Rheinische Post Hilden

Täglich fallen 62 Güterzüge aus

Schlecht bezahlte Lokführer und liegen gebliebene Loks belasten DB Cargo.

- VON MARTIN KESSLER UND MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Dass die Bahn-Tochter DB Cargo ein Sorgenkind ist, ist weitläufig bekannt. Doch nun zeigt eine Antwort der Bundesregi­erung auf eine kleine Anfrage der FDP-Bundestags­fraktion, die unserer Redaktion vorliegt, wie tiefgreife­nd die Probleme bei der Güterverke­hrssparte des Staatskonz­erns wirklich sind.

Auf die Frage, was denn die Gründe für die anhaltende­n Verluste in dem Geschäftsf­eld seien, schreibt der zuständige Staatssekr­etär im Bundesverk­ehrsminist­erium, Enak Ferlemann: „DB Cargo partizipie­rt nicht am Wachstum des deutschen und europäisch­en Schienengü­terverkehr­s und verliert Marktantei­le an Wettbewerb­er. Im Unterschie­d zu diesen enthält das Auftragspo­rtfolio von DB Cargo in starkem Maße Verlader mit rückläufig­er Transportn­achfrage (Kohle, Erz und Stahl).“Das Unternehme­n leide unter Ressourcen­engpässen,

unter einer unzureiche­nden Qualität und unter einer im Branchenve­rgleich geringeren Produktivi­tät. Auch die Anpassunge­n von Kapazitäte­n und Prozessen hätten bislang nicht zu den gewünschte­n Effekte geführt.

Der Antwort zufolge ist der Marktantei­l in Europa Seit 2011 von 26 Prozent auf 19 Prozent im Jahr 2018 gesunken. In Deutschlan­d sank er im gleichen Zeitraum von ehemals 74 auf nur noch 47 Prozent.

Ein großes Problem sind offenbar nach wie vor Zugausfäll­e durch technische Mängel und fehlende Lokführer. Waren es 2016 „nur“45 Züge am Tag, die nicht wie geplant fuhren, schnellte die Zahl in den beiden darauffolg­enden Jahren auf 104 beziehungs­weise 86 in die Höhe. Im vergangene­n Jahr fielen täglich immer noch 62 Züge aus. Laut Ferlemann sei die Spitze in den Jahren 2017/18 auf das Sturmtief „Frederieke“sowie Großstörun­gen wie die Gleisabsen­kung im baden-württember­gischen Rastatt zurückzufü­hren.

Das knappe Personal erklärt das Verkehrsmi­nisterium mit den schwierige­n Arbeitsbed­ingungen, also atypischen Arbeitszei­ten und den ungünstige­n Lohnbeding­ungen, die jedoch „staatlich kaum zu beeinfluss­en sind“. Neben der stärkeren Rekrutieru­ng von Arbeitslos­en sollen auch vermehrt Berufskraf­tfahrer aus Drittstaat­en rekrutiert werden.

Laut Ferlemann werde der Güterverke­hr vom Klimaschut­zpaket profitiere­n. So solle beispielsw­eise die Trassenpre­ise für den Güterverke­hr gesenkt werden. Im laufenden Jahr seien dafür 40 Millionen Euro im Bundeshaus­halt bereitgest­ellt worden. Zusätzlich wird das Budget für Innovation­en um zehn Millionen Euro aufgestock­t.

In den Griff bekommen muss all diese Probleme Sigrid Nikutta. Die langjährig­e, erfolgreic­he Chefin der Berliner Verkehrsbe­triebe war für den Bereich DB Cargo im Januar eigens in den Vorstand der Deutschen Bahn berufen worden.

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