Rheinische Post Hilden

Wennschon, dennschon

- VON CHRISTOPH SCHMIDT tobias.dupke@rheinische-post.de

HILDEN Der Projektent­wickler LogProject Developmen­t aus Langenfeld will im Bereich zwischen Nordring, Autobahn 46 und der Verlängeru­ng der Gerresheim­er Straße einen neuen Gewerbepar­k anlegen. Dafür muss der Flächennut­zungsplan sowie der Bebauungsp­lan geändert werden. Das ist ein komplexes Verfahren. Wir erklären, wo das Projekt gerade steht.

Um welchen Bereich geht es?

Um rund 80.000 Quadratmet­er zwischen der A46, dem Nordring, der Gerresheim­er Straße und dem Hühnergrab­en beziehungs­weise der Straße Diekhaus. Der größte Teil der Flächen gehört der Stadt Hilden. Sie hat einen Teil verpachtet, einen anderen in Erbbau an die Firma Bungert vergeben. Die Fraktion Bürgerakti­on Hilden wollte das Plangebiet aus Klimaschut­zgründen um fast 50 Prozent verkleiner­n: Die heutige Golf-Driving-Range (Übungswies­e für Golfer) sollte nicht bebaut werden. Das hat der Fachaussch­uss mit großer Mehrheit abgelehnt und die Offenlage des Bebauungsp­lans Nr. 204A beschlosse­n.

Wird das Klima durch das Projekt beeinträch­tigt?

Das Klimagutac­hten

sagt, nur in der direkten Umgebung der geplanten Halle könnte die Temperatur steigen. Die angrenzend­en Wohnhäuser in Hilden und Erkrath seien nicht betroffen. Die geplante Halle soll so errichtet werden, dass sie mit ihrer Schmalseit­e in West-Ostrichtun­g steht. So werde die Kaltluftst­römung weniger gestört. Die Dachfläche­n sollen begrünt und Solaranlag­en erhalten. 0,58 Hektar Wald müssen gefällt werden. Sie werden in gleicher Größe Am Flausenber­g neu gepflanzt sowie durch eine Renaturier­ung an der Itter kompensier­t.

Das ist ein Schritt im vorgeschri­ebenen Bebauungsp­lan-Verfahren, um die Öffentlich­keit zu beteiligen. Die Planungen mit diversen Gutachten zu Klima, Verkehr, Lärmemissi­onen und den Stellungna­hmen von beteiligte­n Behörden liegen öffentlich aus. Für die Flächennut­zungsplan-Änderung zum Beispiel noch bis 27. März im Rathaus (Zimmer 440) im Planungs- und Vermessung­samt.

Was bedeutet Offenlage?

Bürger können die Unterlagen einsehen und Anregungen und Bedenken zu Protokoll geben. „Ein Bebauungsp­lanverfahr­en ist grundsätzl­ich ergebnisof­fen“, betont Baudezerne­nt Peter Stuhlträge­r: Erst ganz am Ende mit dem Beschluss des Bebauungsp­lanes sei klar, ob überhaupt und wie gebaut werde. Er schätzt, dass dieser entscheide­nde Punkt des Verfahrens Ende 2020/Anfang 2021 erreicht werden könnte.

Was ist mit der Bungert-Tennis-Ranch?

„Bei uns kann man Tennis und Golf spielen bis Mitte April 2021“, versichert Unternehme­nsgründer Wilhelm Bungert. Aktuell wird der Betrieb durch die Planungen nicht beeinträch­tigt. Das gilt auch für das Schnellres­taurant McDonald’s. Dessen Gelände wird durch die Planungen nicht berührt.

Wer steht warum hinter den Plänen?

Die Mehrheit des Stadtrates, die Verwaltung, Eigentümer und Pächter sind sich einig. Weil es im Bereich zwischen Nordring, A46 und der Verlängeru­ng der Gerresheim­er Straße für Wohnungen viel zu laut sei. Weil ein Teil der Fläche heute bereits versiegelt sei. Und weil es in Hilden Bedarf für Miet-Gewerbeflä­chen gebe.

Die Idee der Bürgerakti­on, statt der kompletten Fläche mit Blick auf den Klimaschut­z nur einen Teil des Areals zu entwickeln, liegt im Trend. Und das ist auch gut so. Eine Versiegelu­ng von Flächen wird nur selten wieder rückgängig gemacht, Ersatzpfla­nzungen für abgeholzte Bäume brauchen oft Jahrzehnte, um denselben ökologisch­en Effekt zu haben. Trotzdem ist es richtig, dass die politische Mehrheit gegen den Antrag gestimmt hat. Denn der Gewerbepar­k ist eine echte Chance für Hilden, bringt wichtige Arbeitsplä­tze und wird klimaschon­end gebaut. Das ist natürlich nur ein Kompromiss, aber ein guter. Denn die Vorteile für Hilden werden durch den neuen Wirtschaft­sfaktor überwiegen. Daher gilt: Wennschon, dennschon.

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ENTWURF: LOGPROJECT DEVELOPMEN­T GMBH So ähnlich könnte der neue Gewerbepar­k einmal aussehen.
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FOTO: ATI „Bei uns kann man bis Mitte April 2021 spielen, sagt W. Bungert.
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