf rund 53 Euro.

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