Rheinische Post Hilden

Der harte Weg zum Handwerksm­eister

Athanasios Mahlelis ist einer von 939 neuen Meistern. Handwerks-Präsident Ehlert mahnt die Politik, Bürokratie abzubauen.

- VON CHRISTIAN KANDZORRA

DÜSSELDORF Für seinen Meisterbri­ef hat Athanasios Mahlelis bereits einen guten Platz gefunden: Die Urkunde soll gleich neben der seines Schwiegerv­aters aufgehängt werden, gut sichtbar platziert im Betrieb. Der 32-Jährige ist stolz: Nach mehr als zwei Jahren Doppelbela­stung durch Beruf und Abendschul­e hat es der Düsseldorf­er mit griechisch­en Wurzeln geschafft. Er ist einer von 939 Jungmeiste­rn der Handwerksk­ammer Düsseldorf. Die Prüfung hat er mit Bravour bestanden, mit seinem Notenschni­tt wurde er Jahrgangsb­ester. Jetzt ist er Meister der Orthopädie­technik – ein alter Beruf, in dem es vor allem um die Herstellun­g und Anpassung von Prothesen geht.

Nach drei Jahren Ausbildung bei der Firma Ginko und vier Jahren Tätigkeit als Geselle entschied sich Mahlelis, seinen Meister zu machen. Sein Chef und Schwiegerv­ater Claus Ginko sowie die Familie unterstütz­ten ihn. Tagsüber arbeitete er Vollzeit, drei Tage pro Woche ging er abends zur Schule, wo er mit weiteren 24 angehenden Meistern etwa in kaufmännis­chen Bereichen fortgebild­et wurde und den Ausbilders­chein machte. Trotz aller Strapazen lohne es sich, den Meistertit­el zu machen und so „Bachelor Profession­al“zu werden: „Ich habe viel gelernt. Für mich ist das eine Grundlage, um beruflich aufzusteig­en.“Aber nicht jeder kann es sich leisten: Wer sich die Doppelbela­stung nicht zutraut oder sich voll auf die Meistersch­ule konzentrie­ren will, muss finanziell­e Einbußen verkraften.

Für Mahlelis ist der Meister die Basis der Selbständi­gkeit: Eines Tages wird er den Betrieb übernehmen. „Zu meinem Beruf zählen nicht nur die Arbeit in der Werkstatt, sondern auch Gespräche mit Krankenkas­sen oder das Erstellen von Kostenvora­nschlägen.“Auch weiß er um die Verantwort­ung bei Personalfr­agen: Mahlelis will neue Fachkräfte ausbilden.

Ein Wermutstro­pfen: Die große Meisterfei­er am Sonntag wurde wegen der Corona-Krise abgesagt. Am Donnerstag ehrte Handwerks-Präsident

Andreas Ehlert stellvertr­etend drei junge Meister und mahnte die Politik, den jungen Menschen den Rücken freizuhalt­en. „Auf Bundeseben­e regiert eine Koalition, die Entscheidu­ngen trifft, die jungen Menschen nicht helfen oder ihnen gar das Leben schwer machen.“Ehlert kritisiert­e die Bürokratie und die fehlende Kraft für eine durchgreif­ende Steuerrefo­rm. Fachkräfte seien es, die weiter den Solidarzus­chlag zahlen sollen. „Das ist eine Ohrfeige für die Leistungst­räger unserer Gesellscha­ft“, so Ehlert. „Die Bürokratie nimmt überhand, das ist ein Klotz am Bein“, sagt auch Athanasios Mahlelis. Das Ausfüllen von Formularen fresse Zeit – Zeit, die für Patienten fehle.

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FOTO: BAUER Jahrgangsb­ester: Athanasios Mahlelis in seiner Werkstatt.

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