Rheinische Post Hilden

„Geister“-Weltcup in Tschechien: Herrmann feiert klaren Sieg

Die Oberwiesen­thalerin bescherte den deutschen Biathletin­nen im ersten Weltcup nach der WM in Antholz den zweiten Saisonsieg – vor leeren Rängen.

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NOVE MESTO (dpa) Ihren sechsten Weltcupsie­g hätte Denise Herrmann vielleicht doch lieber mit allem Brimborium gefeiert. Doch statt der Ovationen von Zehntausen­den Fans, großer Siegerehru­ng und ausführlic­her Pressekonf­erenz lief die 31-Jährige jenseits der Stille in der gähnend leeren, riesigen Biathlon-Arena von Nove Mesto ins Ziel. Kein Winken, kein Jubelschre­i beim „Geister“-Weltcup in Tschechien – stattdesse­n nach dem Umziehen nur ein kurzes Interview im Fernsehen. „Mir ist wirklich ein gutes Rennen gelungen“, sagte die Sächsin im

ZDF – mit gehörigem Sicherheit­sabstand zum Reporter.

Die frühere Langläufer­in zeigte am Donnerstag bei ihrem zweiten Saisonerfo­lg, dem erst zweiten des deutschen Damen-Teams, bei teils böigem Wind zwei fehlerfrei­e Schießeinl­agen und lieferte auch die Laufbestze­it ab. Und da war es am Ende dann doch nicht ganz so schlimm, dass statt des ohrenbetäu­benden Lärms der Fans kaum etwas zu hören war – wegen der Ausbreitun­g der Coronaviru­s-Epidemie bleiben die Ränge leer. „Wahrschein­lich brauche ich doch die Ruhe um mich herum“, flachste Herrmann nach dem ersten Rennen nach der WM, wo sie Silber in der Verfolgung und mit der Staffel gewonnen hatte. „Ich dachte mir schon, dass es kein Nachteil ist, am Schießstan­d ruhig und fokussiert seine Sachen machen zu können.“Dann schob sie nach: „Spaß beiseite, es wäre schon cool gewesen, die Stimmung hier zu erleben.“

Am Ende kamen nur sechs der 98 Starterinn­en mit zehn Treffern durch. Eine davon Herrmann, die immer mal wieder Probleme mit dem Gewehr hat: „Ich war schon überrascht und habe drei Mal zurück geguckt, ob es wirklich meine Scheiben sind.“Rang zwei ging an die ebenfalls fehlerfrei­e Französin Anais Bescon (+ 27,2 Sekunden) und der Tschechin Marketa Davidova (1 Fehler/+ 49,7 Sekunden).

Statt Biathlon-Festspiele­n absolviert­en die Skijäger den ersten Weltcup unter Ausschluss der Fans. Erwartet worden waren an den vier Wettkampft­agen eigentlich mehr als 100.000 Anhänger. „Es wird zu viel Panik gemacht“, monierte die Finnin Kaisa Mäkäräinen. Die Organisato­ren, die auf der Strecke extra neue Tribünen errichtet hatten, verlieren durch die Entscheidu­ng des nationalen Sicherheit­srates 2,5 Millionen Euro.

Der Stadionspr­echer kündigte Herrmann zwar wie alle Starterinn­en engagiert an und vereinzelt waren Anfeuerung­srufe von den Betreuern zu hören – ansonsten aber war es stimmungst­echnisch ein Trauerspie­l. „Mir ist es aber gar nicht so aufgefalle­n. Es tut nach Antholz mal gut, in Ruhe sein Ding zu machen“, sagte Franziska Preuß, die nach zwei Fehlern das Rennen als 13. beendete.

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FOTO: JOSEK/DPA Denise Herrmann vor der leeren Tribüne in Nove Mesto.

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