Der harte Weg zum Handwerksmeister
Athanasios Mahlelis ist einer von 939 neuen Meistern. Handwerks-Präsident Ehlert mahnt die Politik, Bürokratie abzubauen.
DÜSSELDORF Für seinen Meisterbrief hat Athanasios Mahlelis bereits einen guten Platz gefunden: Die Urkunde soll gleich neben der seines Schwiegervaters aufgehängt werden, gut sichtbar platziert im Betrieb. Der 32-Jährige ist stolz: Nach mehr als zwei Jahren Doppelbelastung durch Beruf und Abendschule hat es der Düsseldorfer mit griechischen Wurzeln geschafft. Er ist einer von 939 Jungmeistern der Handwerkskammer Düsseldorf. Die Prüfung hat er mit Bravour bestanden, mit seinem Notenschnitt wurde er Jahrgangsbester. Jetzt ist er Meister der Orthopädietechnik – ein alter Beruf, in dem es vor allem um die Herstellung und Anpassung von Prothesen geht.
Nach drei Jahren Ausbildung bei der Firma Ginko und vier Jahren Tätigkeit als Geselle entschied sich Mahlelis, seinen Meister zu machen. Sein Chef und Schwiegervater Claus Ginko sowie die Familie unterstützten ihn. Tagsüber arbeitete er Vollzeit, drei Tage pro Woche ging er abends zur Schule, wo er mit weiteren 24 angehenden Meistern etwa in kaufmännischen Bereichen fortgebildet wurde und den Ausbilderschein machte. Trotz aller Strapazen lohne es sich, den Meistertitel zu machen und so „Bachelor Professional“zu werden: „Ich habe viel gelernt. Für mich ist das eine Grundlage, um beruflich aufzusteigen.“Aber nicht jeder kann es sich leisten: Wer sich die Doppelbelastung nicht zutraut oder sich voll auf die Meisterschule konzentrieren will, muss finanzielle Einbußen verkraften.
Für Mahlelis ist der Meister die Basis der Selbständigkeit: Eines Tages wird er den Betrieb übernehmen. „Zu meinem Beruf zählen nicht nur die Arbeit in der Werkstatt, sondern auch Gespräche mit Krankenkassen oder das Erstellen von Kostenvoranschlägen.“Auch weiß er um die Verantwortung bei Personalfragen: Mahlelis will neue Fachkräfte ausbilden.
Ein Wermutstropfen: Die große Meisterfeier am Sonntag wurde wegen der Corona-Krise abgesagt. Am Donnerstag ehrte Handwerks-Präsident
Andreas Ehlert stellvertretend drei junge Meister und mahnte die Politik, den jungen Menschen den Rücken freizuhalten. „Auf Bundesebene regiert eine Koalition, die Entscheidungen trifft, die jungen Menschen nicht helfen oder ihnen gar das Leben schwer machen.“Ehlert kritisierte die Bürokratie und die fehlende Kraft für eine durchgreifende Steuerreform. Fachkräfte seien es, die weiter den Solidarzuschlag zahlen sollen. „Das ist eine Ohrfeige für die Leistungsträger unserer Gesellschaft“, so Ehlert. „Die Bürokratie nimmt überhand, das ist ein Klotz am Bein“, sagt auch Athanasios Mahlelis. Das Ausfüllen von Formularen fresse Zeit – Zeit, die für Patienten fehle.