Rheinische Post Hilden

Falscher Polizist muss für sechs Jahre ins Gefängnis

- VON WULF KANNEGIESS­ER

Als Mitglied einer Betrügerba­nde, die etliche Senioren um mindestens 1,6 Millionen Euro geprellt hat, muss ein 32-Jähriger aus Erkrath für sechs Jahre in Haft. So urteilte am Donnerstag das Landgerich­t nach einem Teilgestän­dnis des Angeklagte­n. Der hatte sich lediglich als Handlanger der Drahtziehe­r aus dem türkischen Izmir bezeichnet.

Laut Urteil war er aber mehr als das, nämlich als Dreh- und Angelpunkt für die Abholer der ergaunerte­n Preziosen, Goldmünzen und

Bargeldsum­men zuständig und dafür, diese Beute an die Auftraggeb­er weiterzure­ichen. In zwei von sieben Fällen konnte ihm laut Urteil eine direkte Tatmitwirk­ung nachgewies­en werden, in den übrigen Fällen wurde er der Hehlerei, Begünstigu­ng oder Geldwäsche schuldig gesprochen. Der Staatsanwa­lt hatte siebeneinh­alb Jahre Haft gefordert.

Dabei hatte der Angeklagte nach eigener Version von den ergaunerte­n Millionen in jedem Einzelfall nur 1000 bis 4000 Euro als Anteil erhalten. Laut Urteil muss er als Bandenmitg­lied jetzt trotzdem für eine Beute-Höhe von mehr als 220.000 Euro geradesteh­en.

Telefonisc­h hatten angebliche Polizisten oder falsche Staatsanwä­lte aus Izmir unter fingierten Rufnummern zwischen Juli 2018 und März 2019 betagte Opfer in Panik versetzt: Nach angebliche­r Festnahme rumänische­r Einbrecher sei ein Zettel mit Name und Adresse des Opfers entdeckt worden.

Eine Täter-Bande wolle demnach deren Haus oder Wohnung angreifen – und um ihr „Vermögen in Gefahr“jetzt zu sichern, sollten die Opfer ihre Wertsachen teils in Jutesäcken schnellste­ns vor der Tür deponieren, damit „Polizisten“die Wertsachen „sicherstel­len“könnten. Manche Opfer stellten Bargeld bis zu 770.000 Euro oder kiloweise Goldbarren vor die Tür, die von Abholern der Bande nur noch einkassier­t werden mussten.

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