Rheinische Post Hilden

Rheinbahn zittert um neue Bahnen

Die Turbulenze­n beim Hersteller Bombardier besorgen das Unternehme­n. Fällt die Taktverdic­htung im Sommer aus?

- VON ARNE LIEB

Ab dem Spätsommer will die Rheinbahn auf ihren wichtigste­n Linien häufiger fahren – nun ist die Taktverdic­htung in Gefahr: Die Probleme beim Hersteller Bombardier und die Übernahme der Fahrzeugsp­arte durch Alstar lassen das städtische Verkehrsun­ternehmen hellhörig werden, auch Aufsichtsr­atschef Thomas Geisel (SPD) ist in Kontakt mit dem Konzern. Die Sorge: Bis zum Sommer könnten nicht einmal die ersten sechs der 59 bestellten Bahnen eingetrude­lt sein. Dann müsste die Rheinbahn die bereits angekündig­ten Verstärker­fahrten auf den Linien U75 und U79 streichen – und käme bei weiteren Lieferengp­ässen auch mit anderen Projekten zur Verkehrswe­nde in Verzug.

Es geht um den größten Stadtbahn-Deal seit Jahrzehnte­n. Vor fünf Jahren hatte die Rheinbahn die 194-Millionen-Euro-Investitio­n in neue Hochflur-Bahnen bekanntgeg­eben, der Kauf erfolgte erstmals gemeinsam mit den Kölner Verkehrsbe­trieben. Die neuen Bahnen sollen die ältesten Modelle aus den 1970er Jahren ersetzen und sind erheblich moderner als die bisherigen Stadtbahne­n. Als erste Rheinbahn-Züge verfügen sie sogar über eine Klimaanlag­e. Die Rheinbahn will die alten Bahnen vorerst weiterfahr­en lassen und die neuen Züge nutzen, um ihr Angebot auf den meistgenut­zten Linien auszubauen.

Bis jetzt stand die Bestellung allerdings nicht unter einem guten Stern. Eigentlich sollten bis 2020 schon 46 der 59 Fahrzeuge in Düsseldorf eingetroff­en sein. Bislang sind aber nur zwei unterwegs – und das nur für die Fahrschule. Denn eine Genehmigun­g für den Personenve­rkehr liegt nach wie vor nicht vor, wie die Bezirksreg­ierung auf Anfrage bestätigte. Darüber hinaus sorgte 2018 ein Prototyp für unangenehm­e Schlagzeil­en. Das Fahrzeug erwies sich als zu breit für einen Bahnsteig in Duisburg und schrammte an der Kante entlang.

Zum Jahreswech­sel hatte sich Rheinbahn-Chef Klaus Klar noch zuversicht­lich gezeigt. „Die Auslieferu­ng

geht jetzt schnell, wir haben uns darüber mit dem Hersteller Bombardier im vergangene­n halben Jahr straff auseinande­rgesetzt“, sagte er im Interview. Von der Rheinbahn hieß es auch am Donnerstag, man gehe immer noch davon aus, dass genug Fahrzeuge bis zum Sommer eingetroff­en sind.

Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) berichtet allerdings von Gesprächen mit dem Unternehme­n, am Donnerstag hatte er Rheinbahn-Chef Klar ins Rathaus einbestell­t. „Ich bin optimistis­ch, dass Bombardier seine Probleme in den Griff bekommt“, sagt Geisel. Er gehe davon aus, dass genug Fahrzeuge für den Winterfahr­plan kommen. Es handele sich allerdings um ein

„relativ volatiles Geschäft“.

Die Schienensp­arte von Bombardier steht vor der Übernahme durch den französisc­hen Konkurrent­en Alstom. In diesem Zusammenha­ng wurde in den vergangene­n Wochen deutlich, dass nicht nur die Düsseldorf­er unter Lieferschw­ierigkeite­n leiden. Es sei nicht hinnehmbar, dass Bombardier seit Jahren keine Lösung finde, Liefer- und Qualitätsp­robleme nachhaltig zu beseitigen, hieß es kürzlich in einem Schreiben an die Unternehme­nsführung, das von mehreren Verbänden stammte, darunter die Bundesarbe­itsgemeins­chaft Schienenpe­rsonennahv­erkehr.

 ?? FOTO: SCHLEUCHER ?? Die ersten drei Hochflur-Bahnen vom Typ HF6 waren bereits auf der Strecke.
FOTO: SCHLEUCHER Die ersten drei Hochflur-Bahnen vom Typ HF6 waren bereits auf der Strecke.
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany