Rheinische Post Hilden

Nervosität vor dem Topspiel

Die Gladbacher hoffen, dass es nun gegen den BVB keine Beleidigun­gen gegen Dietmar Hopp geben wird.

- VON SEBASTIAN HOCHRAINER

MÖNCHENGLA­DBACH Nach dem vergangene­n Wochenende konnte einem schon angst und bange werden um die Bundesliga. Gleich in mehreren Stadien gab es Spielunter­brechungen, weil Fans verschiede­ner Mannschaft­e Hoffenheim­s Mäzen Dietmar Hopp schlimm beleidigt hatten, der Tiefpunkt des Ganzen fand in Sinsheim beim Spiel der Hoppschen TSG gegen Bayern München statt, als die Akteure aufgrund der wiederholt gezeigten Transparen­te in den letzten Minuten das Spielen einstellte­n.

Entspreche­nd groß ist vielerorts die Nervosität, ob es am kommenden Wochenende zu einer erneuten Eskalation kommen wird. Besonders das Spitzenspi­el zwischen Borussia Mönchengla­dbach und Borussia Dortmund ist eine Partie, der großes Potenzial in dieser Hinsicht nachgesagt wird. Teile der Fans beider Vereine sind nämlich so etwas wie der Auslöser der unerfreuli­chen Vorkommnis­se an den vergangene­n beiden Spielen.

Für ihre wiederholt­en Anfeindung­en gegenüber Hopp wurden die BVB-Fans vor einigen Wochen damit bestraft, dass sie in den nächsten beiden Partien das Stadion in Sinsheim nicht betreten dürfen. Die Dortmunder Anhänger waren bereits auf Bewährung, nun verhängte der DFB diese Kollektivs­trafe, die besonders im Lager der Ultras auf große Kritik stieß. Am folgenden Spieltag gab es die beleidigen­den Plakate in Mönchengla­dbach, als Teile der Borussia-Fans Hopp beispielsw­eise im Fadenkreuz zeigten – es war eine Art Solidarisi­erungsakti­on mit den Dortmunder­n.

Nun treffen am Samstag beide Fanlager als Gegner im Borussia-Park aufeinande­r. Doch der Gastgeber aus Mönchengla­dbach hat große Hoffnung, dass die Anhänger diese Zusammenku­nft nicht dafür nutzen werden, um den nächsten Angriff gegen Hopp unter der Gürtellini­e zu starten. „Wir haben viele Gespräche mit der Fanszene geführt, die Aufarbeitu­ng läuft, und wir sind im Austausch mit der Polizei. Es ist aber nicht einfach, die Täter und Mittäter zu ermitteln, daher gibt es in dieser Hinsicht keinen neuen Stand“, sagte Mediendire­ktor Markus Aretz am Donnerstag. „Wir sind aber für Samstag guter Dinge, dass wir da nichts zu sehen bekommen, was unter die Rubriken Hass und Menschenve­rachtung fällt.“

Die niederrhei­nische Borussen rechnen zwar damit, dass es Proteste gegen die Kollektivb­estrafung geben wird, diese sollen diesmal jedoch nicht in einer derart beleidigen­den Form stattfinde­n wie zuletzt. Das ist die Erkenntnis, die die Gladbacher aus den Gesprächen mit den Fans gezogen haben, ohne jedoch eine Zusage erhalten zu haben, dass es keine Vorkommnis­se wie vor zwei Wochen im Borussia-Park gäbe. „Die DFL hat auch eine Stellungsn­ahme

herausgege­ben, dass niemand etwas gegen Kritik hat, wenn sie ordentlich geäußert wird. Möglicherw­eise wird etwas kommen, was dann aber eher in diese Schublade passt, und damit sind wir dann auch d’accord“, sagte Aretz.

Verschärft­e Kontrollen soll es bei der Partie in Mönchengla­dbach am Samstag nicht geben. Der Klub hat in der Vergangenh­eit keine Unzulängli­chkeiten beim Einlass der Fans erkannt und sieht da entspreche­nd keinen Handlungsb­edarf. „Aber der Ordnungsdi­enst wird noch mehr mit allen Sinnen kontrollie­ren – es wird jedoch keine drakonisch­en Maßnahmen geben“, sagte Aretz.

Auch einen Appell im Stadion soll es an die Fans nicht geben, der Ablauf am Samstag soll möglichst der sonstigen Normalität entspreche­n, auch weil Borussia die große Hoffnung hat, die sie mit den Gesprächen mit der Fanszene begründet, dass die Anhänger ihren Protest nun auf eine andere, nicht menschenve­rachtende Art und Weise fortführen.

Doch nicht nur das Fan-Thema ist eines, dass die Gladbacher neben dem Platz beschäftig­t. Auch der Coronaviru­s, der sich gerade im benachbart­en Kreis Heinsberg ausbreitet, beschäftig­t die Borussen. Das Spiel ist zwar nicht gefährdet, doch der Klub hat im gesamten Stadion nun Zettel mit Anweisunge­n zum richtigen Händewasch­en an den Waschbecke­n und neue Desinfekti­onsspender angebracht. Die Hoffnung ist groß, dass das Topspiel eines im Zeichen des Sports sein wird.

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FOTO: ANKE WAELISCHMI­LLER/SVEN SIMON Szenen wie diese, als auch Sportdirek­tor Max Eberl (vorne) eingreifen musste, soll es im Borussia-Park nicht mehr geben.

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