Täglich fallen 62 Güterzüge aus
Schlecht bezahlte Lokführer und liegen gebliebene Loks belasten DB Cargo.
DÜSSELDORF Dass die Bahn-Tochter DB Cargo ein Sorgenkind ist, ist weitläufig bekannt. Doch nun zeigt eine Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion, die unserer Redaktion vorliegt, wie tiefgreifend die Probleme bei der Güterverkehrssparte des Staatskonzerns wirklich sind.
Auf die Frage, was denn die Gründe für die anhaltenden Verluste in dem Geschäftsfeld seien, schreibt der zuständige Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Enak Ferlemann: „DB Cargo partizipiert nicht am Wachstum des deutschen und europäischen Schienengüterverkehrs und verliert Marktanteile an Wettbewerber. Im Unterschied zu diesen enthält das Auftragsportfolio von DB Cargo in starkem Maße Verlader mit rückläufiger Transportnachfrage (Kohle, Erz und Stahl).“Das Unternehmen leide unter Ressourcenengpässen,
unter einer unzureichenden Qualität und unter einer im Branchenvergleich geringeren Produktivität. Auch die Anpassungen von Kapazitäten und Prozessen hätten bislang nicht zu den gewünschten Effekte geführt.
Der Antwort zufolge ist der Marktanteil in Europa Seit 2011 von 26 Prozent auf 19 Prozent im Jahr 2018 gesunken. In Deutschland sank er im gleichen Zeitraum von ehemals 74 auf nur noch 47 Prozent.
Ein großes Problem sind offenbar nach wie vor Zugausfälle durch technische Mängel und fehlende Lokführer. Waren es 2016 „nur“45 Züge am Tag, die nicht wie geplant fuhren, schnellte die Zahl in den beiden darauffolgenden Jahren auf 104 beziehungsweise 86 in die Höhe. Im vergangenen Jahr fielen täglich immer noch 62 Züge aus. Laut Ferlemann sei die Spitze in den Jahren 2017/18 auf das Sturmtief „Frederieke“sowie Großstörungen wie die Gleisabsenkung im baden-württembergischen Rastatt zurückzuführen.
Das knappe Personal erklärt das Verkehrsministerium mit den schwierigen Arbeitsbedingungen, also atypischen Arbeitszeiten und den ungünstigen Lohnbedingungen, die jedoch „staatlich kaum zu beeinflussen sind“. Neben der stärkeren Rekrutierung von Arbeitslosen sollen auch vermehrt Berufskraftfahrer aus Drittstaaten rekrutiert werden.
Laut Ferlemann werde der Güterverkehr vom Klimaschutzpaket profitieren. So solle beispielsweise die Trassenpreise für den Güterverkehr gesenkt werden. Im laufenden Jahr seien dafür 40 Millionen Euro im Bundeshaushalt bereitgestellt worden. Zusätzlich wird das Budget für Innovationen um zehn Millionen Euro aufgestockt.
In den Griff bekommen muss all diese Probleme Sigrid Nikutta. Die langjährige, erfolgreiche Chefin der Berliner Verkehrsbetriebe war für den Bereich DB Cargo im Januar eigens in den Vorstand der Deutschen Bahn berufen worden.